1476 - Drei gegen Karapon
Wohnkabine und ordnete die wenigen Papiere auf dem Arbeitspult. Die Bildschirme waren dunkel. Es lagen weder vom Direktor noch vom Geheimdienstchef Daok-Demm Anweisungen vor. Und die geheime Überwachung der Zellen hatte Fhey-Djon gar nicht eingeschaltet.
Für einen Moment spielte er mit der Überlegung, Zjumandiok heimlich zu beobachten. Dann verwarf er den Gedanken wieder. Es erschien ihm unanständig, auch wenn der Waistokyer ein Gefangener und damit ein offizieller Feind des Reiches war. Fhey-Djon besaß seine eigene Meinung über Karapon. Es war nur leider so, daß er diese keinem mehr mitteilen konnte, seit man ihn in diese Kerkerräume verbannt hatte. „Ich werde meinen Gefangenen im-mer ähnlicher", sagte er halblaut zu sich selbst. „Ich fühle mich nicht nur eingesperrt. Ich bin es."
Er dachte an Quoas-Dryak, den wahren Freund, den er schon mehrere Wochen nicht gesehen hatte.
Zwischen dessen Gedanken und den eigenen gab es kaum einen nennenswerten Unterschied. Beide hatten sie ihre Zweifel. Quoas-Dryak konnte nur seine Zunge besser beherrschen. Er äußerte sich gegenüber anderen praktisch nie kritisch.
Fhey-Djon trat vor den Spiegel. Seine Hand fuhr über den Kopf an die Stelle, wo das eine Ohr fehlte.
Quoas-Dryak besaß noch beide Ohren. Er war klüger gewesen und hatte seine Kritik für sich behalten. Er, Fhey-Djon, war für immer gekennzeichnet. Er galt als nicht unbedingt linientreu gegenüber dem Supremrat, seinen Dienern und seinen Gesetzen. Das fehlende Ohr signalisierte dies jedem Karaponiden.
Der Verlust des linken Ohres schmerzte Fhey-Djon eigentlich nicht. Er legte auf ein äußerlich makelloses Bild wenig Wert. Bedeutend war für ihn die innere Einstellung. Was ihn schmerzte, war der Verlust der persönlichen Freiheit. Dadurch war er von der Gesellschaft isoliert worden. „Unbefristete Verwendung als Kerkerwächter!" Dieses Urteil dröhnte noch jetzt in seinem Kopf. Er würde die Stimme des Militärrichters nie in seinem Leben vergessen.
Fhey-Djon spuckte wütend ins Spülbecken. Er konnte hier seinem Zorn freien Lauf lassen, denn ihn zu beobachten lohnte sich nicht. Er war zu unwichtig. Ein bedeutungsloses Schicksal in einem Staatengebilde, das dank der starken Hand seines Führers ständig im Wachsen begriffen war.
Speichellecker und Intriganten wie Daok-Demm hatten es da leichter. Sie brauchten nur zu gehorchen, zu dienern und rücksichtslos gegenüber allen Feinden des „Großen Karaponidischen Reiches" aufzutreten. Das reichte für eine Karriere. Über die wahren Werte dachten diese Burschen nicht nach.
Und ein Leben zählte für sie nur, wenn sie dadurch eine Stufe auf der Erfolgsleiter in die Höhe klettern konnten.
Es klickte, und aus der Rohrpost fiel eine Rolle. Fhey-Djon öffnete sie. Es war die Anweisung für die Ernährung des neuen Gefangenen. „Sie arbeiten gründlich dort oben." Der Kerkerwächter knirschte mit den Zähnen. „Sie funktionieren wie die Räder einer Maschine. In Wirklichkeit sind sie schon tot, obwohl sie noch atmen."
Er dachte nicht darüber nach, wie gerecht oder ungerecht sein Urteil war. Mit seinen überzogenen Ansichten bekämpfte er die innere Mutlosigkeit. Er motivierte sich selbst, auch wenn er keine Lösung für die Änderung seiner Verhältnisse erkennen konnte.
Mit zwei Schritten erreichte er den Speisenautomaten. Er programmierte getreu der Anweisung das ein, was Zjumandiok erhalten sollte. Die Automatik spuckte eine Schüssel mit einem grünen Brei aus. Fhey-Djon wandte sich angewidert ab, aber er legte einen Deckel auf das Gefäß und schickte sich an, die Mahlzeit dem kleinen Schwarzen zu bringen.
Von Ernst Ellert gab es immer noch kein Lebenszeichen. Sie hatten ihn heute früh am Morgen geholt, und jetzt war es später Nachmittag. Fhey-Djon mußte mit allem rechnen. Vielleicht hatten sie den seltsamen Fremden, der einem Hauri ähnelte, an einen anderen Ort geschafft.
Oder sie hatten ihn unter der Folter umgebracht.
Er nahm die Schüssel und machte sich auf den Weg zu Zjumandiok. Die Erinnerungen an die Vergangenheit begleiteten ihn wie die Schatten an den Kerkerwänden
2.
Irgendwo hinter den Scheinwerfern ertönte ein kaum vernehmbares Klikken. Ernst Ellert konnte erkennen, daß keine Gasperlen mehr in der Schüssel mit Wasser aufstiegen. Der Tauchsieder war abgeschaltet worden. Die Füße schmerzten bereits beträchtlich. Dennoch war es ihm in den vergangenen Minuten gelungen, jede Reaktion zu unterdrücken. „Bist
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