1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
schön?
Seine Geige würde er nicht nehmen können. Sie gab keine Musik mehr ab, sondern nur noch das Grauen. Da würde jeder Zuhörer sofort aus dem Saal rennen.
Das Konzert absagen?
Alan Scott sah es im Moment als die einzige Alternative an. Nur wollte er dies nicht allein auf seine Kappe nehmen. Sie waren schließlich zu dritt.
Silvia Ferrano und Robert Liebman bildeten den Rest des Trios.
Ohne Absprache ging da nichts. Nur fragte er sich, wie sie reagieren würden, wenn er ihnen die Wahrheit erzählte.
Davor fürchtete er sich. Aber er sah keinen anderen Weg. Irgendetwas musste passieren.
Er richtete sich wieder auf. Dabei fragte er sich, wen von den beiden er zuerst anrufen sollte.
Er entschied sich für Robert Liebman. Robby war ein netter Kerl.
Seine Wurzeln lagen in Deutschland, aber geboren war er auf der Insel.
Und er war zu Hause, denn sehr schnell schon hörte Alan die Stimme seines Musikerfreundes.
»Ich bin es, Robby.«
»He, super.«
»Wieso?«
»Ich hätte dich auch angerufen.«
»Und warum?«
»Weil es etwas zu besprechen gibt.«
Alan schoss die Röte ins Gesicht. Was gab es wohl zu besprechen?
Hatte Robby das Gleiche erlebt wie er?
Gern hätte er die entsprechende Frage gestellt, doch er traute sich nicht, weil er fürchtete, sich lächerlich zu machen. Stattdessen fragte er: »Weshalb wolltest du mich anrufen?«
»Weil es etwas zu besprechen gibt. Das sagte ich doch schon.«
»Worum geht es?«
»Das erzähle ich dir, wenn wir uns sehen.«
»Und was ist mit Silvia?«
»Die müsste schon auf dem Weg sein. Sie wollte auch kommen. Der Abend morgen wird wichtig werden.«
»Ja, das stimmt. Du meinst, wir könnten noch etwas zusammen üben? Oder wie sehe ich das?«
»Nicht üben, Alan. Wir werden über die Stücke reden, die wir spielen wollen. Außerdem haben wir noch nicht über die Zugaben gesprochen. Das ist ebenfalls wichtig.«
»Stimmt.«
»Und wann kommst du?«
Alan überlegte nicht lange. »Ich packe meine Geige ein und mache mich auf den Weg.«
»Alles klar, wir warten.«
Alan Scott atmete tief durch, als er das Gespräch hinter sich hatte.
Gewisse Dinge mussten eben geregelt werden, aber ob das alles so stimmte, was Robby ihm gesagt hatte, da war er skeptisch. Wahrschein hatte Robert Liebman ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt.
Er hatte ja auch nicht von seinen veränderten Augen gesprochen, mit denen er sich eigentlich nicht unter die Leute wagen konnte. Er besaß drei Sonnenbrillen und suchte die mit den dunkelsten Gläsern aus. Sie verdeckten seine Augen, wie er mit einem schnellen Blick im Spiegel feststellte.
Danach packte er seine Geige in den Kasten. Als er das tat, hatte er den Eindruck, ein völlig fremdes Instrument in den Händen zu halten. Sogar eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen.
Er zog seinen Mantel aus schwarzem Stoff über, der ihm bis zu den Kniekehlen reichte, und verließ die Laube. Die dunkle Brille setzte er auf, sobald er aus der Haustür trat.
Die Furcht vor dem Erlebten war noch nicht verflogen. Sie würde auch bleiben, doch in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten ließ sie sich besser ertragen…
***
Der Sessel war leer!
Es gab keine Glenda Perkins mehr, und ich schaute das Möbelstück mit einem verwunderten Blick an, obwohl ich über Glendas Fähigkeiten informiert war. Aber es war noch immer problematisch für mich, diese Dinge richtig einzuordnen.
Ich kannte die Regeln. Ich wusste, was mit Glenda geschehen war, und wusste ebenfalls, wie sie sich fühlte, denn hin und wieder hatte sie mich mit auf die Reise genommen und mich aus manch einer prekären Lage gerettet.
Jetzt war sie allein unterwegs, und mir stellte sich die Frage, wo das Ziel lag?
Es war auch wichtig zu erfahren, welche Kraft die Gegenseite herangeschafft hatte und wer sich letztendlich dahinter verbarg. Sollte sich Saladin, der Hypnotiseur, auf diese indirekte Weise zurückgemeldet haben?
Es war alles möglich, denn gerade seine Wege und Machenschaften waren uns unbekannt, und so blieb mir nichts anderes übrig, als auf Glenda zu warten und darauf zu hoffen, dass sie mit positiven Nachrichten in ihre Wohnung zurückkehrte.
Wenn ein Mensch auf etwas wartet, vergeht die Zeit immer quälend langsam. So erging es auch mir. Ich wollte erst gar nicht auf die Uhr schauen, um nicht unnötig nervös zu werden.
In Glendas Wohnung war es still. Ich selbst produzierte keine Geräusche, und was von der Straße her an meine Ohren drang, war mehr als leise und
Weitere Kostenlose Bücher