1470 - Der Wechselbalg
Eisen, mächtige Maschinen, die hier ihren Unterstand gefunden hatten.
Wahre Monster, mit denen die Bauern auf die Felder fuhren, um zu säen oder zu ernten.
Genau das richtige Versteck für ihn.
Plötzlich konnte der Junge wieder lächeln…
***
»Vielleicht haben wir ja Glück, mein Junge«, sagte Lilian Rooney zu ihrem Sohn und schaute besorgt zu einem der Fenster hin, hinter denen ein regelrechter Weltuntergang stattfand.
Wayne nickte. »Und ob wir das haben, Mutter.«
»Du bist immer so optimistisch.«
»Warum auch nicht? Lange wird das Unwetter nicht mehr andauern, das gebe ich dir schriftlich.«
»Lass mal lieber.« Lilian Rooney schüttelte den Kopf. »Ich wollte, dein Vater wäre hier. Aber nein, er musste ja nach London fahren, um sich diese Ausstellung anzusehen.« Sie schüttelte den Kopf.
»Neue Landmaschinen. Als hätten wir nicht schon genug davon, um sie gegen Gebühr zu verleihen.«
»Es war genau der richtige Weg, Mutter, den ihr gegangen seid. Die reine Landwirtschaft hätte euch längst nicht dieses Einkommen eingebracht wie das Leasen der Maschinen. Ich jedenfalls sehe das so, und auch du solltest es so sehen.«
»Tue ich ja.«
»Aber du bist immer so negativ.«
»Nein, mein Junge, das bin ich nicht.« Lilian schüttelte den Kopf.
»Ich kann gar nicht negativ sein, weil wir ja unser Auskommen haben. Aber auch wir werden älter…«
»Ich weiß.«
»Und deshalb, mein Sohn, solltest du noch mal über unseren Vorschlag nachdenken.«
Wayne verzog das Gesicht, bevor er über sei kurz geschnittenes braunes Haar strich. Er lächelte, blickte seine Mutter dabei liebevoll an und sagte: »Du kannst es nicht lassen, wie?«
»Genau. Ich muss immer wieder daran denken. Jeden Tag und in jeder Nacht, wenn ich wach liege.«
Mutter und Sohn saßen auf einer Eckbank und sich am Tisch gegenüber. Wayne beugte sich vor. »Aber das haben wir doch hinlänglich diskutiert. Ich eigne mich nicht zum Landwirt.«
»Ach, Wayne, du brauchst doch kein Landwirt zu sein. Du bist dann Geschäftsmann wie auch dein Vater. Okay, er geht noch immer gern auf die Felder, aber das musst du nicht, wenn du den Betrieb hier übernimmst. Und er wirft auch genügend Geld ab, das weißt du selbst.«
»Ja, das weiß ich.«
»Wo ist also das Problem?«
Wayne Rooney schüttelte den Kopf. Er konnte seiner Mutter einfach nicht klar machen, dass er im Gegensatz zu ihnen ein Großstadtmensch war. Wenn er den Hof seiner Eltern besuchte, dann nicht als Nachfolger, sondern nur als Sohn. Und so alt waren seine Eltern noch nicht, als dass sie sich zur Ruhe gesetzt hätten. Dazu waren der Vater und die Mutter noch viel zu agil.
»Das Problem bin ich – und mein Umfeld. Ich bin nun mal ein Mensch der Großstadt und habe dort auch einen guten Job gefunden, der mich voll und ganz ausfüllt.«
Lilians Blick wurde streng. »Ein guter Job? Er ist verdammt gefährlich. Ich weiß ja nicht genau, was du machst, aber in einer normalen Polizeiuniform habe ich dich hier noch nicht auftauchen sehen. Das muss ich mal sagen.«
»Die ist auch nicht nötig. Ich gehöre einer Spezialeinheit an. Da muss ich keine Uniform tragen.«
»Trotzdem, hier ist es ruhiger.«
»Mag sein. Aber nicht für mich. Ich brauche die Großstadt und ich brauche meinen Job.«
Lilian nickte. »Ja, ja, das habe ich mir schon oft anhören müssen. Aber ich freue mich auch sehr, wenn du uns mal besuchst und uns etwas über die Einsamkeit hinweghilfst.«
Wayne musste lachen. »Ihr und einsam? Das glaubt ihr doch selbst nicht. Ihr habt so viele Bekannte und Freunde. Da kann man wirklich nicht von Einsamkeit sprechen.«
»Aber wir haben keinen Sohn, der das mal hier übernehmen könnte.«
»Kommt Zeit, kommt Rat.« Wayne griff über den Tisch und legte die Hand auf die seiner Mutter. »Es wird sich schon alles richten, glaub mir.«
»Nun ja, mal sehen.« Lilian schaute auf die Wanduhr. »Hast du es dir überlegt?«
»Was?«
»Ob du die Nacht nicht doch hier bei uns verbringen willst.«
»Nein, ich fahre wieder.«
»Bei dem Unwetter?« flüsterte die Frau.
Wayne winkte ab. »Keine Sorge, der Sturm dauert nicht ewig. Ich schätze, dass er in einer Viertelstunde vorbei ist.« Er grinste. »Wir brauchen auch nicht mehr so laut zu sprechen, weil der Regen nachgelassen hat. Kein Hämmern mehr gegen die Scheiben.«
»Aber du musst noch fahren.«
»Das weiß ich. Kein Problem. Außerdem habe ich noch eine Verabredung in der Nacht.«
»Ach!« In Lilians Augen war
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