1481 - Wenn alte Leichen lächeln ...
konstant. Es konnte nur bedeuten, dass die beiden jungen Leute ihr Ziel erreicht hatten.
Es bewegte sich nichts mehr. Trotzdem erlebten wir vor uns eine gewisse Unruhe. Wir hörten auch das Knarren einer Tür, das Licht wurde heller, und dann wehte ein Flüstern in unsere Richtung.
Wir wurden noch vorsichtiger. Aber es war ab jetzt auch ein leichteres Gehen. Das Ziel war zu erkennen. Wir hörten weiterhin die Stimmen und merkten, dass wir nicht gemeint waren. Dort unterhielt man sich sozusagen im kleinen Kreis.
Eine unbekannte Stimme befand sich darunter. Wir konnten sie unterscheiden. Zum einen sprach Trixy, aber ihre Worte wurden unterbrochen.
Da dies durch eine Frau geschah, gingen wir davon aus, es mit Ellen Long zu tun zu haben. Eine andere Person konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Der Gang war breit genug, um nebeneinander hergehen zu können. Unsere Schritte waren wirklich so gut wie nicht zu hören. Wir hielten zudem den Mund, denn wir wollten auf keinen Fall zu früh bemerkt werden. Erwartet wurden wir nicht. Es waren keine Wachtposten aufgestellt.
Ich lächelte, als ich den Umriss der Tür vor mir sah, die nicht bis zum Anschlag geöffnet war. Da sie uns die Sicht verdeckte, konnten wir nur raten, was sich dahinter abspielte.
Wir stoppten nahe vor der Tür. Gesehen hatte man uns nicht, und so konnten wir recht unbelastet sein und lauschen, was sich hinter der Tür abspielte.
»Wann kommt sie denn zurück?« fragte Trixy.
»Ich weiß es nicht. Ihr müsst Geduld haben.«
»Wir haben schon so lange gewartet.«
»Ich weiß. Aber es ist die Sache auch wert. Sie hat früher vielen den richtigen Weg gezeigt, und das wird sie auch heute tun, obwohl sie offiziell tot ist.«
»Und dann?« fragte Tommy. »Was passiert dann mit uns?«
»Da lass dich überraschen.«
»Aber das will ich nicht. Ich möchte wissen, was geschieht, verdammt noch mal.«
»Halt dein Maul!«
Das tat Tommy nicht. »Warum willst du uns nicht sagen, was auf uns zukommt, verflucht?«
»Weil niemand auf die andere Seite schauen kann. Selbst ich nicht.«
»Ja, aber…«
»Kein Aber. Ich bin es leid. Wenn du noch mehr sagst, schieße ich dir eine Kugel in den Kopf.«
Suko stieß mich an, ich ihn. Beide schauten wir uns an. Uns war plötzlich alles andere als wohl in unserer Haut. Diese Person würde über Leichen gehen, wenn es nicht nach ihrem Kopf ging. Und wir waren wirklich gespannt darauf, diese Ellen Long mit eigenen Augen zu sehen.
Ich schob mich zuerst nach vorn. Sicherheitshalber zog ich meine Waffe. Ich warf einen ersten Blick um die Kante der Tür in das Innere eines Kellers, bei dem mir sofort eine in die Höhe führende Treppe auffiel, die kaum vom Licht der Kerze erfasst wurde.
Es gab nicht nur sie als Lichtquelle. Ich sah auch die Taschenlampe, die von einer mir fremden und blondhaarigen Frau gehalten wurde.
Das musste Ellen Long sein!
Aber ich sah noch mehr. Sie war bewaffnet. In der anderen Hand hielt sie eine Pistole, deren Mündung zu Boden wies und nicht auf die beiden jungen Leute zeigte, die mir recht durcheinander vorkamen und nicht zu wissen schienen, was sie tun sollten.
Aber auch die Blonde war nervös. Etwas stimmte an ihrem Verhalten nicht, denn sie ging auf und ab. Sie schaute sich immer wieder um.
»Ich gehe zuerst!« hauchte ich Suko zu. »Komm du später als Überraschung. Okay?«
»Geh schon.«
Es knirschte leise unter meinen Sohlen, als ich die Tür ganz aufschob und den Kellerraum dahinter betrat. Ich wartete ab, bis sich die Blonde zur Seite gedreht hatte, ging noch einen Schritt vor und sagte mit leiser, aber gut zu verstehender Stimme: »Guten Tag, Mrs. Long…«
***
Der Schrei, das Herumfahren, das Hochreißen der Pistole – aus diesen Reaktionen setzte sich die Überraschung zusammen, und sicherlich war sie bereit, bis zum Letzten zu gehen, aber sie sah auch, dass ich meine Waffe schon auf sie gerichtet hatte.
»Ich würde es nicht tun!« sagte ich.
Ellen Long zitterte. Sie stieß scharf den Atem aus. Schließlich sank ihre Hand mit der Pistole nach unten, wobei aus ihrem Mund ein Laut der Wut und Enttäuschung drang.
Ich gab ihr ein paar Sekunden, damit sie sich fangen konnte. Ihre Frage wurde von einem Keuchen begleitet.
»Wer – wer – sind Sie?«
»Mein Name ist John Sinclair. Es könnte sein, dass Sie schon von mir gehört haben, und zwar durch Glenda Perkins.«
Sie sagte nichts. Aber sie war keine perfekte Schauspielerin, denn sie presste die Lippen
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