1467 - Landhaus der Leiden
Killer blieb ihr auf der Spur, aber er rannte nicht direkt hinter ihr her, sondern versuchte ihr den Weg abzuschneiden.
Seine Schritte waren lang, länger als die der Flüchtenden. Und Cindy sah ein, dass ihr Chancen immer kleiner wurden. Sie musste noch schneller laufen, um den Golf zu erreichen.
Das tat sie auch.
Jeden Schritt nahm sie als Stich im Kopf wahr, und das sorgte dafür, dass ihr Lebenswille sie weiter antrieb.
Die Flucht musste ihr gelingen. Zu weit entfernt stand der Golf auch nicht. Sie hatte ihn am Rand der schmalen Straße in ein Gebüsch gefahren, sodass er nicht so schnell entdeckt werden konnte.
Plötzlich war sie da!
Cindy konnte es selbst kaum fassen, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.
Mit fieberhaften Bewegungen holte sie den Schlüssel hervor, nach dem Druck öffnete das elektronische Signal die Türen, sodass sie einsteigen konnte.
Cindy Stone wusste nicht, wie sie es schaffte, in das Auto zu steigen. Jedenfalls war sie drin. Sie saß hinter dem Lenkrad, sie hatte die Türen zugerammt und musste weg.
Zuerst wollte sie eingeschlossen sein.
Der Druck auf einen bestimmten Knopf am Armaturenbrett, und es machte Klack.
Eingeschlossen! In diesem Fall empfand sie es als gut. Auch der Motor sprang zuverlässig an und als sie den Kopf bewegte und durch die Scheiben schaute, sah sie viel Grün, aber keinen Angreifer.
Sie fuhr an. Um den richtigen Fluchtweg einschlagen zu können, musste sie den Wagen wenden.
Das würde Zeit kosten.
In ihrem Kopf entstand ein anderer Plan. Es war vielleicht besser, wenn sie erst einmal bis zum Haus fuhr. Dort konnte sie bequem wenden.
Gas!
Der Golf sprang vor. Für einen Moment befürchtete sie, den Motor abzuwürgen, aber die Fahrroutine siegte. Sie fuhr weiter und atmete wieder mal auf. Sie sah plötzlich den Volvo und auch das Haus. Am liebsten hätte sie angehalten und Laurie Spencer aus dem Haus geholt, aber sie musste an sich denken.
Die Reifen rutschen über den etwas feuchten Boden hinweg, als sie den Wagen wendete und wieder beschleunigte.
Sie merkte, dass sie zu schnell wurde. Sie musste mit dem Tempo runter, sonst raste sie noch in das Unterholz und prallte womöglich gegen einen Baum.
Cindy Stone bekam den Golf wieder in den Griff. Und der Messermann hatte sie auch nicht gesehen. Es war eine verrückte Hoffnung, an die sie sich klammerte. Möglicherweise hatte er eingesehen, dass er sie nicht stellen konnte, und war im Wald verschwunden.
Cindy hielt das Lenkrad eisern fest. Sie war am gesamten Körper nass geschwitzt, und das Haar klebte ihr auf dem Kopf.
Weiter ging die Fahrt. Sie hatte den Pfad hinter sich gelassen und konnte in den normalen Weg einbiegen. Das graue Asphaltband war für sie ein Streifen der Hoffnung.
Endlich konnte sie auch wieder mehr Gas geben. Noch ein letztes Schlingern auf dem Grasboden, danach konnten die Reifen besser greifen, und zum ersten Mal sah Cindy Land.
Sie jubelte innerlich schon auf. Die Angst war aus ihren Zügen verschwunden. Sie sah die Kurve vor sich, als sich ihre Lage schlagartig veränderte.
Er war plötzlich da. Er kam von der linken, der Beifahrerseite, und schleuderte seine Gestalt wuchtig gegen den Wagen. Vor diesem Aufprall musste er alle Kraft zusammengenommen haben, und Cindy glaubte im ersten Augenblick, ein mächtiger Felsbrocken wäre gegen den Golf geschleudert worden.
Sie schrie auf. Der Golf brach aus. Er driftete nach rechts von der schmalen Fahrbahn ab. Da war zwar kein Graben, dafür das Unterholz, in das die Kühlerschnauze hinein senste. Die hohen Pflanzen und das nicht minder hoch wachsende Gras tanzten vor ihren Augen. Sie hatte die Kontrolle über das Auto verloren, gab aber zum Glück kein Gas mehr und legte ihre Hände erneut um das Lenkrad.
Es war zu spät, um noch gegenzulenken. Dann kam der Ruck, der den Golf nach vorn zog.
Er bohrte sich mit der Front in den Boden, in dem auch die Räder durchdrehten.
Sie steckte fest!
Ein Schrei löste sich aus ihrem Mund. Alles war umsonst gewesen.
Sie hatte diesen Unhold unterschätzt.
Momentan sah sie ihn nicht. Um sie herum war nur das Grün der Bäume. Sonnenlicht warf helle Schwaden in den Wald, doch die Idylle war trügerisch.
Wo steckte der Killer?
Dass er aufgegeben hatte, daran konnte Cindy Stone nicht glauben. Er machte es spannend. Er wusste ja, dass ihr Blickfeld eingeschränkt war, so konnte er jeden Augenblick wie aus dem Nichts erscheinen.
Kam er? Oder hatte er etwas anderes vor?
Er war da. Und erschien
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