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1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer

1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer

Titel: 1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kleidung trug. Obwohl ich nur seinen Rücken sah, wusste ich, dass ich ihn nicht kannte. Auffällig waren seine Haare, auf denen es hell oder silbrig schimmerte.
    Der Mann zögerte nicht länger. Er ging noch einen Schritt vor, und es sah so aus, als wollte er an den Tisch treten. Doch so weit ging er nicht. Er blieb in einer gewissen Entfernung vor dem runden Tisch stehen und wartete dort ab.
    Er hatte mich nicht gesehen. Ob er meine Anwesenheit gespürt hatte, konnte ich nicht sagen. Er blieb jedenfalls starr stehen und drehte mir weiterhin den Rücken zu.
    Die Sekunden verstrichen. Der andere drehte sich noch immer nicht um, aber ich sah, dass sich sein Körper streckte.
    Er musste etwas gespürt haben, eine andere Erklärung hatte ich nicht dafür.
    »Ich bin hier nicht allein – oder?«
    »Genau, Mister, das sind sie nicht…«
    Nach dieser Antwort musste er einfach reagieren. Er tat es auch, denn er drehte sich langsam um, bis wir uns gegenseitig in die Augen schauen konnten.
    Geirrt hatte ich mich nicht. Dieser Mensch war mir noch nie zuvor begegnet. Mein Blick fiel in sein Gesicht, das bei diesem Licht natürlich nicht deutlich zu sehen war. Trotzdem fiel mir der etwas hölzerne Ausdruck auf. Er war ein Mann, der nicht mehr zu den Jüngsten zählte, aber auch das Wort alt nicht verdiente.
    Er schaute mich an. Seine Augen schimmerten dabei wie harte Kiesel. Das sah ich schon.
    Ich war es, der die erste Frage stellte.
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Abraham.«
    »Und weiter?«
    »Mir gehört diese Villa hier…«
    ***
    Bill Conolly starrte seine Frau an, als wäre sie ein Geist.
    Er konnte nichts sagen, er schüttelte nur immer wieder den Kopf.
    Aber er sah auch das helle Feuer neben ihr, das einen zweiten Körper umtanzte, den der dunkelhaarigen Mona.
    Bill wusste nicht, was er denken sollte. Er und Erskine hielten sich nicht mehr fest. Die Verbindung war gerissen, doch beide hatten zuvor die Veränderung auf der anderen Seite erlebt. Mona und Sheila auf dem Tisch. Den plötzlichen Feuerausbruch, das Verschwinden der beiden Frauen – und jetzt standen sie hier.
    Mona brannte nicht mehr. Sie lächelte sogar und nickte Bill zu, als wäre alles so normal.
    Der Reporter schüttelte den Kopf. Er überlegte noch immer, ob er nun einem Wahn erlegen war oder alles mit rechten Dingen zuging.
    Sheila erging es ebenso wie ihm. Auch sie konnte kaum fassen, was sie nach dem Feuer zu sehen bekam.
    Erskine fing sich als Erster. »Sag noch mal, wer das ist!«
    »Meine Frau Sheila.«
    Warum Erskine plötzlich anfing zu lachen, wusste Bill nicht. Es war ihm letztendlich auch egal. Wahrscheinlich wollte er nicht das glauben, was er mit den eigenen Augen sah.
    Normal wäre es gewesen, wenn Bill seine Frau in die Arme geschlossen hätte. Doch das brachte er nicht fertig. Er hatte das Gefühl, auf dem Boden festgenagelt worden zu sein. Es war ihm zunächst unmöglich, auf Sheila zuzugehen, und so standen sie sich gegenüber und starrten sich nur an, was beide als eine unmögliche Situation empfanden.
    »Bill…?« Die Frage drang aus Sheilas Mund wie ein klagender Laut.
    Er nickte.
    »Wie kommt es, dass du – dass du…«
    »Und du?«
    »Ich wollte dich finden.«
    »Na«, sagte die dunkelhaarige Mona, »dann können wir ja alle zufrieden sein. Ist es denn nicht wunderbar, dass wir so friedlich beisammen sind, meine Freunde?«
    »Friedlich?« flüsterte Bill.
    »Ja. Ich sehe keinen Streit.«
    »Bisher nicht.« Der Reporter widerstand dem Drang, seine Frau in die Arme zu schließen. Er wollte erst wissen, wo er sich befand, und so flüsterte er: »In welch einer Welt sind wir?«
    »Wolltest du nicht das Reich der Toten erleben?«
    »Das Jenseits, meinst du?«
    »Nun ja, manche nennen es so.«
    »Aber das ist es nicht – oder?«
    »Ja und nein. Das Jenseits hat doch so viele Facetten, mein Freund. Es ist nicht nur das, von dem Menschen berichten, die angeblich schon mal dort gewesen sind. Es gibt Stufen wie diese hier. Du befindest dich zusammen mit uns in einer Stufe, in der man sich als Mensch sogar sehr wohl fühlen kann, oder ist euch die Umgebung hier fremd?«
    »Vorhin nicht!« flüsterte Erskine. »Ich habe meinen toten Geschäftspartner gesehen.«
    »Ja, er hat es hinter sich. Ich glaube nicht, dass er noch länger leben wollte. Er brachte sich an dem Ort um, an dem du gewesen bist. Es reichten ihm Tabletten.«
    Erskine kapierte nicht so schnell. Dafür Bill Conolly, der sagte:
    »Dann gibt es diesen Ort wohl

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