1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
verdammt noch mal?«
Der dämonische Gnom gab die Antwort auf seine Weise. Er ließ den Bogen sinken, und die Saiten der Geige wurden berührt, wobei ein Laut erklang, der sich wie ein kurzer Schmerzensschrei anhörte.
Erinnerungen schossen in Alan Scott hoch. Einen derartigen Ton hatte er schon in einem anderen Zustand gehört. Nur war da die Gestalt nicht so echt gewesen. Er musste sich also von dem Gedanken verabschieden, es nur mit einem Traumwesen zu tun zu haben.
Der Bogen blieb auf den Saiten liegen.
Eine Sekunde später begann das Spiel. Da hüpfte der Bogen über die Saiten hinweg, dann wurden sie gestrichen, und plötzlich erklang das, was dieser Höllengnom wohl als eine Melodie ansah, was in Wirklichkeit aber nur eine Ouvertüre für den Teufel sein konnte.
Es ging los.
Das Schreien, das Quälen, die schrillen Töne. Das Jammern und Heulen. Dazwischen das Schrillen und Klagen. Es war keine Melodie zu hören. Diese Musik konnte nur als Qual bezeichnet werden.
Sie war zugleich ein akustischer Weg, der in den Wahnsinn führte, wenn das atonale Gekreische lange genug anhielt.
Alan Scott gab zu, dass er sich davor fürchtete. Aber er kam nicht weg. Wie angeleimt blieb er in seinem Sessel hocken. Sein Gesicht hatte sich verändert. Die Augen waren weit geöffnet, und er schaffte es nicht, die Hände anzuheben und gegen seine Ohren zu pressen, um der Musik wenigstens etwas von ihrer Lautstärke zu nehmen.
Der Gnom bewegte sich. Er spielte dabei weiter. Er ging tiefer in den Raum hinein, und plötzlich fing er an zu tanzen. Es sah irgendwie verrückt aus, wie er unter dem Kittel die Beine in die Höhe schleuderte und dabei seinen Körper von einer Seite zur anderen warf.
Ein Höllentanz!
Ein offener Mund, aus dem kein Wort hervordrang. Dafür schienen die Augen grüne Blitze zu schleudern, und der Gnom verwandelte sich in einen Geige spielenden Irrwisch.
Folter! Wie eine Folter empfand Alan Scott die Musik. Sie war etwas Grauenvolles, das tief in sein Inneres eindrang. Er hatte den Eindruck, dass sich die Welt um ihn herum auflösen würde. Sie bestand nicht mehr nur aus Musik, es war ein Sammelsurium aus kaum mehr zu fassenden Geräuschen, einfach nur schrecklich.
Er konnte nichts tun. Er wartete. Es war das eingetreten, was er hatte verhindern wollen. Er wusste ja nicht, dass es dieses Geschöpf tatsächlich gab. Er hatte gedacht, dass es nur in seiner Fantasie existierte.
Die Angst war da.
Und sie verstärkte sich, je näher der zwergenhafte Geiger auf ihn zukam. Er spielte weiter auf zum Höllentanz, und dass sich diese Geräusche tief in seinen Kopf hineinbohrten, empfand Alan als besonders grausam.
Der Geiger hörte nicht auf. Er tanzte vor dem Zuschauer. Er schwang seine Geige von links nach rechts, wobei er seinen Bogen über die Saiten tanzen ließ.
Was wollte er? Und wann hörte er auf?
Es war kein Ende abzusehen. Einer wie er brauchte keine Pause.
Der spielte bis zum bitteren Ende durch.
Was Alan verspürte, war keine normale Angst. Es war die grauenvolle Furcht vor einer bedrückenden Zukunft, der er nicht mehr entrinnen konnte. Er war nicht in der Lage, den Foltertönen zu entfliehen.
Der grüne Teufel spielte und tanzte weiter. Er war ein Irrwisch, der nicht zu stoppen war. Er gehorchte anderen Gesetzen, und Alan Scott sah in ihm das Abbild des Teufels.
Seine Qualen steigerten sich noch mehr. Die Musik hüllte ihn nicht nur ein, sie drang auch in seinen Körper, als wollte sie ihm die Seele entreißen.
Dieser Teufel gab kein Pardon. Er schien von einem höllischen Wahnsinn besessen. Er drehte kontrolliert durch, denn er wusste immer, was er tat. Jeder seiner Schritte schien einer Choreografie zu folgen.
Mit einem letzten langen Strich über die Saiten hinweg glitt er hinein in das Finale. Der wilde Schrei der Geige, der wie ein schriller, bösartiger Höllenfluch klang, und dazu ein letzter Sprung in die Höhe.
Dann war es vorbei!
Alan Scott hörte plötzlich ein bösartig klingendes Lachen. Er fühlte sich benommen, aber sah auch, wie sich der Gnom zurückzog und plötzlich verschwunden war.
Dabei war er nicht durch die Tür gegangen. Er hatte sich aufgelöst und ließ nichts zurück…
***
Wir saßen uns aus kurzer Distanz gegenüber. Ich hütete mich davor, Glenda auch nur eine Frage zu stellen. Sie hockte auf ihrem Sessel, war nicht mehr sie selbst, sondern in ihrer Haltung erstarrt. Für mich war sie zu einer anderen Person geworden, allerdings mit dem gleichen
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