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1472 - Loge der Unsterblichen

Titel: 1472 - Loge der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aber diesmal begnügte sie sich nicht mit einer Rundreise durch Amagorta. Sie steuerte die Kontrollstation an, schickte den Kode - der ihr in diesem Augenblick wieder einfiel - und ließ sich nach „draußen" transferieren.
    Als sie von ihrem Ausflug zurückkam, war sie eine andere Alianda.
    Stark, selbstbewußt, zielstrebig.
    Sie lockte Phaera in die Wildnis, entledigte ihn seiner Haut und betastete seinen entblößten Körper.
    Phaera war dieser Belastung nicht gewachsen und verlor die Besinnung. „Was für Schwächlinge sind wir geworden, daß uns bei den natürlichsten Dingen des Lebens das Bewußtsein im Stich läßt", sagte Alianda verbittert.
    Aber das würde sich ändern.
     
    *
     
    „Bist du dir dessen bewußt, was du getan hast, Alianda?"
    „Aber ja, Mädchen, ich habe für ein paar kurze Momente gelebt. Vorher war ich tot. Das weiß ich jetzt. Ihr alle lebt in Wirklichkeit eigentlich gar nicht."
    Iridora war traurig. Sie sagte: „Weißt du, was ich glaube, Alianda? Du bist krank."
    Aliandas Gesicht verfärbte sich, der Blaustich ihrer weißen Haut vertiefte sich. „Du hochnäsiges, überhebliches Gör", sagte sie zornig. „Wie kannst du über mich urteilen, wo du keinen blassen Schimmer davon hast, was Leben eigentlich ist. Du kennst Welt und Ort und denkst, das genüge für ein Universum. Du verkriechst dich in deinem eigenen Geist und bist dir nicht einmal bewußt, daß du Inzucht treibst Du hast einen Körper, aber keine Ahnung davon, zu welchen Empfindungen und Leistungen er fähig ist Du bist ein armes Stück, Mädchen."
    Iridora hatte zuvor noch nie einen Amarena so reden gehört. Sie versuchte, ihr Entsetzen zu unterdrücken, und fragte: „Kannst du mir über dein Erlebnis jenseits des Ereignishorizonts berichten, Alianda?"
    Alianda verzog abfällig den Mund. „Du begreifst davon ja doch nichts, Mädchen. Jenseits des Ereignishorizonts, dort liegt der Dschungel, das Universum der Versuchung, des Bösen, des mühsamen Lebens und des bitteren Sterbens. Dort herrscht das Gesetz des Stärkeren. Es ist ein schreckliches, wunderbares Universum. Die Bewohner dieser Galaxis leben im ZEITALTER DER GEWALT. Es sind Barbaren. Es herrschen Tod und Zerstörung, Gemeinheit und Hinterüst. Aber das ist Leben. Grausam und ßchön zugleich."
    „Wie kannst du das in einem Atemzug sagen?" fragte Iridora verständnislos. „Wie kannst du Grausamkeit anziehend finden?"
    „Sagte ich dir nicht, daß du das nicht verstehen könntest?" hielt Alianda ihr vor. „Wie auch sollst du etwas begreifen können, das du nicht kennst? Das ist das Leben - und du lebst nicht, du vegetierst dahin. Du und alle Amarena, ihr lebt in einem Universum des Verfalls, ihr riecht nur nicht den Moder und die Verwesung, weil eure Sinne verkümmert sind."
    „Ich bin entsetzt", gestand Iridora; sie konnte ihre Gefühle nicht länger für sich behalten. „Freut mich, daß ich dich wachgerüttelt habe", sagte Alianda zufrieden. „Vielleicht ist es für unser Volk noch nicht zu spät, und vielleicht schaffen wir paar Rebellen das Unmögliche und können die Amarena aus ihrem Todesschlaf reißen. Wünsch uns viel Glück, Mädchen."
    Als Iridora diesmal Boleam aufsuchte, kanzelte er sie nicht gleich ab.
    Er hörte ihr aufmerksam zu, als sie ihm von ihrem unschönen Gespräch mit Alianda erzählte. Sie endete mit der Feststellung: „Alianda, Eleiher, Phaera und die anderen sind krank, Boleam. Wir müssen ihnen helfen."
    „Ich fürchte, wir können da nicht viel tun, Iridora", antwortete Boleam. „Sie müssen sich selbst helfen. Ich habe mich mit Terovera, Sysa und Virosor unterhalten und festgestellt, daß sie an die Aussage ihrer Worte glauben. Sie sind fest davon überzeugt, die Heilsbringer unseres Volkes zu sein. Sie tun aus ihrer Sicht nichts Böses."
    „Und das ist krank!" argumentierte Iridora. „Ist dir entgangen, wie aggressiv sie ihre Thesen verbreiten und verteidigen?"
    Boleam nickte. „Gerade, daß sie nicht tätlich werden", sagte er, fügte aber sofort einschränkend hinzu: „Sie sind so voller ungezügelter Leidenschaft, daß man beinahe neidisch werden könnte."
    „Boleam!"
    „Verstehe mich nicht falsch", sagte der Archivar. „Ich meine bloß, daß eine richtig dosierte Prise Temperament keinem von uns schaden könnte. Wir anderen sind ein wcnig passiv. Die Erneuerer könnten mit ihrem Aufstand dafür sorgen, daß wir ein wenig mehr Feuer bekommen. Eine kalte Sonne ist nutzlos. Eine Nova brennt wie Strohfeuer. Nur

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