1467 - Landhaus der Leiden
wie ein leibhafter Teufel, der seine Wohnstatt in der Hölle verlassen hatte.
Vor dem Auto tauchte er auf. Das Messer sah Cindy nicht, dafür einen Stein, den der Mörder mit beiden Händen hielt, die Arme anhob, um genau das in die Tat umzusetzen, was Cindy befürchtet hatte.
Er schleuderte den Stein auf die breite Frontscheibe zu!
***
Dies zu sehen und zu wissen, dass man nicht wegkam, war etwas Furchtbares. Cindy Stone hatte den Eindruck, den Stein im Zeitlupentempo fliegen zu sehen. Sie saß zuerst starr da, bis ihr einfiel, dass sie sich ducken konnte. Dadurch, dass sie nicht angeschnallt war, hatte sie eine gewisse Bewegungsfreiheit.
Sie wuchtete sich nach links und duckte sich so tief wie möglich, die Arme um den Kopf gelegt.
Über ihr erklang ein Bersten, das sich nicht mal schlimm anhörte.
Da klirrte nichts, da fegten keine Scherben wie Messer durch den Wagen.
Bis sie den Hagel aus Glaskrümeln mitbekam, und dabei hörte sie auch, dass der Stein irgendwo hinter ihr landete und dort ebenfalls Unheil anrichtete. Sie hatte den Wurf überlebt. Das war viel und zugleich wenig genug, denn der Killer hatte nun freie Bahn.
Cindy wollte nicht im Wagen bleiben. Sie musste raus und zuvor die Türen entriegeln.
Der erste Blick in die Höhe!
Es war furchtbar, aber sie hatte damit rechnen müssen, dass der Mörder auf der Motorhaube lag. Er schlug die letzten Reste des Sicherheitsglases aus dem Rahmen, und wenn der Weg frei war, brauchte er nur nach seinem Opfer zu greifen.
Sie entriegelte die Türen.
Cindy stieg nicht an der Fahrerseite aus. Auf der anderen Seite klappte es besser, denn da stand der Wagen nicht so schräg.
Mit dem Ellbogen drückte sie die Tür nach außen. Sie schwang auch auf, doch ihr kam alles sehr langsam vor. Ob sie verletzt worden war oder blutete, nahm sie gar nicht wahr. Sie wollte nur weg und ihr Leben retten.
Sie warf sich nach draußen, fiel fast hin, fing sich im richtigen Moment, und genau den hatte auch der Mörder abgewartet. Ob er vom Boden hoch gekommen oder von der Motorhaube gerutscht war, das spielte für sie keine Rolle.
Sie wusste nur, dass er da war und dass er ihr das Leben nehmen wollte.
Eine Hand packte Cindy an der Schulter und schleuderte sie wieder zurück.
Sie war nur einen Schritt weit gekommen. Und sie wäre auf den Rücken gefallen, hätte der Unhold sie nicht festgehalten. Er hätte sie schon jetzt killen können, was er aber nicht wollte, denn er hatte sich etwas Besonderes ausgedacht.
Er packte sie und riss sie mit einer schon nicht mehr menschlichen Kraft in die Höhe.
Eine Drehung, zwei kleine Schritte, dann hatte er sie genau dort, wo er sie haben wollte. Er brauchte sie nur noch nach vorn zu stoßen, und Cindy landete mit dem Rücken auf der kurzen Motorhaube, doch für seine Zwecke reichte es.
Mit der linken Hand hielt er sie fest und drückte sie gegen das Blech.
In der Rechten hielt er wieder das Mordmesser.
Cindy Stone begriff, dass die Kühlerhaube ihres Golfs ihr Sterbeplatz werden sollte…
***
»Wir haben alles richtig gemacht«, sagte Johnny und nickte sich selbst zu.
»Woher weißt du das?«
Er deutete auf sein Gesicht. »Nase, John, einfach nur Nase, mehr kann ich dazu nicht sagen.«
»Du bist also der junge Mann mit dem richtigen Riecher.«
»Genau, und ein Kind meiner Eltern, das muss noch hinzugefügt werden.«
»Lass das nur nicht deine Mutter hören. Ich habe noch in Erinnerung, was sie früher immer gesagt hat, wenn die Rede mal auf dich und deinen Beruf zu sprechen kam. Nein, der Junge soll nicht so werden wie sein Vater und erst recht nicht wie sein Pate.«
»Seid ihr denn schlecht?«
Ich grinste. »Sheila meinte das in beruflicher Hinsicht.«
Johnny hob die Schultern. »Da wird sich meine Mutter wohl geirrt haben. Es gibt zwar keine Wölfin mit menschlicher Seele mehr bei uns, aber das war ja nicht alles. Die Connollys scheinen vom Schicksal Verfolgte zu sein.«
»Aha.«
»Ja, so sehe ich das. Überlege doch mal. Mir sind schon Dinge passiert, die ein – ich sage bewusst normaler – Mensch niemals erlebt. Nein, nein, du alter Geisterjäger, ich gehöre dazu.«
»Das Wort alt habe ich überhört, mein junger Freund.«
»Ja, das nehme ich zurück.«
Ich grinste. »Einverstanden. Und du meinst, dass wir dich in unseren Kreis aufnehmen sollten.«
»Perfekt erfasst.«
»Das wird deine Mutter erst recht nicht erfreuen.«
»Hör mal, ich bin erwachsen.«
»Das ist dein Vater auch, und trotzdem bekommt er
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