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1472 - Loge der Unsterblichen

Titel: 1472 - Loge der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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allem aber weiterführende Spekulationen der Amarena gespeichert.
    Die vier Archivare von Welt hatten nichts dagegen, daß Iridora sie in ihrer Tätigkeit störte. Skayer klagte: „Eleiher und seine Spießgesellen machen uns die Arbeit schwer. Sie wühlen andauernd in den Daten und bringen sie durcheinander. Damit nicht genug, ergänzen sie die Aufzeichnungen durch persönliche Kommentare und verfälschen sie so. Sie halten sich nicht an die Regeln."
    „Ich sehe das ein wenig anders", erklärte Boleam. „Zwar stimme ich meinem Geistesbruder zu, daß man Ordnung halten solle. Aber die Eintragungen von Eleiher und seinen Freunden sind durchaus wünschenswert. Was sie machen, ob nun sinnvoll oder nicht, das ist Geschichte. Offenbar erleben wir einen Umschwung, vielleicht sogar den Beginn einer neuen Epoche."
    „Ich fürchte, daß es sich eher um einen Rückfall ins ZEITALTER DER TECHNIK handelt", warf Iridora ein. „Das ist ein Grund, warum ich euch aufsuche. Es spricht einiges dafür, daß Eleiher und die anderen sich zurückentwickelt haben. Die Ablehnung aller geistigen Errungenschaften, die Verherrlichung des Technischen, das alles läßt sich nicht anders erklären. Ihr Eifer, ja ihr Fanatismus, mit dem sie sich dem Götzen Technik hingeben, ist beängstigend."
    „Gehst du nicht ein wenig zu weit, Mädchen?" ermahnte Boleam. „Jede Erneuerung ist für jene, die damit nicht Schritt halten können, zuerst einmal beängstigend. Wir neigen eben immer noch dazu, an alten Werten zu hängen. Aber manchmal muß man auch einen kleinen Schritt znrück tun, um den großen Sprung nach vorn machen zu können."
    „Was Eleiher und die anderen tun, das ist schon eine Umkehr", widersprach Iridora. „Sie blicken überhaupt nicht mehr nach vorne. Es ist löblich, daß jeder Amarena Narrenfreiheit in Anspruch nehmen darf.
    Aber wenn diese Einstellung Schule machte, dann spielen wir alle bald nur noch mit technischen Baukästen. Man sollte mit Eleiher und seinen Freunden reden und ihre Auswüchse eindämmen."
    „Ich darf dich daran erinnern, daß auch du dir in deinem jungen Leben schon manche Entgleisung geleistet hast", sagte Boleam milde. „Hätten wir dich damals gemaßregelt, du wärst dann bestimmt nicht du geworden. Das würde dir verständlicherweise nicht gefallen haben."
    „Meine Jugendtorheiten sind nicht mit dem zu vergleichen, was Eleiher und seine Gesinnungsgenossen anstellen", erwiderte Iridora. „Mir geht es auch gar nicht darum, ihr Treiben anzuprangern. Wenn ich glauben könnte, daß es sich nur um einen vorübergehenden Spleen handelte, dann würde ich keinen weiteren Gedanken daran verschwenden. Aber ich fürchte, daß mit ihnen etwas passiert ist, daß sie drauf und dran sind, zu degenerieren."
    „Das, Mädchen, erscheint absurd", sagte Pavand zurechtweisend. „Was du sagst, zeugt von mangelnder Reife.
    Niemand mit Verantwortung stellt solche Behauptungen auf, ohne sie auch begründen zu können."
    „Was ich sage, das ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern ich habe gewissenhaft recherchiert", verteidigte sich Iridora. „Ich möchte euch nur einmal an die starken hyperenergetischen Strukturerschütterungen erinnern, denen wir vor kurzem ausgesetzt waren. Mir war damals so bange, daß ich ernsthaft um unser aller Zukunft gebangt habe. Ihr erinnert euch an meinen Vorschlag, einen Kundschafter auszuschicken, der jenseits des Ereignishorizonts nach dem Rechten sehen sollte."
    „Wer könnte eine solche hirnverbrannte Idee denn vergessen", schimpfte Skayer. „Wahrscheinlich hast du Eleiher und den anderen diese krausen Gedanken in den Kopf gesetzt. Das wäre eine Antwort.
    Warum sonst würden sie plötzlich ebenfalls ein solches Ansinnen stellen? Wortgetreu, nach deinem Vorhaben!"
    „Ich bin davon längst wieder abgekommen, und das habe ich Eleiher auch deutlich gesagt", erklärte Iridora. „Aber laßt mich ausführen, wieso ich damals überhaupt auf diese Idee kam. Während dieser Hyperbeben ist mir etwas Seltsames widerfahren. Mein Geist wurde damals bis in seine Grundfesten erschüttert. Ich empfand die Beben so heftig, daß sie mir geradezu körperliche Schmerzen verursachten. Ich sprach mit niemandem darüber, weil ich glaubte, für eine bestimmte Art von Hyperstrahlung besonders empfänglich zu sein."
    „Soll das eine Anspielung auf deine Abstammung sein?" fragte Boleam. „In der Tat, ich dachte... daß dies der Grund sein könnte, darum sprach ich mit niemandem darüber", gestand Iridora.

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