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1483 - In den Ruinen von Lokvorth

Titel: 1483 - In den Ruinen von Lokvorth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als Scarfaaru sich dem Horizont zuneigte, verkündete Sato Ambush: „Wir sind gleich am Ziel." Er deutete auf ein relativ gut erhaltenes Gebäude hinter einer Schutthalde. „In den Kellern dieses ehemaligen Geschäftsgebäudes haust Kroesorus. Ihr werdet Augen machen, wenn ihr zu sehen bekommt, was er als seine Schätze bezeichnet. Sein einziger brauchbarer Besitz ist eine funktionierende Klimaanlage. Niernand, der es nicht mit eigenen Augen sieht, würde für möglich halten, daß es so viel Plunder auf einem Fleck geben kann. Und diesen Kram schützt er auch noch durch Diebstahlsicherungen und ein Überwachungssystem."
     
    *
     
    „Da ist etwas faul!" rief Ambush entsetzt aus und begann zu laufen.
    Die einbruchsichere Tür stand weit offen und wurde vom aufkommenden Wind hin und her geschwenkt.
    Die Stütze für die Überwachungskamera über der Tür war gewaltsam aus der Halterung gerissen, die Kamera war weg.
    Sato Ambush stürmte als erster durch den Eingang. Benno hörte ihn schimpfen, als er ihm durch den Korridor folgte. Heiße, stickige Luft schlug ihnen entgegen. Von wegen funktionierende Klimaanlage, dachte Benno, während er hinter den tanzenden Scheinwerferkegeln Loydels und Ambushs hinterdreinstolperte.
    Die Lichter verschwanden um eine Ecke, und als Benno um diese bog, lief er auf Loydel auf, der seinerseits wiederum gegen den abrupt anhaltenden Pararealisten gestolpert war. Die Wucht des Aufpralls stieß die „Lokvorth-Zwillinge" zu Boden. Während Benno ihnen beim Aufstehen behilflich war, bekam er, gewissermaßen aus den Augenwinkeln, den Eindruck von leeren Kellergelassen.
    Kaum auf den Beinen, durcheilte Sato Ambush sie mit einer Geschwindigkeit, die ihm Benno nicht zugetraut hätte. Dabei stieß der Pararealist kaum verständliche Laute aus, die jedoch wie Flüche klangen.
    Schließlich gelangten sie in ein riesiges Gewölbe, das so leer war wie die anderen Räume. Hier stoppte Ambush seinen Lauf. Keuchend drehte er seinen Kopf. „Geplündert", brachte er atemlos hervor. „AUes geplündert. Aber was ist aus Kroesorus geworden? Ich verstehe das nicht. Freiwillig würde er seine Festung nicht geräumt und auf alle seine Reichtümer verzichtet haben."
    „Die einzige Erklärung ist wohl die, daß Neider ihn überfallen und ausgeraubt haben", stellte Loydel sachlich fest. „Unsinn!" Arnbush schüttelte zornig die Fäuste. „Hast du denn nichts begriffen? Auf Lokvorth gibt es keine Gewalt und keine Verbrechen. Es herrscht die positivste Form von Anarchie."
    „Jene, die Kroesorus barbierten, scheinen das offensichtlich nicht gewußt zu haben", meinte Loydel. „Nein, nein!" beharrte Ambush. „Das ist kein herkömmlicher Fall von Einbruchdiebstahl. Da muß etwas Ungewöhnliches vorgefallen sein." Er schüttelte verständnislos den Kopf. „Was mag nur mit Kroesorus geschehen sein?"
    Es entstand kurzes Schweigen zwischen ihnen. Und in diese Stille drang unwirklicher Gesang zu ihnen, untermalt von Saitenklängen.
     
    *
     
    „Habt ihr das gehört?" fragte Benno. „Da singt jemand. Vielleicht ein Kind, ein Mädchen? Es kommt von ganz hinten."
    „Ich dachte, ich bilde es mir nur ein", murmelte Ambush, während er sich in Bewegung setzte und Benno und Loydel ihm durch das schier endlos scheinende Gewölbe folgten. Der liebliche Gesang wurde mit jedem Schritt lauter. Sie waren nur noch zwanzig Meter von der rückwärtigen Wand entfernt und der Quelle des Gesangs schon sehr nahe, als dieser plötzlich abbrach.
    Die drei Männer blieben stehen und sahen einander an. Loydel machte durch eine Handbewegung auf sich aufmerksam und deutete dann auf einen schmalen Wanddurchbruch. Ambush richtete seinen Scheinwerfer darauf, das Licht konnte die dahinterliegende Dunkelheit jedoch nur einen Spaltbreit erhellen. Der Pararealist gab den anderen ein Zeichen und schaltete den Scheinwerfer aus; die beiden anderen folgten seinem Beispiel. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckten sie, daß aus dem schmalen Wanddurchbruch schwacher rötlicher Lichtschein fiel.
    Und dann setzten die Lautenklänge wieder ein, und die glockenhelle Mädchenstimme sang nach Art einer Ballade: „Nun da die Grelle still ist, Mein stumpfes Licht nur scheint, Ist Zeit zum Reden gut; So Nonloks tretet ein."
    Ambush betrat als erster die kleine Kammer. In einer Ecke lehnte ein Mädchen im Schneidersitz mit dem Rücken an der Wand. Vor ihr flackerte eine Kerze, dick wie ein Baumstumpf. Sie zupfte eine Gitarre und

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