149 - Auf Messers Schneide
Aber ich versichere Ihnen: Die Feindschaft zwischen uns hat Auszeit, bis diese ganze verfahrene Chose hier beendet ist. Ich habe genau wie Sie und die Allianz kein Interesse daran, den Daa'muren den Sieg zu schenken. Hier geht es um die gesamte Menschheit, nicht um eine alberne Privatfehde. Leider habe ich das erst spät erkannt.«
Aiko ließ die Waffe ein Stück sinken. Es war schwierig, bei einem Verrückten abzuschätzen, ob er es Ernst meinte. Aber ihm blieb keine Wahl. »Ich muss darauf vertrauen, dass Ihr Überlebensinstinkt größer ist als Ihr Größenwahn«, sagte er.
»Was können wir also tun?« Sein Blick fiel auf den Zielpunktlaser. »Dieses Ding vernichten?«
Smythe schüttelte den Kopf. Er schien einen Moment zu überlegen. »Das ist nur das Ersatzgerät«, sagte er dann. »Ein weiterer, fertig justierter Laser steckt bereits in der Abstrahlvorrichtung, von der aus die Bombenkette gezündet wird.«
Aiko unterdrückte einen Fluch. Die Schritte, die sein empfindliches Gehör empfing, waren keine fünfzig Meter mehr entfernt. »Wo befindet sie sich?«
»In einem alten Raddampfer, der am Rande des Kratersees aufgelaufen ist. Diese Vorrichtung müssten Sie zuerst zerstören. Das verschafft uns weitere Zeit, um die Bombenkette um den Kometen selbst zu unterbrechen. Denn solange die Bomben intakt sind, können sie auch auf andere Weise gezündet werden.«
»Okay«, knurrte Aiko. »Ich werde es versuchen.« Nervös sah er sich um. Die Daa'muren waren schon ganz nah; sie mussten jeden Augenblick auftauchen. Aber was sollte er mit Smythe tun? Wenn er wirklich im Sinne der Allianz handelte…
»Machen Sie schon!«, drängte der Professor. »Ich glaube, ich höre Schritte!«
Aiko blieb keine Zeit mehr. Er setzte sich ab und rannte davon, die Waffe im Arm. Zeitgleich tauchten die ersten Echsenkrieger hinter den Felsen auf.
Rasch griff Jacob Smythe nach dem Zielpunktlaser auf der Arbeitsplatte und stieß sie wie eine Trophäe in die Höhe.
»Ein Spion der Allianz! Er wollte den Laser zerstören!«, brüllte er dabei und deutete in Aikos Richtung. »Aber ich habe gekämpft wie ein Löwe! Da vorne läuft er – schnappt ihn euch!«
***
In der ISS
»Das sieht nicht gut aus«, sagte Naoki nach einem Blick auf den Monitor.
Matt konnte ihr nur beipflichten. Die Aufnahme verhieß nichts Gutes. Sie zeigte nicht nur den zu zwei Dritteln im Erdreich versunkene Kometen, sondern auch eine Reihe von atomaren Sprengsätzen, die den Fels kreisförmig umgaben.
Der letzte von ihnen wurde gerade vom Dach eines ARETs gehoben und aufgestellt. Die Fahrzeuge, die in Helsinki gestohlen wurden, waren also immer noch im Gebrauch.
»Reichen die Bomben wirklich aus, um die Erde aus der Bahn zu werfen?«, fragte Matt.
»Schwer zu sagen.« Naoki misslang der Versuch, die Schultern in dem unförmigen Anzug zu heben. »Kommt wohl auf die kritische Masse in den einzelnen Modulen an. Die Menge reicht aber auf jeden Fall aus, um das Leben auf der Erde stark zu beeinträchtigen. Denk nur mal an den EMP (Elektromagnetischer Impuls) , den sie verursachen werden.«
Blieb also zu hoffen, dass Aiko tatsächlich einen Weg fand, die gefährliche Bombenkette zu entschärfen. Allerdings gab es von ihm weit und breit keine Spur. Die einzigen Humanoiden, die dort herumliefen, waren die Echsenmänner, die inzwischen alle Anschlüsse miteinander verbunden hatten und nun wieder in den ARET stiegen.
»Wie soll der arme Junge auch nur unbemerkt in das Gebiet gelangen?«, fragte Naoki besorgt.
Armer Junge, und das bei einem Dreiundvierzigjährigen; auch wenn er optisch wie Mitte zwanzig aussah. Es war die Mutter, die da aus ihr sprach.
»Wir könnten ihm doch Deckung verschaffen«, schlug Matt vor und deutete dabei auf die Konsole, mit der sich das Wetter beeinflussen ließ.
Naoki begann zu strahlen. »Das ist wirklich eine gute Idee!«
***
Am Kratersee
Sie hatten ihn aus den Augen verloren, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn finden würden. Dank dem verfluchten Smythe wussten sie nun, dass ein Feind direkt unter ihnen war, und fuhren deshalb alles auf, was auf zwei Beinen laufen konnte. Und nicht nur das, sondern auch einige Shargatoren, die wohl seine Fährte aufnehmen sollten.
Aiko hätte sich schon in den hintersten Winkel einer großen, weit verzweigten Höhle zurückziehen müssen, um diesem Aufgebot zu entkommen.
Aber das war nicht seine Absicht. Er wollte handeln, wollte das Unglück verhindern.
Darum arbeitete er
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