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1485 - Er spielte auf zum Höllentanz

1485 - Er spielte auf zum Höllentanz

Titel: 1485 - Er spielte auf zum Höllentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sehnsucht, die ein Mann empfand, der seine Geliebte verloren hatte und sie nun zurückholen wollte.
    Er setzte den Bogen an und schloss die Augen.
    Er bewegte den Bogen, führte den ersten Strich – und schrie vor Schreck auf.
    Seine Geige war für ihn zu einem Monster geworden!
    ***
    Kein weicher, kein wunderbarer Laut drang an seine Ohren, sondern ein schriller Missklang, als würde die Geige protestieren, dass man sie benutzte.
    Alan Scott bewegte sich nicht vom Fleck. Er sah jetzt aus wie sein eigenes Denkmal. Die Geige und den Bogen hielt er noch fest und befand sich in einer Lauerstellung.
    Hatte er sich vertan? Hatte er das Spielen plötzlich verlernt? War er wieder zu einem Anfänger geworden?
    Viele Fragen quälten ihn, und er wollte nicht einsehen, dass er diesen Misston produziert hatte.
    Deshalb startete er einen zweiten Versuch. Ein anderes Stück.
    Beethoven. Etwas aus der Pastorale.
    Wieder setzte er den Bogen an und taumelte zur Seite, als er das schrille Geräusch hörte. Für einen Musiker war es das Grauenvollste, was er sich vorstellen konnte. Plötzlich wollte das Instrument nicht mehr so wie er, und das zu begreifen war für ihn unmöglich.
    Das konnte nicht sein, das war…
    Er warf beides weg!
    Die Geige landete auf dem Bett, und der Bogen flog hinterher. Für ihn war das Instrument etwas Schlimmes geworden. Der beste Freund hatte sich in einen Feind verwandelt, der sich brutal gegen ihn gestellt hatte. Er drehte sich nach links und glotzte auf seine Geige nieder. Über Scotts Lippen drangen zischende Worte. Er hasste die Geige plötzlich. Er wollte sie nicht mehr anfassen. Sie gehörte nicht mehr zu ihm, und er merkte auch, wie ihm das Blut in den Kopf stieg und sich dort erhitzte.
    Er ging zur Seite. Die Hände hatte er geballt. Er spürte sein Zittern. Tränen rannen aus seinen Augen und an den Wangen entlang.
    Seine Beine waren schwer geworden, sodass die Füße über den dünnen Teppichboden schlurften. Ihm war klar, dass er vor einem sehr, sehr tiefen Einschnitt in seinem Leben stand, und schon jetzt fragte er sich, wie es nun mit ihm weitergehen sollte.
    Es wollte sich etwas erfrischen. Dazu musste er ins Bad. Groß drehen und wenden konnte er sich in diesem kleinen Raum nicht.
    Vor dem Erreichen der Dusche musste er über die Toilette steigen.
    Da wollte er nicht hin, denn es gab in diesem kleinen Raum noch ein winziges Waschbecken mit einem Spiegel darüber.
    Er drängte sich vor das Becken und drehte den Hahn auf, um das Wasser in seine Hände laufen zu lassen.
    Dabei fiel sein Blick in den Spiegel. Er sah sich, und der nächste Schreck erwischte ihn mit voller Wucht.
    Er schaute in ein grünes Augenpaar!
    ***
    Also doch!
    Der Besuch der anderen Seite war keine Einbildung gewesen. Er hatte ein Erbe hinterlassen. Ein schockgrünes, das in seinen Augen einen Widerhall gefunden hatte.
    So grün waren auch die Augen des teuflischen Gnoms gewesen!
    Alan schloss die Augen und öffnete sie wieder, aber das Bild war nicht verschwunden.
    Schockgrün!
    Er sah keine Pupillen mehr. In den Augen lag diese verfluchte Farbe, und er jaulte vor Wut auf. Das Geräusch hörte sich an, als käme es von seiner Geige, aber die lag im Zimmer.
    Was tun?
    Das Waschbecken war zwar winzig, doch es gab ihm den nötigen Halt. Wäre es nicht gewesen, er wäre zusammengebrochen. So dauerte es fast eine Minute, bis er sich wieder gefangen hatte und seine Beine auch nicht mehr zitterten.
    Sein Magen war zu einem Klumpen geworden. Er drückte schwer wie ein Stein, und so überkam ihn das Gefühl, nach unten gezogen zu werden. In dieser Situation allein zu sein, war nicht einfach für ihn. Er wünschte sich weit weg oder seine Freunde bei sich zu haben.
    Mit diesem Gedanken im Kopf verließ er das winzige Bad und betrat den normalen Raum.
    Fast hätte er die Geige unter seinem Gewicht zerbrochen, als er sich auf das Bett fallen ließ. Im letzten Moment drehte er sich weg und setzte sich daneben.
    Schwer ging sein Atem. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Er konnte nicht sagen, oder schwitzte oder fror. Diese Welt mochte er einfach nicht mehr. Er hätte sie am liebsten verflucht, doch dazu fehlte ihm die Kraft.
    Für eine Weile blieb er auf dem Rücken liegen. Er schloss seine Augen nicht. Dafür schaute er gegen die mit Fliegendreck gesprenkelte Decke über ihm.
    Er dachte wieder an das Konzert.
    Am morgigen Abend sollte es stattfinden. Das Trio Classico war engagiert worden. Aber mit welchen Instrumenten, bitte

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