1463 - Die Frau aus dem Fegefeuer
Conollys erstaunte und was Mona eigentlich hätte ihnen überlassen sollen.
Mit beschwingten Schritten bewegte sie sich auf das Haus zu. Es machte ihr überhaupt nichts aus, dass sie den Conollys den Rücken zudrehte.
Mona schritt direkt auf das offene Tor zu. Sie ging hindurch, betrat den Vorgarten und blieb dort stehen. Allerdings drehte sie sich wieder zu den Conollys um.
»Wolltet ihr nicht wissen, wo ich euch hingebracht habe?« rief sie und machte dabei mit der Rechten eine umfassende Bewegung.
»Sicher!« rief Sheila zurück.
»Dann schaut mal her!«
Mona hob die Arme an. Über ihrem Kopf führte sie die Handflächen zusammen. Sie sah wieder aus wie eine Tänzerin, und Sheila wurde an die Szene auf dem Tisch erinnert.
»Jetzt!« flüsterte sie. »Jetzt passiert es!« Ihr war ein Licht aufgegangen, und sie irrte sich nicht.
Plötzlich waren die Flammen da. Sie schossen von unten her in die Höhe. Im Nu hatten sie einen Vorhang gebildet, der sich über ihrem Körper hin und her bewegte wie brennende Luft.
Mona brannte lichterloh.
Aber sie verbrannte nicht. Sie genoss die Flammen, in denen sie sich tänzelnd bewegte. Sheila und Bill glaubten, dass sie hier einen extra für sie aufgeführten Solotanz erlebten, wobei sich die Bewegungen des Körpers denen der Flammen anglichen.
Wie lange sie in diesem Feuerumhang tanzte, konnte keiner von ihnen sagen. So schnell, wie er gekommen war, brach er auch wieder zusammen, und Mona stand völlig normal und unverletzt vor ihnen.
»Wolltet ihr nicht wissen, meine lieben Freunde, wo ihr euch befindet?«
»Sicher!« rief Sheila.
Bill meldete sich auch etwas provokant. »Ich habe mir das Jenseits immer anders vorgestellt.«
»Haha…« Sie wurden beide von Mona angelacht. »Das Jenseits schon, aber nicht das Fegefeuer …«
***
Schweigen breitete sich aus!
Weder Sheila noch Bill konnten darauf etwas sagen. Sie starrten ins Leere, und trotzdem wirbelten ihre Gedanken durcheinander.
Allerdings waren sie ehrlich genug, um sich zu sagen, dass die Überraschung nicht allzu groß gewesen war, denn Mona hatte den Begriff schon erwähnt, als sie brennend auf dem Tisch in der Villa gestanden hatte. Und Bill dachte an Kyle Durham. Auch der hatte vom Fegefeuer gesprochen, in das er geraten war. Nun hatte er den Beweis, dass Durham richtig gelegen hatte.
Aber Bill und Sheila waren auch froh, dass es nicht die echte Welt der Toten war, wobei sich die Frage stellte, ob es die überhaupt gab.
»Willst du etwas sagen, Sheila?« fragte Bill.
»Weiß nicht. Ich – ich habe es mir fast gedacht. Und ich glaube, dass wir uns nicht verrückt machen lassen sollten.«
»Du hast Recht. Fast könnte ich lachen.«
»Warum?«
»Weil alles anders gelaufen ist. Ich habe an einer Séance teilnehmen und überprüfen wollen, ob sie echt oder unecht ist. Es lief alles sehr geheim ab. Angeblich sollte sie außergewöhnlich sein, was sie auch war, denn wer hätte gedacht, dass wir jetzt hier im Fegefeuer stehen.«
»Nein, das kann ich nicht glauben. Da ist irgendetwas nicht richtig, Bill.«
»Denkst du an Aibon?«
»Zum Beispiel.«
»Hm. Ich hatte von Aibon immer eine andere Vorstellung. Das heißt, ich kenne es selbst, und mir ist Aibon nie wie ein Fegefeuer vorgekommen. Da traf das Wort Paradies schon eher zu, wenn ich nur an die eine Seite denke.«
»Das bringt uns leider nicht weiter.«
Bill nickte. »Sollen wir Mona den Gefallen tun?«
»Was meinst du damit?«
»Ins Haus gehen.«
»Ob das ein Gefallen ist, kann ich nicht sagen. Ich mache mir mehr Gedanken darüber, wer sie ist oder wer sie sein könnte. Damit habe ich meine Probleme.«
»Und du nicht allein.«
Bill schaute sich um. Sekunden später sprach er seine Frau auf ein bestimmtes Thema an. »Dir ist nicht diese Gestalt in der Kutte aufgefallen, deren Kopf zwar normal aussah, aber deren Körper ein Skelett war?«
»Nein, aber John und Mona redeten in der Villa darüber.«
Bill nickte. »Ich habe sie zuerst in diesem verdammten Tisch gesehen. Danach stieg sie heraus auf die Platte und holte Erskine und mich in diese Welt. Sie hat wahrscheinlich von Mona Unterstützung erhalten, und ich hatte das verdammte Nachsehen.«
»Dann hat man dich ebenso entführt wie mich!« fasste Sheila zusammen. »So schlimm unsere Lage auch sein mag, ich bin trotzdem froh, dass wir uns gefunden haben.« Sie drückte Bills Hand. »Gemeinsam stehen wir das besser durch.«
»Dann glaubst du noch an eine glückliche
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