1486 - Im Tempel der Furcht
Problemen zu tun, deretwegen ich hergekommen war?
Es konnte durchaus sein, doch andere Gründe konnte es ebenfalls geben. Spielplätze waren leider nicht nur Treffpunkte für Kinder. Es hatte schon genügend Auseinandersetzungen um Drogen dort gegeben. Daran, dass Dealer an diesen Orten ihre Streitigkeiten auf gewaltsame Art und Weise lösten, musste ich in diesem Moment denken.
Nach den Schüssen waren keine weiteren mehr zu hören gewesen.
Wir überquerten einen Weg und sahen vor uns die dunkle Mauer einer Wand aus Büschen.
Es gab eine Lücke, durch die wir uns zwängen mussten, um den Spielplatz zu betreten.
Ich hatte meine Beretta gezogen.
Rosy Keller lief neben mir. Sie atmete schwer und keuchend, und ich konnte es nicht riskieren, sie auf den Platz laufen zu lassen, ohne zu wissen, was dort geschehen war. Deshalb zog ich sie mitten im Lauf zurück.
»Was ist denn?«
»Sie bleiben erst mal hier!«
Ein tiefer Atemzug, dann fragte sie: »Und warum?«
»Es kann gefährlich werden.« Ich drückte sie mit dem Rücken gegen die Büsche. »Bitte, warten Sie hier.«
Es blieb ihr nichts anderes übrig. Mit einem heftigen Nicken gab sie ihre Zustimmung, und ich schlich die wenigen Meter auf den Durchgang zu, riskierte einen ersten Blick. Dann ließ ich meine Waffe sinken, denn es war alles vorbei.
Es gab eine Laterne. Sie stand weiter hinten und gab ein blasses Licht ab. Dass sie noch nicht durch einen Steinwurf zerstört worden war, wunderte mich. Im Restlicht sah ich, dass sich dort drei Personen aufhielten. Ein Mann lag am Boden und wimmerte. Ein Zweiter stand neben ihm. Der Dritte hatte sich hingesetzt und beide Hände gegen das Gesicht geschlagen.
Der dritte Mann erhob sich jetzt und bewegte sich mit unsicheren Schritten über den kleinen Platz. Ich bemerkte, dass er eine Waffe in der Hand hielt. Seine Bewegungen erinnerten mich an die eines Polizisten. Es war komisch, aber so musste man es sehen. Er schaute sich aufmerksam um, und als er sich umdrehte, sprach ich ihn an.
»Bitte, Mister, bleiben Sie ruhig. Ich habe die Schüsse gehört und wollte nachschauen.«
Der Mann hob die Waffe. Er zielte in meine Richtung. »Dann treten Sie vorsichtig auf den Platz.«
»Sicher.« Ich hob sogar die Arme, als ich den ersten Schritt tat.
Meine Beretta hatte ich weggesteckt.
Der ältere Mann ging auf mich zu und fragte, mit wem er es zu tun hatte.
»John Sinclair.« Ich fügte meinen Beruf hinzu, was ihn stutzen ließ.
»Haben Sie einen Ausweis dabei?«
»Ja.« Ich holte ihn mit spitzen Fingern hervor. Wenig später hatte sich die Lage entspannt. Der Kollege nannte mir seinen Namen, und als Rosy Keller auftauchte, nickten sich die beiden zu, weil sie sich kannten.
Wir erfuhren auch, dass der Notarzt bereits unterwegs war, ebenso wie die Kollegen der Spurensicherung.
Allerdings wusste ich noch immer nicht genau, was hier abgelaufen war, und stellte die entsprechenden Fragen. Mike Nichols antwortete, doch es war ihm anzumerken, dass er es selbst nicht glauben konnte, was er da mit eigenen Augen gesehen hatte.
»Mein Gott, das ist er gewesen«, flüsterte Rosy Keller.
Nichols schaute sie an. »Wer?«
»Der Mann, den auch ich gesucht habe.«
»Dann kennen Sie diesen Typen mit dem Schwert?«
»Nein, nein, das ist…« Sie hob die Schultern.
»Was ist das? Reden Sie schon!« sagte Nichols.
Ich mischte mich ein. »Lassen Sie es gut sein, Mr. Nichols. Ich bin ja nicht zufällig in der Gegend.«
»Gut.« Er hob die Schultern. »Sie waren nicht wegen dieser beiden Typen hier?« Er meinte damit die Männer mit den Strickmützen auf ihren Köpfen.
»Nein, das sicherlich nicht. Sie denn?«
»Ja, Sir. In dieser Gegend sind in der letzten Zeit während der Dunkelheit zu viele Überfälle und Einbrüche verübt worden. Da bin ich eben privat unterwegs gewesen, um die Augen offen zu halten.«
Er senkte verlegen den Blick. »Das ist zwar nicht üblich, aber ich fühlte mich einfach dazu verpflichtet. Nun ja, Sie sehen, was dabei herausgekommen ist. Ich habe nicht nur die beiden gefunden, sondern auch eine Gestalt gesehen, die mit dem Schwert zugeschlagen hat. Den einen Treffer konnte ich nicht verhindern, aber dann habe ich ihn durch Schüsse vertreiben können.«
»Nur vertreiben?«
»Ja.«
»Haben Sie ihn auch getroffen?«
Mike Nichols druckste herum. »Ich glaube schon«, gab er dann zu.
»Und weiter?«
Er wischte durch sein Gesicht. »Was ich Ihnen jetzt sage, Sir, das stimmt. Ich traf ihn, sogar
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