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1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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immer.«
    »Weil ihre Seele keine Ruhe findet?«
    »So ähnlich. Aber hier geht es nicht um eine Seele, sondern um einen Körper, der anscheinend überlebt hat. Den die andere Seite nicht oder noch nicht haben wollte, weil er zunächst bestimmte Dinge erledigen muss.«
    Sie dachte kurz nach und fragte. »Welche denn zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel Morde. Dass die andere Seite nicht mit dem zufrieden ist, was der Mörder getan hat. Dass er weitermachen muss, um ein gewisses Ziel zu erreichen.«
    »Für wen?«
    »Die Gegenseite hat zahlreiche Namen.«
    Hinter den Gläsern der Brille weiteten sich Rosy Kellers Augen.
    Sie hatte sich so hingesetzt, dass sie mich anschauen konnte, und sie fragte mit leiser Stimme: »Kann man da auch von der Hölle sprechen und damit vom Teufel?«
    »Wenn Sie wollen, schon.«
    Die Antwort musste die Archäologin erst mal verkraften. Sie legte ihre Hände zusammen, als wollte sie beten. Dabei schaute sie zur Decke und verdrehte die Augen. Sie atmete so laut durch die Nase ein, dass ich es hörte. Einige Male schluckte sie, bevor sie wieder sprechen konnte.
    »Es ist mir alles so fern und unbegreiflich, worüber wir hier sprechen. Aber wenn ich recht darüber nachdenke, stimmt alles. Oder es kann stimmen. Außerdem bin ich nicht grundlos zu Ihnen gekommen. Es ist passiert, und ich stehe irgendwie neben mir. Ich weiß auch nicht, ob ich richtig gehandelt habe. Es kann, aber es muss nicht so sein.« So hob die Schultern. »Egal, Sie sind hier, Mr. Sinclair, und ich bin sehr froh darüber.« Sie strich mir dabei über die Schulter und schenkte mir ein warmes Lächeln. »Ich hätte nie gedacht, dass mir ein Polizist mal so sympathisch sein könnte.«
    »Dann haben Sie sich aber ein falsches Bild von unserem Beruf gemacht.«
    »Das kann schon sein«, gab sie zu. »Was mich zu einer Gegenfrage bringt. Welches Bild haben Sie sich denn von meinem Beruf gemacht? Können Sie das sagen?«
    »Ja. Ich kenne einige Menschen mit Ihrem Beruf und wundere mich nur, dass hier in Ihrem Haus oder in diesem unteren Bereich nichts darauf hinweist.«
    »Meinen Sie?«
    Ich hob die Schultern.
    »Genau da irren Sie sich.«
    »Da bin ich aber gespannt.«
    »Sie haben vorhin den Anbau gesehen? Er ist so etwas wie mein Arbeitsplatz. Andere gehen in ihr Büro, ich gehe eben dorthin, denn mit den Stunden im Museum komme ich oft nicht aus.«
    »Aha.«
    »Und dort steht auch mein Computer.« Rosy Keller stand auf.
    »Möchten Sie diese abgeschlossene Welt mal sehen?«
    »Gern.«
    »Okay, kommen Sie mit.«
    Ich ließ Rosy vorgehen und schaute dabei auf ihren Rücken. Dort lag der Blusenstoff eng an, und so sah ich keinen Abdruck eines BHs. Wissenschaftlerinnen können auch sehr sexy sein.
    Vom Flur aus führte eine Tür in ihr berufliches Reich. Sie war nicht abgeschlossen. Rosy schritt über die Schwelle, wobei sie das Licht einschaltete.
    Im Gegensatz zum Wohnzimmer befanden sich hier Leuchtstoffröhren an der Decke. Ihr Licht war wesentlich heller und schärfer.
    Es ließ keine dunklen Ecken zu, aber es blendete auch nicht. In der Mitte des Zimmers, dessen Wände ansonsten mit halb gefüllten Regalen zugestellt waren, befand sich ein großer Schreibtisch mit einem Computer. Umgeben war er von Zeichnungen und Karten, die mit irgendwelchen Steinstücken beschwert waren. Die Bücher in den Regalen drehten sich alle um das gleiche Thema. Es ging um Archäologie und Geschichte. Es gab auch einige Nachbildungen von Fundstücken, die aus der Erde gebuddelt worden waren.
    Und in der Ecke stand ein unbequemer Stuhl mit einer hohen Lehne, dessen Sitzfläche sich hoch klappen ließ, sodass der Stuhl zu einer Toilette wurde. Nur der Topf stand nicht darunter.
    »Interessant, nicht?«
    Ich nickte. »Eine perfekte Nachbildung.«
    »Irrtum, der Stuhl ist ein Original.«
    »Bitte?« Ich drehte den Kopf nach rechts und schaute sie an. »Er ist echt?«
    »Ja.«
    »Und dann steht er hier?«
    Rosy Keller lächelte und hob die Schultern. »Ja, er steht hier. Ich habe ihn zu treuen Händen als eine etwas längere Leihgabe bekommen, weil ich mich eben so stark für das Schicksal des Duke of Kent interessiere. Ich werde ihn bald wieder zurückgeben müssen. Momentan jedoch beflügelt er meine Arbeit, wenn ich ihn mir anschaue.«
    »Das ist interessant. Wo stammt er her?«
    »Aus einem der kleinen Schlösser des Dukes.« Sie korrigierte sich selbst. »Als Schloss kann man das Haus nicht bezeichnen. Es war so etwas wie ein Refugium für

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