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1483 - In den Ruinen von Lokvorth

Titel: 1483 - In den Ruinen von Lokvorth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wandte ihnen dabei das von langem blondem Haar urnrahmte Gesicht zu; große, dunkle Augen, in denen sich das Kerzenlicht spiegelte, sahen sie an, der sinnliche Mund war halb offen. Sie rührte sich nicht, nur die Finger glitten über die Saiten. „Mathlyn?" fragte Ambush hoffnungsvoll und stürzte auf sie zu. Er kniete vor ihr nieder. „Bist du Mathlyn? Warst du es, die Jenny und Irmina in die Kolonie gebracht hat? Kannst du mir etwas über sie sagen? Wie... geht es ihnen? Sind sie wohlauf?"
    Das Mädchen sah ihn nur neugierig an und schüttelte bei jeder Frage stumm den Kopf. „Du bist nicht Mathlyn?" sagte Ambush enttäuscht; wieder Kopfschüttelnd. „Wer bist du denn? Eine Freundin von Kroesorus?" Nicken. „Was ist aus ihm geworden?"
    Das Mädchen spielte einen wilden Akkord, der unheilschwanger klang.
    Inzwischen waren Benno und Loydel herangekommen. Benno hatte sich neben Ambush gekniet und lenkte damit den Blick des Mädchens auf sich. Und sie lächelte ihn an. „Du verwirrst sie mit deinen Fragen, Sato, du schüchterst sie ein", sagte Benno, ohne einen Blick von dem Mädchen zu lassen. Er erntete wiederum ein Lächeln, diesmal drückte es Dankbarkeit aus. Er sagte zu ihr: „Würdest du mit mir reden?"
    Das Mädchen wiegte den Kopf: Vielleicht ja, wer weiß, das kommt darauf an. „Warum sagst du nichts?" fragte Benno sanft. „Wir wissen, daß du nicht stumm bist. Wir haben dich singen gehört."
    Das Mädchen seufzte ergeben, und dann sagte es: „Na schön, ich schaff sdoch nicht. Aus mir wird wohl nie eine Aristo. Aber versucht habe ich es wenigstens. Ich habe den Namen Theodora angenommen, heiße aber tatsächlich Caryn. Und wer seid ihr?"
    Benno stellte Loydel und Ambush mit vollem Namen und dann sich selbst vor. Er fügte hinzu: „Wir wollten zum Plutokraten Kroesorus. Aber offenbar kommen wir zu spät. Was ist vorgefallen?"
    „Das weiß niemand so genau", antwortete das Mädchen mit traurigem Blick. „Eines Tages, vor etwa vier Wochen, war er auf einmal verschwunden, seine Schatzkammer blieb unbewacht. Das war ein Aufruf an alle Leichenfledderer, sich zu nehmen, was ihnen beliebte. Ihr seht ja, alles ist geplündert."
    Benno wollte die nächste Frage stellen, aber Ambush kam ihm zuvor. „Du sprichst von Leichenfledderern - glaubst du denn, daß Kroesorus tot ist?" fragte er. „Ich habe keine eigene Meinung, ich kannte den Plutokraten nicht persönlich", antwortete Theodora. „Ich bin nur hier, um auf seine Freunde zu warten, in der Hoffnung, in ihren Kreis aufgenommen zu werden. Diese Freunde sind allerdings der Meinung, soweit ich sie verstanden habe, daß Kroesorus verschleppt wurde."
    „Von wem?"
    Theodora zuckte die Schultern. „Von den Cantaro oder sogar den Nakken, oder von beiden gemeinsam. Es wird vermutet, daß er auf der Suche nach Informationen über das Humanidrom zu neugierig war und daß ihm das zum Verhängnis wurde. Mehr weiß ich wirklich nicht. Ich habe mich nicht darum gekümmert, es geht mich auch nichts an."
    „Wer sind denn Kreosorus' Freunde?" stellte Ambush die nächste Frage. „Ich meine, sind es Plutokraten, oder welcher Gruppierung gehören sie an? Wo kann man sie finden?"
    Theodora lachte. „Unter den Plutokraten hatte Kroesorus keine Freunde, nur Konkurrenten", sagte sie. „Seine Freunde, von denen ich rede, nennen sich Verbalaristokraten, kurze Aristos. Sie sprechen ihre eigene Sprache, ein Kauderwelsch, das sich aus Verballhornungen und Nonsenslauten zusammensetzt. Nur wenn sie in Fahrt kommen, dann sind sie blendende Redner und Erzähler. Ich würde gerne zu ihnen gehören, aber..."
    „Könntest du uns mit diesen Aristos zusammenbringen, Theodora?" erkundigte sich Benno, bevor sich Ambush wieder einschalten konnte; er fand daß dessen Art des Mädchen nur kopfscheu machte. „Dich schon", sagte Theodora und schenkte ihm einen vieldeutigen Blick.
    Benno wurde rot. „Auf mich kommt es nicht an", sagte er. „Ich bin nur ein Laufbursche. Für meine beiden Begleiter wäre es dagegen wichtig, in Kontakt mit den Aristos zu treten."
    Die Gesichtszüge des Mädchens verhärteten sich. „Dich, Benno - oder niemand!"
    Loydel wandte sich ab und warf die Arme in die Luft. „Was sagt man da", rief er. „Unser Stift hat eine Eroberung gemacht. Man hat uns zu Statisten degradiert."
    Das Mädchen sprang auf die Beine und, die Gitarre achtios zu Boden fallen lassend, stellte sie sich Loydel Shvartz wie eine Furie zum Kampf.
    Aber sie wurde nicht handgreiflich,

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