149 - Auf Messers Schneide
Stirn und Augenpartie über den Muldenrand hinweg ragten.
Smythe war so vertieft in seine Arbeit, dass er den Neuankömmling gar nicht bemerkte. Grinsend hantierte er weiter an der Lasereinstellung. Eine Weile blieb der Daa'mure still hinter ihm stehen, dann sprang er mit einem Mal vor, packte den Wissenschaftler an der Schulter und wirbelte ihn herum.
»Was soll das?«, fragte er scharf. »Manipulierst du den Laser, damit er nicht funktioniert?« Aiko musste sein Gehör auf Maximum regeln, um die Worte zu verstehen.
Der Professor wirkte völlig verdattert.
»Das verstehst du völlig falsch, Veda'lan'auura«, wiegelte er ab, doch der Daa'mure glaubte ihm nicht.
»Das ist eine Lüge, Jeecob'smeis. Ich habe es gerade in deinen Gedanken gelesen. Der Sol tat gut daran, dir zu misstrauen. Zum Glück haben wir deinem Gedächtnis längst alle relevanten Informationen entnommen. Wir können Projekt Daa'mur notfalls auch ohne dich beenden.«
Ein Stoß vor die Brust ließ den Wissenschaftler vom Tisch zurücktaumeln. Smythe stand da wie ein Häufchen Elend. Aiko hatte seinen Kopf gerade gut im Visier, doch er zögerte, abzudrücken. Gebannt verfolgte er den weiteren Verlauf des Gesprächs.
»Ich bin wohl nicht der einzige Lügner hier!«, fuhr Smythe auf. »Glaubt ihr denn wirklich, ich bin so naiv, euer Märchen von der Enklave zu glauben, die ihr mir überlassen wollt? Ihr habt doch vor, den ganzen Planet mit glutflüssiger Lava zu überziehen, habe ich Recht?«
»Die Konzepte Lüge und Täuschung stammen von euch Menschen«, wiegelte Veda'lan'auura ab, ohne auf die Vermutung einzugehen. »Wir haben uns nur deines Gedächtnisses bedient.«
Smythe ballte die Hände zu Fäusten. Ihm musste klar sein, dass sein Spiel beendet war, wenn der Daa'mure die Gelegenheit bekam, sich mit anderen auszutauschen. Seine einzige Chance war es, ihn vorher umzubringen. Aiko nahm den Finger vom Abzug und beobachtete gespannt weiter.
Und da geschah es auch schon: Mit einem Schrei sprang der hagere Professor vor, ergriff einen Schraubenzieher und versuchte ihn dem Daa'muren in den Schädel zu rammen.
Er hatte keine Chance. Veda'lan'auura reagierte gedankenschnell, fing die Hand mit der Linken ab und riss Smythe am Arm in die Höhe.
»Du willst dein Leben also beenden«, sagte er beinahe freundlich. »Nun, diesen Wunsch kann ich dir erfüllen.« Bei diesen Worten packte er Smythe mit der rechten Hand, die zu einer Raubtierpranke mutierte, an der bleichen Kehle, hob ihn ein weiteres Stück an und drückte zu.
Smythe röchelte und strampelte mit den Füßen.
»Du bist ein Sicherheitsrisiko geworden, Jeecob'smeis«, erklärte der Daa'mure. »Nun, da die Allianz vorrückt, können wir uns aber keine Risiken mehr leisten. Das verstehst du doch sicher.«
Falls Smythe tatsächlich sein Verständnis ausdrückte, ging es im Gurgeln seiner Würgelaute unter. Veda'lan'auuras Armmuskeln spannten sich deutlich an, um dem unwürdigen Schauspiel ein Ende zu machen, erschlafften aber gleich darauf wieder.
Für diesen Sinneswandel gab es einen guten Grund.
Ihm war ein gefiederter Schaft quer durch den Kopf gefahren.
Aiko ließ sofort einen neuen Bolzen aus dem Magazin rollen und sprang in die Höhe. Veda'lan'auura sah zu ihm herüber und öffnete den Mund für einen Warnschrei. Ein zweiter Pfeil machte ihm endgültig den Garaus. Wortlos kippte er nach hinten.
Smythe, endlich von dem Druck auf seiner Kehle befreit, begann zu husten. Bis er endlich wieder richtig Luft bekam, stand ihm Aiko schon Aug in Aug gegenüber. Den Armbruster fest in die Schulter gestemmt, das Herz des Wissenschaftlers im Visier.
»Danke«, keuchte Smythe, bevor ihm die auf ihn gerichtete Mündung bewusst wurde. »Was wollen Sie?«
»Die Explosion der Bomben verhindern, was sonst?«
»Das will ich auch.« Smythe nickte heftig. »Nur zu gerne. Diese Bestien haben mich gezwungen, für sie zu arbeiten, doch was nutzt es zu überleben, wenn am Ende nur noch eine menschenfeindliche Welt bleibt?«
Aiko antwortete nicht sofort. Sein hoch empfindliches Gehör fing das Geräusch schwerer Schritte auf, die sich näherten. Veda'lan'auura musste noch einen telepathischen Hilfeschrei ausgestoßen haben. »Ich traue Ihnen nicht, Smythe«, sagte er dann.
Der Professor zog die Brauen zusammen. »Sie kennen meinen Namen?«
»Matthew Drax hat mir alles über Sie erzählt«, sagte Aiko.
Smythe hob die Arme zum Himmel. »Drax… ausgerechnet! Kein Wunder, dass Sie mir nicht vertrauen.
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