1464 - Die Vergessene
ich hoffe, dass Sie sich danach richten werden.«
»Warten wir es ab.« Portman hatte sich wieder beruhigt. Er konnte sogar lächeln, als er fragte: »Wann geben Sie die Person denn wieder frei?«
Ich runzelte die Stirn. »Ich brauche sie nicht freizugeben. Benutzen Sie einfach nur Ihren klaren Menschenverstand, und lassen Sie die Quote aus dem Spiel.«
»Das kann ich nicht.«
»Ihr Problem.«
Der Regisseur hob die Schultern. »Okay, ich sehe ein, dass es keinen Sinn hat, wenn wir uns streiten. Wir ziehen das eben so durch, wie Sie es sich gedacht haben.«
»Das wäre wirklich für alle von Vorteil. Für uns ist wichtig, dass wir mit der Frau reden können. Deshalb würde uns interessieren, wie wir an sie herankommen.«
»Das weiß ich nicht. Da müssen Sie sich an Angie Lee wenden.« Er holte bereits sein Handy hervor. »Sie hat keinen Dienst, erst am Abend. Ich kann sie anrufen. Das hatte ich mir sowieso vorgenommen. Bitte, ich…«
Mit sanfter Stimme fragte Suko: »Meinen Sie nicht, dass wir das nicht auch könnten?«
Er starrte uns an. »Doch, das können Sie.«
»Dann geben Sie uns ihre Handynummer und auch ihre Anschrift. Da wären wir Ihnen wirklich sehr verbunden.«
Er schaute uns an und nickte. »Okay, wie Sie wollen. Weigern kann ich mich wohl nicht.«
»Genau.«
Portman spielte mit. Wir bekamen beides. Ich fragte mich im Stillen, ob ich dem Mann trauen konnte. So recht war ich davon nicht überzeugt. Männer wie Portman waren darauf gedrillt, mit Sendungen auf den Markt zu kommen, die etwas Sensationelles brachten.
Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Wir waren und wir blieben am Ball, und wir wollten uns nicht von Portman in die Suppe spucken lassen. Dass uns sein Lächeln nicht unbedingt gefiel, stand fest.
Scheinheilig fragte er: »Und wann kann ich mich wieder in diesen Fall reinhängen?«
Ich hob die Schultern. »Das wissen wir nicht, sorry.«
»Außerdem«, meinte Suko, »hat dieses Interview, so ungewöhnlich es auch gewesen ist, keine große Wirkung hinterlassen. Ich meine in den anderen Medien.«
»Da gebe ich Ihnen Recht. Aber ich hätte es lenken können. Darauf können Sie sich verlassen. Ich hätte daraus ein TV-Event gemacht, und ich sage Ihnen ehrlich, dass ich diesen Gedanken noch längst nicht aufgegeben habe.«
»Können Sie, aber behindern Sie uns nicht.«
»Schon gut.«
Wir verabschiedeten uns. Im Flur fragte Suko: »Traust du ihm?«
»Nein, das nicht.«
Er atmete auf. »Dann sind wir uns ja einig. Ich habe das Gefühl, dass uns noch einige Überraschungen bevorstehen…«
***
Uns beiden war klar, dass wir am Ball bleiben mussten. Und dieser Ball hatte einen Namen. Er hieß Angie Lee. Eine Frau, die den Beruf der Moderatorin ergriffen und Fatima Orex interviewt hatte. Sie wohnte in Mayfair, einer nicht eben preiswerten Gegend, allerdings nicht in der Nähe von Jane Collins, sondern in einem Viertel, in dem neue alte Häuser standen. Man hatte die Außenfassaden gelassen, die aus viktorianischer Zeit stammten. Innen waren die Häuser umgebaut worden. Apartments, kleine Wohnungen, die in der Miete sehr hoch lagen und von den meisten Menschen nicht bezahlt werden konnten.
Der alte Bau stand an einer Straßenkreuzung. Da waren Dachgauben oben zu sehen wie Erker. Auf dem Grundstück gab es sogar Parkflächen, was uns besonders freute.
Die Stellplätze waren natürlich vergeben. Entsprechende Schilder wiesen deutlich darauf hin. Die Warnung, dass fremde Wagen abgeschleppt wurden, lasen wir ebenfalls, was uns allerdings in diesem Moment nicht besonders störte. Die Mieter der Parkflächen waren längst im Job, und wir gingen davon aus, dass sie erst gegen Abend zurückkehren würden.
Suko und ich wollten nicht überfallartig bei der Frau erscheinen und hatten uns deshalb telefonisch angemeldet.
Den Eingang gab es an der Seite des Hauses, wo sich auch die Parkplätze befanden.
Wir mussten klingeln, was schnell erledigt war, und ich wunderte mich über die zahlreichen Namen. Hier lebten wohl mehr Menschenhais es von außen den Anschein hatte.
»Kommen Sie hoch, ich habe Sie schon gesehen«, hörten wir die Stimme der Moderatorin. »Zweiter Stock.«
»Danke«, sagte ich.
Wir hörten das Summen, stießen die Tür nach innen und sahen den Lift vor uns.
Den nahmen wir nicht. Wir gingen die helle Marmortreppe hoch und konnten das wunderbare Holzgeländer bewundern, das feinste Handwerkskunst darstellte.
Angie Lee erwartete uns an der Tür. Sie lächelte ebenso
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