1466 - Kontrakt mit Unbekannt
„Denn Pantalon befindet sich am glelchen Ort wie du und Sokrates." Tolot sprang hoch - und prallte beinahe gegen Sokrat, der ebenfalls aufgesprungen war.
Beide Haluter drehten ihre Köpfe hin und her und fuhren ihre rotglühenden Stielaugen so weit aus wie nur möglich. „Sehen Sie den Posbi?" fragte Tolot eine halbe Minute später. „Ich nicht", antwortete Sokrat. „Und Sie?"
„Würde ich sonst fragen!" gab Tolot zurück. „Taravatos, hier ist kein Pantalon!"
„Ich orte ihn aber einwandfrei", entgegnete der Syntron. „Er ist gar nicht zu verfehlen, weil der Zellplasma-Zusatz seiner Positronik überdurchschnittlich starke Hirnwellenimpulse ermittiert."
„Steht die Identität einwandfrei fest?"
„Einwandfrei, Tolotos. Für unsere Ortung sind Hirnwellenimpulse exakt zu bestimmen, so daß die von Pantalons Zellplasma-Zusatz sich unverwechselbar aus dem ganzen Meer von anderen Impulsen abheben."
Das wußte Tolot; er hatte sich nur noch einmal vergewissern wollen, bevor er die nächste Frage stellte. „Sie sind überdurchschnittlich stark, Taravatos. Um wieviel Prozent über dem Durchschnitt? Und was könnte die Ursache sein? Erregung, hohe geistige Beanspruchung oder was?"
„Das läßt sich nicht feststellen", gab der Syntron zurück. „Vielleicht Erregung und intensive geistige Arbeit. Die Bioponblock-Kupplung bei Posbis verfälscht die Kriterien, die eigentlich eine diesbezügliche Analyse der Hirnwellenimpulse ermöglichen sollten. Ich kann nur feststellen, daß die Intensität siebzig Prozent über der durchschnittlichen Intensität liegt."
„Ein sehr hoher Wert", stellte Tolot beunruhigt fest. Nachdenklich blickte er an dem smaragdfarben leuchtenden Monolithen empor. „Warum eigentlich soll dieses Gebilde keinerlei Emissionen abgeben! Heiligenstein! Man verehrt doch ein solches Gebilde nicht grundlos!
Immerhin glaubte man uns beziehungsweise unserem cheborparnischen Begleiter, daß wir von der Vorsehung erleuchtet würden, wenn wir beim Bendarkand meditierten. Halten intelligente Wesen wie die Zeqqus so etwas für möglich, wenn sie oder ihre Ahnen niemals Grund dazu hatten, an wundersame Kräfte dieses Objekts zu glauben?"
„Wie meinst du das, Tolotos?" fragte der Syntron. „Die Ortung stellt keinerlei psionische Emissionen fest."
„Daran dachte ich nicht einmal", meinte Tolot. „Ich überlegte nur, ob die ortungstechnische Anpeilung von Pantalons Hirnwellenimpulsen nicht durch irgendeine Eigenschaft des Bendarkand verfälscht werden könnte, so daß die Pflaume vielleicht auf der anderen Seite steht, während du sie neben Sokrat und mir vermutest."
„Die Pflaume?" echote Taravatos. „Dein Repertoire an terranischen Ausdrücken ist doch nicht so optimal, wie du mir immer weiszumachen versuchst", spottete Tolot. „Eine Pflaume nennt man unter Terranern eine Person, die nicht alle Tassen im Schrank hat - und Pantalon hat nicht nur nicht alle Tassen im Schrank, er hat noch dazu einen gewaltigen Sprung in der Schüssel."
Er schaltete seinen Miniköm ab und hielt seinem Partner, der soeben im ein strukturerschütterndes Gelächter ausbrechen wollte, den Mund zu. „Bitte, nehmen Sie Rücksicht auf die Eingeborenen!" mahnte er. „Und schalten Sie Ihren Antigrav ein und folgen Sie mir!"
Er aktivierte seinerseits seine Antigrav, startete und flog in weitem Borgen um den Monolithen herum.
Und da sah er ihn!
Pantalon stand mutterseelenallein auf der anderen Hälfte des Zentralplatzes von Kirandop - eingefroren in einer Haltung, die Icho Tolot an die bildhauerische Darstellung eines Titanen aus der altterranischen Mythologie erinnerte: den Körper verrenkt und die Arme so gereckt, als wollte er einen imaginären Felsbrocken über den Bendarkand werfen.
*
Icho Tolot landete unmittelbar vor dem Posbi, gefolgt von Sokrat. Er hob jedoch warnend die Handlungsarme, als Sokrat auf Pantalon einschlagen wollte. „Keine Brachialgewalt!" warnte er. „Vergessen Sie nicht, daß die Posbis seit Aktivierung des Chronofossils Hundertsonnenwelt sehr sensibel sind!"
Sokrat blickte ihn argwöhnisch an, da ihm das plötzliche Zartgefühl Tolots nicht ganz geheuer vorkam, sagte jedoch nichts.
Tolot aber wußte genau warum er so übertrieb. Er nahm an, daß Pantalon sich in einem psychischen Schockzustand befand, in den er sich immer tiefer hineinverkroch, je härter er angefaßt wurde. Nur gütiges, liebevolles Zureden mochte ihm heraushelfen. „Du rnußt dich nicht fürchten, mein Orbiter",
Weitere Kostenlose Bücher