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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sich immer weiter Richtung Süden vor, am Kraterrand entlang, bis er den Raddampfer auf einer der tiefer gelegenen Terrassen sah. Die stählerne Panzerung war inzwischen weiter verstärkt worden, besonders im Bereich der Aufbauten. Gut geschützt durch dicke Platten, konnte von dort aus die Sprengung in weiter Ferne ausgelöst werden.
    Noch während Aiko überlegte, wie er sich dem Ziel unbemerkt nähern solle, sah er drei Daa'muren von Norden kommen, bewaffnet mit Fauststrahlern aus Technoproduktion.
    Nur drei? In Aiko wuchs die Hoffnung, dass Smythe den Echsen nicht alles verraten und sein Geschrei nur dem Zweck gedient hatte, sich selbst vom Verdacht der Kollaboration mit dem Feind zu befreien.
    Ortskundig, wie sie waren, nahmen die Außerirdischen einen schmalen Pfad, der über verschiedene Stufen immer weiter in die Tiefe führte, bis zu dem Vorsprung, auf dem der Dampfer lag.
    Mit dem Rücken an einen schützenden Fels gelehnt, ließ sich Aiko nieder und leerte seine Taschen, um zu sehen, ob er sich ein wenig leichter machen konnte. Obwohl er sich nur schwer von Besitztümern trennte, sortierte er doch einige Dinge aus. Andere, die er noch brauchte, steckte er wieder sorgfältig zurück.
    Danach nahm er den Armbruster auf und spähte in die Tiefe.
    Die drei Neuankömmlinge verschwanden gerade in einem der verkleideten Aufbauten. An Deck war nur noch der obligatorische Wachposten zu sehen. Aiko beugte sich über den Felsvorsprung und visierte dessen Echsenhals an. Sein Finger, der um den Abzug lag, lief weiß an, bis er sich seiner Sache endlich hundertprozentig sicher war.
    Das Druckluftgeräusch, mit dem der Bolzen entwich, hallte noch in seinen Ohren, als der Daa'mure unten bereits zusammenbrach.
    Zum Glück kippte er nur nach vorne und blieb auf der Reling hängen. Lang auf die Planken zu schlagen hätte mehr Krach verursacht.
    Aiko schwang sich über den Kraterrand.
    Kleine Steinchen lösten sich unter seinen Sohlen und rollten talwärts. Sie waren beinah schneller als er, denn sie brauchten nicht um ihre Balance zu kämpfen. Rasch erreichte er die erste der unter ihm liegenden Terrassen, und dann die zweite.
    Das stählerne Boot rückte zum Greifen nah.
    Aiko überlegte schon, aus der Ferne zuzuschlagen, aber die Daa'muren machten ihm einen Strich durch die Rechnung.
    Zwei von ihnen stürzten plötzlich aus der Tür und nahmen ihn sofort mit Driller und Fauststrahler unter Beschuss.
    Aiko schoss zurück, doch mit seiner Armbrust war er den anderen Waffen hoffnungslos an Feuerkraft unterlegen. Er erhielt einen Streifschuss am Arm, bevor er den Schützen erwischte. Keine ernstzunehmende Beschädigung.
    Danach sprang er in die Tiefe, um die Distanz zu verkürzen.
    Er traf mit viel Glück auch den zweiten Echsenmann, doch dafür kamen jetzt weitere aus den Aufbauten und schossen sich auf ihn ein. Plötzlich hatte er es mit über zehn Daa'muren zu tun.
    Diese Übermacht war zu groß für ihn. Aiko bekam zahlreiche Treffer an Armen, Beinen und Rippen ab, geriet ins Stolpern und stürzte blutend an Deck.
    Sofort stürmten die Gegner herbei, um ihm die Waffe aus der Hand zu treten. Aiko wehrte sich nicht mehr. Er war schon am Ziel angelangt.
    Ein weiterer Daa'mure trat aus dem Steuerhaus des Dampfers an Deck. Als er die offene Tür hinter sich freigab, erhaschte Aiko einen Blick hinein. Metallisch glänzend stand ein Aufbau mitten im Raum. Man konnte deutlich die Halterung für den Zielpunktlaser erkennen.
    Sie war leer.
    Smythe hatte gelogen! Es gab keinen zweiten, schon montierten Laser!
    Der Schock dieser Erkenntnis lähmte Aiko nur kurz, dann übernahm die nüchterne Logik seiner Implantate die Kontrolle über sein Denken. Auch wenn der Laser nicht montiert war, konnte er die Zündung der Bombenkette verzögern.
    »Warum dieser Amoklauf?«, fragte der neu hinzugetretene Daa'mure, der offensichtlich eine höhere Stellung als die anderen bekleidete. »Das ist sehr ungewöhnlich. Ihr Primärrassenvertreter folgt normalerweise eurem Überlebensinstinkt. Das macht euch so berechenbar.«
    »Da liegt dein Denkfehler.« Aiko langte in seine Beintasche und lachte. »Ich bin kein Mensch.«
    »Nicht? Was bist du dann?«
    »Eine Maschine«, antwortete Aiko. »Eine Maschine, die zwischen dem Wohl von vielen und dem eines Einzelnen ganz neutral abwägen kann. Ich habe schon Freunde getötet, einfach weil es im Sinne der Gemeinschaft war. Und weißt du, zu was für einer Entscheidung ich diesmal gekommen

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