Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Bassin zu steigen, um dort die Erleuchtung zu erhalten. Vorerst bleibt es für dich tabu.«
    Sandrine nickte. Sie wollte nicht sagen, dass es sie freute, aber so war es.
    Hinzu kam, dass alles, was sie bisher erlebt hatte, ihr nur gut tun konnte. Man hatte ihr nichts getan. Sie war höflich behandelt worden, und noch jetzt spürte sie die zarten, aber durchaus fordernden Finger der Masseusen an ihrem nackten Körper.
    Sie musste nicht erst fragen, ob es um dieses Bassin noch ein weiteres Geheimnis gab. Das musste so sein. Man hatte ihr etwas versprochen, und das würde Mama Rosa einhalten. Sie war keine Lügnerin.
    Noch musste sie abwarten. Nur konnte es nicht mehr lange dauern, denn sie sah, dass Mama Rosa ihre Hände bewegte, die Arme ausstreckte und ebenso die Finger.
    Sie drückte sie dem Bassin entgegen, als wollte sie dort etwas hervorlocken. Dabei fing sie an zu sprechen und das in einer fremden, mit einem Singsang unterlegten Sprache, die bei Sandrine ein kaltes Gefühl hinterließ.
    Sehr schnell erkannte sie, dass die Oberfläche nicht mehr ruhig blieb. Sie fing an, kleine Wellen zu werfen, die in verschiedene Richtungen wanderten und schließlich gegen den Innenrand klatschten.
    Im dunklen Wasser rührte sich etwas. Sandrine warf ihrer Mentorin einen um Aufklärung bittenden Blick zu, aber Mama Rosa schaute nicht hin. Sie hatte nur Augen für das Bassin, und sie sagte dann mit leiser Stimme: »Er ist bereits erwacht.«
    »Wer?«
    »Dein Begleiter.«
    »Und weiter?«
    »Warte es ab. Es dauert nicht mehr lange, dann siehst du ihn in seiner vollen Körpergröße und du musst keine Angst haben, dass er dir etwas antut. Bestimmt nicht.«
    »Wer ist er denn? Du hast mir seinen Namen noch nicht genannt.«
    Sandrine war sehr gespannt darauf, eine Antwort zu erhalten.
    Sie erhielt sie.
    Nur nicht von Mama Rosa, sondern von oder aus dem Bassin, dessen Oberfläche sich nun heftiger bewegte. Zudem zeichnete sich dicht unter der Oberfläche etwas ab. Die Form war nicht zu erkennen, weil noch immer die Wellen produziert wurden.
    »Der Schnitter kommt!«
    Mit dieser Antwort konnte Sandrine nicht viel anfangen.
    Etwas schaute plötzlich aus dem Wasser hervor wie eine scharf geschnittene Flosse.
    Sie schimmerte silbrig, schwamm von einer Seite zur anderen, und erst als sie kehrtmachte, da wurde der Zuschauerin klar, dass es sich dabei um einen Gegenstand handelte, der einem Messer mit langer Klinge glich.
    Sie dachte sogar an ein Schwert, doch ihre Gedanken wurden gestoppt, als diese Klinge plötzlich zur Ruhe kam und sich aus der Tiefe etwas an die Oberfläche drückte.
    Den Kommentar gab Mama Rosa ab. »Und jetzt erscheint der Schnitter«, flüsterte sie, wobei selbst in ihrer Stimme eine gewisse Portion Ehrfurcht mitschwang…
    ***
    Es war alles andere als ein Bild für die Götter. Nur sah es aus, als wäre ein Mythengott dabei, aus einer Flut zu steigen, um anschließend die Welt zu erobern.
    Sandrine Perrot vergaß das Atmen. Sie konnte nur schauen und sah, dass sich die Wellen auf der Wasserfläche verteilten und in Richtung der Ränder rannen.
    In der Mitte aber wurde das Wasser aufgewühlt. Dort schob sich etwas hervor, das mit der Spitze der Waffe nicht zu vergleichen war.
    Es war derjenige, der diese Waffe trug.
    Sandrine hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, wer aus dem Wasser steigen würde. Ob Ungeheuer oder Mensch, das spielte in Augenblicken wie diesen keine Rolle. Aber sie schaute hin. Ihre Augen wurden immer weiter, als sie den Kopf sah, der als Erstes erschien.
    Es war der Kopf eines Menschen!
    Für einen Moment fühlte sie sich durcheinander. Beinahe schon leicht enttäuscht, weil sie mit einer anderen Erscheinung gerechnet hatte. Aber dieser Kopf gehörte einem Menschen.
    Zu einem Kopf gehört ein Gesicht, und auch das war zu sehen.
    Licht ergoss sich darüber wie ein Schleier, der sehr fein war, und so fielen die scharf geschnittenen Züge recht deutlich auf. Die hohe Stirn, die kantige oder knochige Nase, der geschlossene Mund darunter und die Farbe der Haut, die nicht überall gleich war. Auf dem Gesicht verteilte sie sich auf zwei Hälften.
    Die rechte Seite zeigte die normale Hautfarbe. Das war bei der linken anders. Der düstere Schleier oder Glanz fing bereits in der Mitte an und wanderte über das Auge hinweg bis zum Ohr, wobei das Auge eine andere Farbe hatte als das rechte.
    Es leuchtete in einem hellen Blau. Die Pupille war nicht zu sehen.
    Innerhalb der düsteren Farbe stach dieses

Weitere Kostenlose Bücher