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1486 - Im Tempel der Furcht

1486 - Im Tempel der Furcht

Titel: 1486 - Im Tempel der Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seinen Weg, und genau das habe ich auch so gewollt.«
    Ich sagte nichts dazu. Allmählich sah ich klarer. Es war ein böser Ort, an dem wir uns aufhielten, aber er lag nicht in dieser Welt. Er befand sich in einer Vorhölle, in der die Kraft des Teufels wirksam war. Hier hatte er seine Feinde vermodern lassen, hier hatte er seine Zeichen gesetzt, und ich sah, dass er seinem Diener Sir Baldur so etwas wie eine Heimat gegeben hatte. Sie befand sich dort, wo er einmal existiert hatte, nur eben in einer anderen Dimension.
    Das alles war mir etwas suspekt. Es klang nicht logisch, doch was beruhte bei den Mächten der Finsternis schon auf Logik!
    Nichts, gar nichts!
    Man musste es hinnehmen und das Beste daraus machen. Für mich war das die Vernichtung des Duke of Kent. Er hatte in der Vergangenheit lange genug sein Unwesen getrieben, das sollte sich in der Gegenwart nicht wiederholen. Er würde den Teufel mit keiner Seele mehr füttern, das stand für mich fest.
    Ich schaute ihn wieder an. Ich wollte diese Welt und ihn zerstören, und da gab es nur eine Möglichkeit. Zwei geweihte Silberkugeln hatten nicht gereicht. Es brachte mich nicht weiter, wenn ich abermals welche in seinen Körper schoss.
    Deshalb musste ich auf die Kraft meines Kreuzes setzen, die in diesem Fall noch sehr schwach war. Aber es gab eine simple Lösung. Ich brauchte nur die Formel zu rufen, um das Kreuz zu aktivieren. Dann würde es seine Kräfte in diese Welt hineinschießen und sie zusammen mit ihrem Inhalt zerstören.
    Ich hielt das Kreuz so vor sein Gesicht, dass er es gut erkennen konnte.
    »Es schreckt mich nicht!« hörte ich ihn sagen. »Das Kreuz hat schon zu großes Unheil angerichtet. In seinem Namen wurde gemordet, gefoltert und geplündert. Es ist nicht besser als die Seite, die ich mir ausgesucht habe.«
    »Es gibt Ausnahmen«, erklärte ich.
    »Deines hier?«
    »Ja.«
    »Du hast mich schon angeschossen. Ich spürte das Fremde in meinem Körper, aber ich bin stark genug, um einer Zerstörung zu entgehen. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Wir werden sehen.«
    Ich hatte den Satz kaum ausgesprochen, da erschien Rosy Keller an meiner Seite.
    »Was haben Sie vor?«
    »Bleiben Sie nahe bei mir. Halten Sie sich an mir fest. Es kann sehr stürmisch werden.«
    »Was meinen Sie denn?«
    Nähere Erklärungen wollte ich ihr nicht geben. Es musste ein Ende gemacht werden, und so sprach ich die Formel aus, die für eine Aktivierung des Kreuzes sorgte.
    »Terra pestem teneto – salus hic maneto!«
    Es war heraus, und das Kreuz ließ mich nicht im Stich…
    ***
    Der Constabler Mike Nichols fragte sich, ob er sich richtig verhielt.
    Er kam sich schon ein wenig komisch vor, allein durch die Dunkelheit zu schleichen. Wenn er ehrlich war, dann wusste er selbst nicht, was er suchte. Die Gefahr war nicht zu fassen. Er sah sie nicht, aber er ging einfach davon aus, dass es sie gab.
    Einige Male schon hatte er das Haus umrundet. Er war auch auf dem Spielplatz gewesen, der jetzt wieder in tiefer Nachtruhe lag. Nichols Kollegen waren längst abgezogen, nur er machte sich noch die Mühe und schlich durch die Dunkelheit.
    Einmal hatte er einen Bewohner getroffen, der um diese Zeit von der Arbeit zurückkehrte.
    Der Mann hatte ihn sofort auf die Überfälle angesprochen. Ihn konnte Nichols beruhigen und ihm sagen, dass er von denen nichts mehr zu befürchten hatte.
    »Sie sind gefasst?«
    »Ja.«
    »Mann, das ist ein Ding! Wann denn?«
    »Vor knapp zwei Stunden.«
    Der Mann schlug Mike Nichols auf die Schulter. »Gratuliere, Constabler. Das ist eine tolle Leistung. Dann haben sich Ihre Wanderungen in der Dunkelheit doch bezahlt gemacht.«
    »Es scheint so.«
    »Dann können wir ja alle wieder ruhig schlafen.«
    »Ja, das können wir.« Mike Nichols schaute dem Bewohner nach.
    Auf seinen Lippen lag dabei ein etwas unechtes Lächeln. Die Wahrheit hätte dieser Mensch bestimmt nicht geglaubt. Sie war einfach zu kompliziert und auch unglaublich.
    Er wurde nicht mehr gebraucht und hätte eigentlich nach Hause gehen können. Es brachte nichts ein, wenn er hier herumlief und weiterhin darauf lauerte, ob hier etwas passierte.
    Nein, er wollte noch einen Umweg gehen. Ein unbestimmtes Gefühl zwang ihn dazu. Er wollte noch einen letzten Blick in das Haus der Archäologin werfen und sich von ihr verabschieden. Bestimmt befand sich John Sinclair auch noch dort.
    Wenig später wusste er Bescheid, dass der Kollege noch im Haus war, denn er sah dessen Wagen vor der

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