1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...
lächelt.«
»Meinetwegen auch das.«
»Haben Sie unser Kommen angekündigt, Sir?«
»Ja, das habe ich. Sie werden erwartet. Ein Dr. Sandhurst wird sich Ihrer annehmen.«
»Wir brechen sofort auf. Das Foto brauchen wir nicht. Wir haben uns das Bild eingeprägt.«
»Dann bin ich gespannt, was Sie herausfinden oder ob Sie überhaupt etwas finden.«
»Kann sein, dass wir noch Überraschungen erleben.«
Ich stand auf und Suko erhob sich ebenfalls.
Sir James sprach mich noch mal an, als wir schon fast an der Tür waren. »Sie sind bestimmt froh, wieder in London zu sein, John.«
Ich musste lächeln. »Irgendwie schon, denn als Urlaub kann man die letzten Fälle nicht bezeichnen. Aber es ist ja immer so. Egal, wohin ich kommen, mein Schicksal verfolgt mich. Selbst wenn ich mich auf ein Südsee-Atoll begäbe, ich würde dort auch keine Ruhe finden. Das ist mir nun mal angeboren.«
»Ja, damit haben wir wohl alle auf irgendeine Art zu tun.«
»Sie sagen es, Sir.«
Im Büro erwartete Uns Glenda, die am Fenster stand und von ihrem Kaffee trank. Als wir eintraten, drehte sie sich zu uns um.
»Na, was hat es gegeben? Was war nun mit der Leiche?«
»Sie hat gelächelt«, sagte ich.
Glenda lächelte auch. »So wie ich?«
»Nein, viel feiner und auch schöner.«
»Danke, John. Dann kannst du sie ja hier einstellen und ins Vorzimmer setzen. Sie wird jeden Besucher anlächeln, der das Büro betritt. Ich kann mir vorstellen, dass es ihr sogar Spaß macht.«
»Himmel, du nimmst alles so persönlich.«
»Das ist bei uns Frauen manchmal so.«
»Und sonst?« Ich wollte nicht näher auf das Thema eingehen, das mir zu kompliziert war.
»Ansonsten werdet ihr euch wohl auf die Suche machen, nehme ich an. Ich habe die Tote nicht gesehen. Sir James sprach nur davon. Mir ist zudem bekannt, auf welchem Friedhof sie gefunden wurde.«
Glendas Gesicht zeigte einen nachdenklichen Ausdruck. »Da in der Nähe wohnt sogar eine Schulfreundin von mir. Ich habe sie noch vor einer Woche getroffen, da hatten wir Klassentreffen.«
»Meinst du, sie könnte uns helfen?«
»Das weiß ich nicht. Sie wohnt seit ihrer Kindheit dort. In einem Haus, in dem noch ihre Eltern leben, besitzt sie eine Wohnung.«
Schaden konnte es nicht, wenn man sich an jemanden wandte, der sich dort auskannte.
»Wie heißt sie denn?«
»Ellen Long.«
»Gut zu wissen. Und welch einem Beruf geht sie nach?«
»Ellen arbeitet als Maklerin. Sie hat das Geschäft von ihrem Vater übernommen, der ihr hin und wieder noch hilft, ansonsten aber mit seiner Frau viel auf Reisen ist. Es geht ihr finanziell sehr gut, wie sie sagte. Nun ja, das Wohnen in Hampstead ist nicht eben preiswert.«
»Du sagst es.«
»Soll ich sie mal kontaktieren?«
Suko und ich schauten uns an. Allein wollte ich das nicht entscheiden.
»Schaden kann es nicht«, sagte er.
»Gut, dann sagt Bescheid, wenn ihr euch entschlossen habt«, sagte Glenda.
Ich nickte. »Versuch es einfach mal. Und gib uns sicherheitshalber die Adresse.«
»Mache ich.«
Glenda schrieb sie auf einen Zettel, den ich an mich nahm. Dann wurde es Zeit für uns, denn die Fahrt zum Highgate Cemetery war nicht eben ein Katzensprung.
Bevor wir das Büro verließen, strich ich Glenda über die Wange.
»Nichts für ungut wegen vorhin.«
Sie schüttelte nur den Kopf. »Männer«, erwiderte sie stöhnend, »ticken eben anders als Frauen.«
»Du sagst es…«
***
Wir quälten uns hoch nach Hampstead, einem sehr exklusiven Stadtteil, der wegen seines gewaltigen Parks zusätzlich noch einen großen Erholungswert hat.
Wer hier wohnte, der musste entweder selbst viel Geld verdienen oder war ein Erbe, dessen Vorfahren schon lange Zeit auf diesem Flecken gelebt hatten.
Wir hatten uns recht selten in diesem Londoner Stadtteil aufgehalten und kannten uns nicht besonders gut aus. Auf das GPS verzichteten wir aus sportlichen Gründen und gelangten auch so ans Ziel.
Hier war das Gelände ein wenig hügelig, etwas, das für London gar nicht typisch war, und wir fuhren eine Straße hoch, die Dartmouth Park Hill hieß. Sie führte an der Ostseite des Hospitals entlang und an der Westseite einer anderen Klinik, dem St. Mary Wing Hospital.
Ich kannte keine zwei Krankenhäuser in London, die so dicht beieinander lagen. Wer hier gepflegt wurde, der hatte es gut, denn die Krankenhäuser zählten zu den besten in der Stadt, aber man musste als Patient auch entsprechend zahlen, was den meisten Menschen leider nicht möglich war.
Zum
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