1467 - Landhaus der Leiden
gewesen. Sie war nur am Kopf getroffen worden, aber was hatte diese Gestalt mit Laurie Spencer und Ray Malik gemacht?
Es war nicht schwer für Cindy, sich das Schlimmste überhaupt vorzustellen. Sie dachte wieder daran, einfach kehrtzumachen und zu fliehen. Nur stand dagegen wieder das Pflichtbewusstsein und der Gedanke, dass Ray Malik und seine Freundin vielleicht Hilfe brauchten.
Sie konnte sich nicht einfach umdrehen, in den Wagen steigen und davonfahren.
Die Türschwelle war ihr bisher wie eine Mauer erschienen, die nun allmählich abbröckelte, und so brauchte sie sich nicht mal einen starken Ruck zu geben, um einen Schritt nach vorn zu gehen.
Es war wie eine Erlösung.
Auch ihre starke Furcht verschwand. Cindy Stone fühlte sich plötzlich besser. Ihre Gesichtszüge entspannten sich, und der zweite Schritt gelang ihr schon leichter.
Sie betrat den Flur.
Schon die erste Tür an der linken Flurseite stand offen. Welchen Grund dies hatte, wusste sie nicht, doch die Neugierde war in ihr hochgestiegen und zwang sie, einen Blick in das Zimmer zu werfen.
Wohl war ihr bei dem Gedanken nicht, aber sie tat es!
Zunächst nahm sie nichts wahr, zumindest nicht optisch, es gab nur diesen unangenehmen Geruch, über den sie nicht weiter nachdachte. Vielleicht weigerten sich ihr Verstand und ihr Sehvermögen auch, das Schreckliche wahrzunehmen. Erst als einige Sekunden vergangen waren, da sah sie, was sich in dem Zimmer abgespielt hatte.
Dort musste ein Teufel gewütet haben.
Und dieser Teufel hatte Spuren hinterlassen, wie sie schrecklicher nicht sein konnten.
Blut!
Es hatte sich um die Gestalt verteilt, die auf dem Bett lag. Und es schien so gewesen zu sein, dass Ray Malik keine Chance gehabt hatte, sich zu wehren.
Plötzlich fiel ihr das Summen auf. Fliegen hatten den Weg durch die offene Tür gefunden und umschwirrten den Toten. Sie kümmerten sich besonders um die Blutlache und hatten sich auch auf dem Körper des Mannes versammelt.
Es war ein Bild des Ekels und des Schreckens, und sie würde es nie im Leben vergessen können.
Cindy Stone hatte nicht gemerkt, das sie ihren Arm angehoben hatte und nun ihre Hand gegen die Lippen presste. Erst als sie Probleme mit der Atmung bekam, ließ sie die Hand wieder sinken.
Sie sah den Unheimlichen wieder vor sich und wie er auf sie zugekommen war. Er war auch in das Haus eingedrungen und hatte auf eine grausame Art seine Zeichen hinterlassen.
Dass Ray Malik nicht mehr lebte, daran gab es keinen Zweifel.
Aber er war nicht allein hier. Laurie Spencer hieß seine Geliebte. Gemeinsam hatten sie das Haus betreten, und dann war es passiert.
Nur mit Malik? dachte Cindy.
Sie konnte es sich nicht vorstellen. Während sie sich umdrehte, dachte sie daran, dass jemand wie dieser Unhold keinen Menschen verschonen würde. Da spielte es keine Rolle, ob dieser Mensch ein Mann oder eine Frau war.
Und sie fühlte sich einfach verpflichtet, etwas für Laurie Spencer zu tun, und wenn sie nur ihren Tod feststellen musste. Dabei nahm sie auch in Kauf, dass sich der Mörder noch im Haus aufhielt.
Sie verließ das Zimmer. Im Flur konnte sie nicht mal befreit aufatmen. Die Übelkeit war wieder schlimmer geworden, sodass sie sich darüber wunderte, noch auf den Beinen zu stehen und nicht umzufallen.
Alles wies auf etwas Grauenvolles hin, das noch nicht sein Ende gefunden hatte.
Sie ging nicht, sie schlich durch den Flur, in dem es noch andere Türen gab. Kaum hatte sie die erste hinter sich gelassen, da wehte ihr ein besonderer Geruch entgegen, mit dem sie zunächst nichts anfangen konnte, der jedoch auf etwas Bestimmtes hindeutete, was sie auch sehr schnell begriff.
Irgendwo in der Nähe hatte jemand geduscht oder ein Bad genommen. Auch an der linken Seite des Flurs, und als Cindy einen weiteren Schritt nach vorn ging und sich dabei über das leise Knarren des Holzes unter ihren Füßen ärgerte, da war es nicht nur der neue Geruch, der sie störte, sie hörte auch etwas anderes.
Es war kein Schrei, sondern ein Laut, für den es nur einen bestimmten Ausdruck gab.
Wimmern.
Ja, da wimmerte ein Mensch. Leise, zugleich ängstlich und herzzerreißend. Auch hörte sie ein leises Klatschen, und sie kam zu dem Schluss, dass jemand in einer vollen Wanne saß.
Das konnte nur Laurie Spencer sein, und wenn sie sich bewegen konnte, dann war sie noch am Leben. Dass der Mörder ein Bad genommen hatte, daran konnte sie nicht glauben.
Sie schlich vor. Schwere Gewichte schienen an ihren Beinen
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