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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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richtigen Moment? »Washington?«, fragte er knapp.
    »Nein, Commander Drax!«
    Crows Augen weiteten sich. Sekundenlang stand er kurz davor, dem Corporal das Handgerät um die Ohren zu schlagen.
    Oder ihn zumindest zum Private zu degradieren.
    »Der Commander sagte, es sei dringend«, versicherte der Soldat eilig. »Die Zukunft der Welt stehe auf dem Spiel.«
    »Steht sie das nicht immer?«, erwiderte Crow verdrossen.
    Mit säuerlicher Miene nahm er das Gerät entgegen. Vielleicht wollte sich Drax dafür entschuldigen, dass er behauptet hatte, Lynne wäre tot.
    Vielleicht war dies auch der Moment, in dem er es riskieren konnte, die Allianz in seinen Plan einzuweihen. Obwohl – so kurz vor dem Ziel noch das Risiko eingehen, alles zu verderben…?
    »Crow hier«, bellte er ins Mikrofon. »Was gibt es, Drax?«
    »Es geht um die U-Men«, drang es aus dem Lautsprecher.
    »Sie werden Ihnen nichts mehr nützen!«
    Crow wartete auf eine Erklärung dieser merkwürdigen Ansage, doch es folgte nur noch atmosphärisches Rauschen. Er wollte schon den Sprechknopf drücken, als er einen seltsamen Druck auf den Trommelfellen spürte. Zuerst konnte er das Gefühl überhaupt nicht einordnen.
    An der dünneren Luft lag es sicher nicht; der Aufstieg stand ihnen ja erst noch bevor. Am ehesten erinnerte die Wirkung an den Ton einer defekten Ultraschallpfeife, deren Frequenz sich an der Grenze des Hörbaren bewegt.
    Ein Blick zur Seite bewies, dass seine Soldaten das gleiche Phänomen wahrnahmen. Einige pressten sogar ihre Hände auf die Ohren. Deshalb überhörten sie auch das dumpfe Poltern hinter dem Gleiter. Arthur Crow dagegen nicht.
    Zuerst erklang es nur vereinzelt, dann dutzend- und hundertfach.
    Entsetzt wirbelte Crow auf dem Absatz herum.
    Der Mund wurde ihm mit einem Male staubtrocken, als er sah, dass seine schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen wurden. Dort, wo eben noch viertausend U-Men in perfekter Formation angetreten waren, stand gerade noch die Hälfte. Und auch die Verbliebenen wankten und kippten nach vorn. Einfach so, wie Dominosteine, die von hinten angestoßen wurden.
    »Was…?« Keuchend lief Crow los, umrundete den Gleiter und blieb wie angewurzelt stehen, als er die Bescherung aus der Nähe sah. Viertausend halborganische Roboter, leblos wie Puppen. Der Gestank nach zerschmolzenen Platinen machte sich breit. »Das darf nicht…«
    »Überrascht?«, klang es aus dem Lautsprecher.
    »Drax?« Crow riss das Gerät an die Lippen. »Drax, sind Sie für diese Schweinerei verantwortlich?«
    »Natürlich«, lautete die freche Antwort. »Haben Sie wirklich gedacht, Takeo entwickelt eine so gefährliche Waffe, ohne einen Schwachpunkt einzubauen? Ihre Armee ist erledigt, Crow. Sie fallen niemandem mehr in den Rücken!«
    »Drax, Sie Idiot«, flüsterte der General scharf ins Mikrofon.
    »Machen Sie das rückgängig. Schnell, bevor Mountbatton… bevor der Daa'mure es sieht!«
    Sekundenlang passierte gar nichts. Arthur Crow starrte einfach nur auf seine geschlagene Armee, in der festen Überzeugung, dass sie gleich wieder von den Toten auferstehen müsste. Derart leistungsfähige Maschinen konnten doch nicht einfach den Geist aufgeben.
    »Sie halten mich tatsächlich für einen Idioten«, entgegnete Drax wütend. »Haben Sie jeden Bezug zur Realität verloren, Crow? Glauben Sie denn ernsthaft, wir geben Ihnen freiwillig wieder eine Armee in die Hand, mit der sie gegen unsere Truppen antreten können?«
    Arthur Crow ballte die Hände vor Verzweiflung. »Aber das will ich doch gar nicht!«, sprach er lauter als gewollt ins Mikrofon. »Kapieren Sie denn gar nichts, Sie taktische Null? Die Daa'muren waren gerade drauf und dran, mich mit einer riesigen Streitmacht freiwillig bis in den Krater hinein zu lassen. Ich hätte den Feind mit heruntergelassenen Hosen erwischt!«
    Wenn Drax Erfurcht verspürte, verstand er es, sie zu verbergen. »Und die Toten in den alliierten Verbänden, die Sie verraten haben?«, wollte er wissen. Schwer von Begriff, der Mann; kein Wunder, dass er es nicht weiter als zum Commander gebracht hatte.
    »Kollateralschäden sind manchmal nicht zu vermeiden«, klärte ihn Crow auf. »Die Verluste hätten den Gesamtsieg mehr als aufgewogen!«
    Nun schienen selbst Drax Zweifel zu kommen; seine nächsten Worte klangen jedenfalls nicht mehr so selbstsicher.
    »Wenn es stimmt, was Sie sagen, warum zum Teufel haben Sie uns nicht in ihren genialen Plan eingeweiht?«
    »Warum wohl? Sie und ihre europäischen

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