1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
Aussehen.
Sie hatte ihren Blick auf mich gerichtet, aber es schien, als würde sie durch mich hindurchschauen. Ihre Augen hatten einen verlorenen Ausdruck angenommen Sekundenlang geschah nichts. Glenda hielt sogar den Atem an. Ich war dann froh, als ich ihr Nicken sah.
Diese Reaktion war von ihr gesteuert, und so schien sie nicht weggetreten zu sein.
»Sag nichts, John, bitte…«
Ich beruhigte sie durch eine Bewegung meiner Hände. Dann sah ich, dass sie nach hinten sank und sich mit dem Rücken gegen die Sessellehne presste. Ihre Augen blieben offen. Sie schien zu schauen und zu lauschen, aber sie sah und hörte nur das, was mir verborgen blieb.
Ihr Gesicht allerdings veränderte seinen Ausdruck. Hin und wieder presste Glenda die Lippen zusammen. Sie schloss auch die Augen, als wollte sie etwas nicht mehr sehen. Schweiß erschien auf ihrer Stirn. Für mich war am schlimmsten, dass ich nichts hörte und alles ihr überlassen musste. Diese verfluchte Musik schien sie zu quälen. Schlimme Töne, schreckliche Geräusche, die Glenda nicht abwehren konnte.
Aber sie schloss die Augen. Gleichzeitig legte sie beide Hände auf die Lehne, um Halt zu bekommen. Trotz allem machte sie auf mich nicht den Eindruck, als wollte sie aufgeben. Sie stemmte sich dagegen an, und ich sah einige Male ihr abruptes Nicken, als wollte sie sich selbst bestätigen.
Sie schaffte es. Sie konnte mit mir reden. Dabei ließ sie die Augen geschlossen, um sich möglichst wenig ablenken zu lassen.
»Er spielt. Er spielt auf seiner Geige. Es ist einfach nur grauenvoll. Ich kann – ich – kann ihn hören…«
Ich hielt meinen Mund nicht mehr, ich musste die Frage einfach stellen.
»Kannst du ihn auch sehen?«
»Ja – ja…«
»Was siehst du?«
»Einen Mann, auch einen tanzenden Schatten. Ich weiß nicht, aber ich – ich…«
Sie hörte auf zu reden und riss die Augen weit auf. Wir starrten uns gegenseitig an, aber ihr Blick war nicht klar und auf mich konzentriert. Etwas anderes kam hinzu. Ich kannte den Blick und wusste, dass sich in Glendas Blut das verfluchte Serum ausbreitete.
Was Glenda in diesen Sekunden alles erlebte, wusste ich nicht. Ihr Körper blieb nicht mehr der Gleiche. Er wurde für einen Moment durchscheinend und war im nächsten Augenblick nicht mehr vorhanden.
Glenda hatte sich weggebeamt!
***
Die schrillen Klänge und Töne tobten in ihrem Kopf, als wollten sie Glenda in den Wahnsinn treiben. Sie selbst sah sich als starke Persönlichkeit an, in diesem Fall allerdings war ihr etwas davon genommen worden. Durch die verdammte Musik fühlte sie sich fremdbestimmt. Es war eine andere Kraft, die sich in sie hineindrängte, und sie spürte, dass sich in ihrem Innern etwas tat.
Sie hörte das Rauschen in ihren Ohren. Es vermischte sich mit den Tönen. Sie öffnete die Augen, aber sie sah nicht mehr den Mann, der vor ihr saß. So etwas wie ein feiner Dunst wallte um sie herum, und dann sah sie einen Mann im Sessel sitzen. Es war nicht John Sinclair.
Vor dem Mann tanzte ein grüner Schatten, der mit seiner verfluchten Geige die schrecklichen Klänge produzierte.
Er spielte wie ein Besessener. Nichts und niemand konnte ihn aufhalten. Er tanzte dabei, und die Musik wurde immer schriller und auch fremdartiger.
Es gab dazu noch die andere Umgebung. Sie saß in ihrem eigenen Zimmer, aber sie merkte zugleich, dass sich dort etwas tat. Das Phänomen war ihr bekannt, denn plötzlich zogen sich die Wände des Zimmers um sie herum zusammen. Zugleich bewegte sich die Decke, als wollte sie nach unten stürzen und alles unter sich zerschmettern.
Sie fiel nicht, aber sie warf Wellen. Und diese Wellen setzten sich auf den Wänden fort.
Es war schlimm, aber zugleich bekannt. Glenda fühlte sich trotzdem leicht, und es trat genau das ein, was eintreten musste.
Das Zimmer verschwand, und Glenda befand sich an einem anderen Ort…
***
Weg! Er war weg!
Alan Scott konnte es nicht glauben. Er saß starr in seinem Sessel und stierte mit brennenden Augen nach vorn.
Er versuchte sich an das zu erinnern, was ihm widerfahren war.
Er hatte ihn gesehen. Es war kein Traum gewesen. Es gab die verdammte Gestalt wirklich. Sie hatte sich ihm offenbart. Sie hatte ihm gezeigt, wozu sie fähig war.
Eine furchtbare Musik, die nicht mehr aus Klängen bestand, sondern nur aus schrillen Dissonanzen. Aus einer Folter aus verdammten Tönen und Klängen, gespielt von einer Gestalt, für die es wohl keinen menschlichen Begriff gab. Sie war ein
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