1468 - Tanz im Totenreich
hier lassen, aber das möchte ich nicht. Niemand kann sagen, was noch alles auf uns zukommt. Es ist möglich, dass jemand wie Walcott mit weiteren Helfern aufwartet, denn hinter ihm steht eine verdammt starke Macht.«
Es war zu sehen, dass Tom Abel noch eine Frage auf der Seele brannte, und so wartete ich, bis er sie gestellt hatte.
»Meinen Sie damit den Teufel?«
»So ähnlich.«
Er schloss für einen Moment die Augen, um sich dann zu schütteln. Bevor er das Grauen richtig empfinden konnte, fasste ich nach seinem linken Arm und zog ihn hoch. Er blieb mit gesenktem Kopf neben mir stehen. Ich wollte ihn drehen, um ihn dazu zu bewegen, zum normalen Ausgang zu gehen, als mich Sukos Ruf aufhielt.
»Da stimmt was nicht, John.«
»Wieso?«
»Komm mal her.«
Ich ließ Tom Abel stehen, wo er war, und ging auf meinen Freund und Kollegen zu.
Suko stand dicht vor der Türöffnung und schaute nach draußen.
Natürlich fiel sein Blick über die herrliche Sommerwiese, deren bunte Farben trister und grauer geworden waren.
War das schon der Einbruch der Dämmerung?
Zeitlich kam das nicht hin. Als ich meinen Blick in die Ferne richtete, sah ich, dass dort am Himmel auch alles normal war. Die Graufärbung betraf offenbar nur unsere unmittelbare Umgebung.
Auf die Wiese und auch über das Haus hatte sich ein Schatten gesenkt. Woher er gekommen war, sahen wir nicht, aber er war da, und er füllte nur ein bestimmtes Gebiet aus.
»Kannst du das begreifen, John?«
»Nein, leider nicht.«
»Da kommt was auf uns zu.«
»Wie lange ist es schon so düster?«
»Erst seit einigen Sekunden.« Er wiegelte ab. »Sagen wir, seit eine halben Minute.«
»Ein Gruß von unseren Freunden auf der anderen Seite?«
»Es ist alles möglich.«
Da hatte Suko Recht, wie wir erleben mussten. Es blieb nicht nur bei dieser grauen Farbe. Es wurde noch etwas düsterer, damit ein Hintergrund entstehen konnte für eine Gestalt, die sich zusammen mit ihrem weißen Pferd in den Vordergrund geschoben hatte und nicht übersehen werden konnte.
Der Schimmel interessierte uns im Moment nicht. Sein Reiter war viel wichtiger.
Es war das bleiche Grauen!
Suko und ich hatten schon viel gesehen. Dieses schaurige Bild jedoch war neu. Eine Gestalt, eingehüllt in eine kreideweiße Kutte, stand neben dem Pferd. Die Kapuze war bis über die Stirn in die Höhe gezogen worden und ließ nur das Gesicht frei.
Aber was für ein Gesicht!
Ein Skelettkopf, so bleich wie die Kutte. Und doch gab es zwei Farbtupfer darin, das war das blutige Rot seiner Augen.
Mit beiden Händen hielt der Bleiche eine Waffe fest. Erst auf den zweiten Blick war es als Schwert mit verbogener Klinge zu erkennen, das eine sehr breite Spitze hatte.
Auf der Spitze steckte ein durchbohrter Totenschädel, dessen Augenhöhlen im Gegensatz zu denen des Bleichen leer waren.
Hinter uns stieß Tom Abel kleine spitze Schreie aus, denn auch er sah dieses schaurige Bild.
Suko stieß mich leicht an. »Kannst du mir sagen, wer das ist?«
»Nein. Aber er sieht aus, als wäre er scharf auf unsere Köpfe. Ich habe ja geahnt, dass noch etwas auf uns zukommen würde…«
ENDE des ersten Teils
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