1473 - Jagt den Terraner
besänftigte er in noch tieferem Baß ihr Temperament. „Unsere Ladung war doch sowieso noch nicht komplett. Was soll's?"
„Was das soll?" regte sich die hünenhafte Frau auf. Ihre zum typisch ertrusischen Sichelkamm aufgetürmte Lockenpracht schien sich zu versteifen. „Das soll heißen, daß er kaum noch Zeit hat, unsere Ladung zu begutachten. Er wird über Ertrus ankommen, ohne zu wissen, wie die neuen Einsatzwaffen funktionieren. Das muß man sich in aller Ruhe ansehen. Er ist ein Unwissender von außerhalb der Wälle, oder etwa nicht, eh?"
Diesmal glitt ihre Faust an Kons Oberarm vorbei. Sie traf die Sessellehne und beulte sie ein.
Nauri bemerkte es kaum. Ihre Aufmerksamkeit galt den Bildschirmen der Außenbordbeobachtung. Der zur Landung ansetzende Luftgleiter trug die Symbole der Heleios-Zentrale. Hinter der transparenten Verkleidung waren vier Personen zu erkennen.
Sie interessierten sich offenbar für die ELMER VILLON, die gleich vielen anderen Schiffen ihren Landeplatz auf der dem Gebirge vorgelagerten Hqchebene gefunden hatte. Äußerlich schön war das im Jahr 1000 NGZ erbaute Schiff nicht, dafür aber praxisgerecht ausgelegt und zufriedenstellend in seinen Transportund Flugleistungen.
Die Widder hatten den typischen Handelsraumer im Jahr 1123 NGZ erbeutet und ihn auf den Nämen des legendären Widerstandskämpfers Elmer Villon umgetauft.
Die baulichen Veränderungen waren nach dem Bedarf der Organisation vorgenommen worden. Sie betrafen unter anderem einige Laderäume, die man zur Aufnahme von etwa tausend Flüchtlingen vorbereitet hatte.
Die zweiundsechzigköpfige Stammbesatzung bestand aus erfahrenen Kosmonauten und Einsatzagenten, die jederzeit abgerufen werden konnten.
Die ELMER VILLON war seit Jahrzehnten im Einsatz. Die Besatzung hatte sich daran gewöhnt, unter spartanischen Bedingungen agieren zu müssen. Die eigentlich Stärke des Raumers bestand in der Möglichkeit ihn bedarfsgerecht zu tarnen.
Kon Makos hatte bereits vergessen, unter wie vielen Identitäten man versucht hatte, die allgegenwärtigen Cantaro zu überlisten. Da man dafür Material in Hülle und Fülle benötigte, war die ELMER VILLON im Prinzip zu einem wandelbaren Flugkörper geworden, dessen Kommunikationseinrichtungen stets auf einem Stand gehalten wurden, der zur Täuschnng kontrollierender Cantaro-Einheiten nötig war.
Als Yart Fulgen vor Wochen erfahren hatte, daß Rhodan und Adams die ELMER VILLON für ein Spezialunternehmen einzusetzen gedachten, hatte er sich augenblicklich über den Raumer und seine Besatzung informiert.
Nun saß er neben dem terranischen Aktivatorträger in dem Transportgleiter und schaute zu dem ehemaligen Handelsschiff hinüber. Fulgen ahnte, wie es auf Tekener wirken würde. Dessen Aussage kam auch prompt. „Aus wie vielen Einzelteilen verschiedenster Herkunft habt ihr die VILLON zusammengeleimt? Sie gleicht einem Flickenteppich, den man mit irreal geformten Gegenständen bestreut hat."
Ondri Nettwon, die Widderkämpferin, nickte resignierend. Mit einer Aussage dieser Art hatte sie gerechnet.
Aktet Pfest, der Püot des Gleiters, drehte seine beachtliche Körpermasse im Sessel herum. Der Überschwere schätzte den uralten Terraner. „Nur mit der Ruhe", versuchte er Tek zu beschwichtigen. „Die alte EL-MER VILLON sieht nur wie ein Flickwerk aus. Ein optisch ansprechendes Kugelschiff ist sie natürlich nicht."
Yart Fulgen war sich seiner individuellen Schwächen bewußt. Sein analytischer Verstand hatte ihrh auch verraten, daß ein Mann wie Ronald Tekener einen vom Pech verfolgten Tolpatsch niemals mitnehmen würde; schlimmer noch - nicht mitnehmen durfte!
Dagegen mußte etwas unternommen werden. Fulgen nutzte seine Chance und erklärte mit betont sachlich klihgender Stimme: „Zweckvoll umgebauter Transporter, ausgelegt auf optisch wahrnehmbare Außenzellen-Retuschen aus Tarnungsgründen. Abmessungen in der relativ glattflächigen Grundzelle 213 Meter Länge, Breite 68 Meter, Höhe 56 Meter. Die zahllosen Oberflächenauswüchse sind Zusatzkomponenten zur Darstellung eines völlig anderen Typs, der grundsätzlich mit den Computeridentifikationen cantarischer Kontrolleinheiten übereinstimmen muß. Wie schwierig es ist, die von den gegnerischen Auswertungssyntroniken verlangten Typ-Emissionen glaubwürdig zu erzeugen, braucht nicht hervorgehoben zu werden. Ich habe ein neues Tarnprogramm geschrieben. Beim Einflug in das Kreit-System wird es unerläßlich sein."
Yart hüstelte,
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