Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ihn.«
    »Da wurde er nicht gestört – oder?«
    »Sie sagen es.«
    »Und was passierte hinter den Mauern?«
    »Sie sind jetzt zerstört«, erwiderte Rosy Keller mit leiser Stimme.
    »Aber wenn die Ruinen sprechen könnten, dann würden sie eine Geschichte mit Blut, Tränen und Tod erzählen. In dieses Haus hat er seine bedauernswerten Opfer geholt. Wahrscheinlich hat er auf dem Stuhl gesessen und sich an ihren Qualen ergötzt. Es war sein Tempel. Ich habe ihn Tempel der Furcht genannt.«
    »Eine gute Bezeichnung.« Ich ging näher auf den Stuhl zu und hörte Rosy fragen: »Wollen Sie sich darauf setzen?«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben?«
    »Nein, warum sollte ich? Sie sind nicht der Erste, der darauf Platz genommen hat.«
    Ich drehte mich zu ihr um. »Aha, Sie auch?«
    »Richtig.«
    »Und? Haben Sie etwas gespürt oder gefühlt? War Ihnen klar, worauf Sie saßen?«
    »Selbstverständlich. Und ich will Ihnen sagen, dass ich mich alles andere als wohl gefühlt habe. Da kamen schon die Erinnerungen an das, was ich vom Duke gelesen habe.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Sie deutete auf die Sitzfläche. »Bitte, Mr. Sinclair, nehmen Sie einfach Patz.«
    »Das werde ich auch.«
    Ich setzte mich nicht so hin, wie es bei einem normalen Stuhl üblich war. Recht langsam klappte ich die Sitzfläche nach unten und bemerkte dabei, dass mein Herz schneller zu schlagen begann. Auf meiner Stirn bildete sich ein leichter Schweißfilm, obwohl es in diesem Anbau alles andere als warm war.
    Aber ich setzte mich, nachdem die Sitzfläche auflag, und es überkam mich augenblicklich eine Ahnung, dass etwas nicht stimmte.
    Dieser Stuhl war etwas Besonderes!
    ***
    Möglicherweise trug ich die Schuld an diesem Zustand, denn ich dachte an den Knochensessel, der bei meinen Templer-Freunden in Alet-les-Bains stand, aber damit hatte dieses Möbelstück beim besten Willen nichts zu tun. Ich sah keine Knochen. Die Sitzfläche war glatt und hart. Sie setzte mir einen Widerstand entgegen, der auch an der Rückenlehne bestehen blieb, als ich mich nach hinten lehnte.
    Die Archäologin stand direkt vor mir, und ich übersah nicht den leicht fiebrigen Glanz in ihren Augen.
    »Nun? Was spüren Sie?«
    »Na ja, warten wir es ab.«
    Sie nickte.
    Ich sah, dass sie nervös war. Den Grund fand ich nicht heraus. Zudem konzentrierte ich mich jetzt mehr auf den Stuhl und merkte, dass er tatsächlich etwas Besonderes war, denn ich wurde von ihm regelrecht »angemacht«. Als wollte er mir eine Botschaft vermitteln, die sich in diesem alten Holz konzentriert hatte.
    Es war für mich schwer, den eigenen Zustand zu beschreiben. Ich fühlte mich irgendwie anders. Zwar noch in der Gegenwart, aber schon mit der Vergangenheit verbunden.
    Nein, ich trat nicht als Astralleib aus meinem Körper hervor, und doch gab es eine Veränderung. Die Welt um mich herum blieb nicht mehr so klar, weil sich etwas anderes dazwischengestellt hatte. Ich war noch vorhanden und trotzdem woanders. Wie an einer Trennlinie, hinter der sich etwas Fremdes ausbreitete.
    Auch der Knochensessel sorgte für solche Gefühle. Doch die hier waren anders. Es ging nicht auf eine Reise. Ich blieb normal sitzen und erlebte dann etwas, was mich verwunderte.
    Eine andere Macht erwischte mich. Zugleich aber meldete sich mein Kreuz.
    Es hing vor meiner Brust, und ich spürte die leichte Erwärmung.
    Nicht stark oder brennend, sie reichte allerdings aus, um mich zu warnen, dass etwas in der Nähe war, das mein Talisman als störend empfand.
    Ich sah allerdings nichts, nicht in diesem Anbau. Dennoch konnte ich mich auf das Kreuz verlassen. Ohne Grund erwärmte es sich nicht, das war immer so gewesen.
    »Wie fühlen Sie sich, Mr. Sinclair?«
    Rosy Keller hatte leise gesprochen. Ich hatte sie allerdings verstanden, und meine Antwort lautete: »Schon ein wenig ungewöhnlich.«
    »Ja, das war auch bei mir der Fall.«
    Diesmal hallte ihre Stimme wie in einem großen Saal, worüber ich mich wunderte.
    »Und weiter?«
    »Ich habe es gespürt, Mr. Sinclair.«
    »Was genau?«
    »Seine Nähe«, flüsterte sie. »Ich habe seine Nähe gespürt.«
    »Aber er ist tot.«
    »Das war er nicht für mich…«, sie deutete auf den Stuhl, »… als ich dort saß.«
    Ich sagte nichts und konzentrierte mich auf mein Kreuz. Die Wärme blieb, sie nahm zwar nicht zu, aber mir war klar, dass ich durch das Kreuz einen Kontakt zu einer anderen Welt bekommen hatte.
    Eben zu diesem noch immer existenten Duke of Kent, wobei er sich

Weitere Kostenlose Bücher