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1478 - Tiefsee-Schrecken

1478 - Tiefsee-Schrecken

Titel: 1478 - Tiefsee-Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hast.«
    »Ja, das habe ich. Ich lebte, aber die anderen Menschen lebten auch. Sie hassten es, mit Fremden zusammen zu sein, die nicht so dachten wie sie. Und deshalb sind sie geflohen und haben sich auf der Insel vor der Küste niedergelassen.«
    »Auf diesem kleinen Stück Erde?«
    »Nein, das ist nur ein winziger Teil. Das Zentrum und die Opferstätte.«
    Bisher war noch alles recht harmlos gewesen. Nun zuckte ich schon zusammen, denn an einer Opferstätte zu stehen gefiel mir gar nicht.
    »Wen habt ihr geopfert?«
    Sie lächelte und deutete in die Runde, aber auch zu Boden, und ich wusste, was sie meinte.
    Es war das, was aus dem Boden gestiegen war. Knochen und Schädel. Alle recht blank, als hätte das Wasser sie sauber gewaschen.
    »Habt ihr eure eigenen Leute getötet?«
    »Nein, nein«, gab sie leise zurück. »Das sind Fremde gewesen. Menschen vom Festland, die es einfach nicht erwarten konnten, der Insel einen Besuch abzustatten. Die platzten vor Neugierde. Sie wollten sehen, was wir hier machten, und sie sind nie mehr zurückgekehrt.«
    »Hat man denn nicht nach ihnen gesucht?«
    »Das weiß ich nicht«, flüsterte mir Elaine entgegen. »Vielleicht. Aber es kann auch sein, dass sie Angst hatten, die Insel hier anzulaufen.«
    »Dann waren auch viele Fremde dabei, die nicht aus den Orten hier an der Küste kamen?«
    »Ja, wenn fremde Schiffe einliefen, haben wir uns den einen oder anderen Seemann geholt. Es war leicht. Und es ist kaum aufgefallen, wenn sie fehlten. Viele Seeleute waren an Bord verschleppt worden. Man hat die Männer in den Hafenspelunken betrunken gemacht und sie dann auf das Schiff entführt. Als sie erwachten, waren sie schon auf hoher See. Und da versuchten eben nicht wenige, von Bord der Schiffe zu fliehen, und einige von ihnen liefen uns dann in die Falle. So ist es gewesen.«
    Ja, das war sogar logisch aus ihrer Sicht. Aber warum hatten sie die Menschen getötet und sie nicht bei sich auf der Insel aufgenommen? Genau danach fragt ich sie.
    »Weil sie Opfer waren.«
    »Für wen?«
    »Für den wahren Herrn der Insel.«
    »Ach, für die Fratze?«
    »Ja, er ist unser Gott. Er ist der Herrscher. Er wollte die Menschen. Er wollte ihre Kraft einsaugen. Wir besorgten ihm die Opfer, denn nur durch ihn konnten wir weiterleben.«
    »Aber die Insel verschwand. Sie versank im Meer. Konnte dieser Götze das nicht verhindern?«
    »Vielleicht wollte er es nicht. Er war nicht von hier. Er hat sein dämonisches Reich verlassen und sich auf der Erde etwas Neues gesucht. Er kann sich anpassen, er ist der Meister der Verwandlung. Er kann in vielerlei Gestalten erscheinen, was er uns auch bewiesen hat. Wir beteten ihn an, denn dadurch war sein anderes Reich für uns offen.«
    »In das ihr aber nicht hineingelangt seid.«
    »Wer weiß…«
    Es war mir alles noch ein wenig unklar, und ich sprach wieder ein bestimmtes Thema an.
    »Dann kam der Sturm, nicht wahr?«
    »Ja, eine Flutwelle. Sie hat in dieser Küstenlandschaft viel verändert. Es gab hier zahlreiche Inseln, aber die Naturgewalt war so stark, dass sie alles mit sich riss. Die Insel sank, und es hat sich keiner retten können…«
    »Wieso? Du stehst doch vor mir.«
    »… bis auf eine.«
    »Also hast du überlebt.«
    »Ja, durch ihn, mit ihm, und es war einfach wunderbar, denn bei mir hat er sein Versprechen gehalten. Ich war immer sein Liebling. Er wusste, dass er sich auf mich verlassen konnte, denn ich habe die Seeleute angelockt. Ich stand nackt am Ufer, ich winkte ihnen zu, wenn sie als Flüchtlinge auf ihren meist kleinen Booten die Insel passieren wollten. Es war einfach herrlich.«
    So fantastisch es sich auch anhörte, ich glaubte ihr jedes Wort. Sie hatte sich dem Dämon quasi geopfert, und es war ihr so gelungen, als Einzige den Untergang der Insel zu überleben. Elaine musste der große Liebling dieses Götzen gewesen sein. Noch jetzt war sie es, denn sie hatte praktisch sein Erbe übernommen, wenn man so wollte.
    Es stellte sich nur die Frage, ob ich sie noch als Mensch ansehen konnte. Sie existierte zwar, aber sie lebte nicht mehr. Sie war kein Mensch im normalen Sinne. Sie war etwas völlig anderes, nur ihre Hülle konnte als menschlich angesehen werden.
    Inzwischen war die Dämmerung von der Dunkelheit abgelöst worden. Die graublauen Schatten hatten sich über das Wasser verteilt und waren dabei, die Insel zu schlucken.
    Doch dieses fahle Leuchten war geblieben. Woher es genau kam, wusste ich nicht. Wahrscheinlich war es aus der

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