1473 - Sandrines Voodoo Lehre
Blumen nicht vertreiben können. Nach wie vor hing er schwer in der Luft, als wollte er die Menschen und Tiere benommen machen.
»Dann möchtest du noch hier bleiben?« fragte Harry.
»Nein.« Dagmar drehte sich auf ihrem Stuhl um. »Du hast recht, wir machen uns auf den Heimweg. Am Nachmittag wird es in der Regel noch heißer. Da tut die Kühle im Hotel gut.«
»Kein Widerspruch, Madame.«
»Oh, Madame…«
»Klar, wir sind schließlich in Frankreich.«
»Stimmt auch wieder. Diese Herrlichkeit erlebt man nur in der Provence.«
»Was mich darauf bringt, dass unsere Tage hier bereits gezählt sind. Die erste Hälfte ist vorbei. Und die Zeit ist verdammt schnell verflogen.«
»Denk nicht daran, Harry. Wir haben noch die andere Hälfte vor uns.«
»Du sagst es.« Harry erhob sich mühsam. Er war in den vergangenen Tagen so richtig faul und träge geworden. Beide hatten sie ausgespannt und nicht an ihren Job gedacht. Verbrechen und dämonische Einflüsse waren weit weg. Beide hatten sich zudem zu Beginn des Urlaubs gewünscht, dass sie damit verschont blieben, und dieses Glück hatten sie tatsächlich gehabt. Selbst von der Firma hatte man nicht angerufen, was für sie schon außergewöhnlich gewesen war.
Harry schaute zu dem kleinen Haus mit dem Flachdach aus grauen Steinen hinüber. Der verglaste Eingang lag im Schatten zweier Eichen. Die Tür stand weit offen. An einem Tisch saß der Patron und schrieb etwas in ein Buch.
Harry winkte ihm zu. Der Mann sah die Bewegung und hob den Arm. Wenig später trat er nach draußen. Er war ein Mann mit einem gedrehten Oberlippenbart, Halbglatze, einem kleinen Bauch, um den er jetzt eine grüne Schürze gebunden hatte, und lustig funkelnden Augen.
»Wir möchten bezahlen.«
»Ah – schon?«
»Ja, das Essen hat uns müde gemacht.«
»Aber es hat geschmeckt, hoffe ich.«
»Mehr als gut.«
»Dann bin ich zufrieden.« Der Chef, der ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift »Patron« trug, verbeugte sich leicht vor Dagmar Hansen.
»War das Essen für Sie auch gut?«
»Exzellent.«
»Danke.«
»Wir kommen bestimmt wieder«, sagte Harry.
»Das hoffe ich sehr.« Der Patron verbeugte sich noch mal und erklärte, dass er die Rechnung holen würde. Da sich in der Flasche noch Wasser befand, verteilte Dagmar den Rest auf die beiden Gläser. Auch Harry nahm noch mal Platz und trank.
»Wie sieht es mit morgen aus?« fragte er. »Hast du schon eine Idee?«
»Überhaupt nicht. Wir lassen es auf uns zukommen.«
»Einverstanden.«
»Außerdem finde ich es schrecklich, wenn wir wie Touristen einen Ort nach dem anderen abklappern. Wir sind hier, um uns zu erholen, und der Trubel am Strand kann mir gestohlen bleiben. Außerdem habe ich keine Lust, mit dem Wagen weiter in Richtung Westen bis Marseilles zu fahren. Das ist mir einfach zu stressig.«
»Du sagst es.« Harry lächelte. Seine Haut hatte eine gesunde Bräune angenommen, was bei Dagmar Hansen nicht der Fall war. Sie blieb eher blass. »Aber eines sollten wir noch tun.«
»Und was?«
Stahl grinste verschmitzt. »Wir sollten einem gewissen Menschen in London eine Karte schreiben und ihm mitteilen, wie gut es uns hier geht.«
»He, das ist super.«
»Finde ich auch.«
»Aber sei nicht zu schadenfroh.«
»Keine Sorge.«
Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, weil der Patron zu ihnen kam. Er hatte die Rechnung noch mit der Hand geschrieben. Harry war mit den Preisen hier oben zufrieden. Man konnte sie mit denen in Deutschland vergleichen.
»Zahlen Sie in bar oder…«
Harry schaute hoch. Er wunderte sich ein wenig darüber, dass der Patron den Satz nicht zu Ende gesprochen hatte. Als er jetzt hinsah, da erkannte er auch den Grund.
Der Mann konnte nicht mehr sprechen. Er stand am Tisch. Er rang nach Luft, und sein Gesicht lief rot an. Dann riss er den Mund auf, und plötzlich drangen aus seiner Kehle Laute, die erschreckend klangen. Ein Mensch, der dabei war, zu ersticken, gab solche Laute ab.
Und das war noch nicht alles.
Der Patron kippte plötzlich nach vorn. Zugleich schoss aus seiner Kehle ein Blutschwall und klatschte mit ihm zusammen auf den Tisch…
***
Dagmar Hansen und Harry Stahl waren entsetzt, und beide konnten sich keinen Reim darauf machen, warum das passiert war.
Beim Fallen hatte der Mann das Geschirr vom Tisch geräumt. Es war auf dem Steinboden zerbrochen, und noch jetzt rutschten einige Scherbenstücke über die kleinen Steine hinweg.
Der schwere Eisentisch hielt den Körper auf, unter dem
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