149 - Auf Messers Schneide
Freunde sind doch von daa'murischen Spionen umgeben. Man braucht sich doch bloß diese Fischköpfe und die Vampirverschnitte anzusehen, die mit ihnen zusammenarbeiten. Wer weiß, ob die nicht längst von Daa'muren unterwandert sind? Solche Risiken konnte ich mir nicht leisten, Drax!«
Erneut trat eine Pause ein. Eine Pause, in der die U-Men weiter reglos am Boden lagen.
»Haben Sie mich verstanden, Drax?!« Crows Stimme bebte.
»Wenn Sie noch einen Funken Intelligenz im Schädel haben, dann geben Sie mir die U-Men zurück.«
»Das kann ich nicht«, antwortete Drax. »Die Zerstörungen sind irreparabel.« Und nach einigem Zögern: »Tut mir Leid.«
Crow spürte einen fürchterlichen Schmerz in der Brust.
Röchelnd rang er nach Atem. Seine Knie wurden von unkontrolliertem Zittern erfasst. Vielleicht wäre er eingeknickt, hätte er nicht Schritte hinter sich gehört.
Nicht vor meinen Männern!, schoss es ihm durch den Kopf.
Ich darf mit keine Blöße vor den Soldaten geben.
Mühsam brachte er das Zucken seiner Gesichtsmuskeln unter Kontrolle und drehte sich um, nur um in Colonel Mountbattons aufgebrachtes Gesicht zu sehen. »Was hat das hier zu bedeuten?«, rief er aufgebracht.
Statt auf eine Antwort zu warten, zog er die Augenbrauen zusammen und starrte Crow mit konzentriertem Blick an, um in seinen Gedanken zu wühlen. Was er dort lesen konnte, ließ ihn prompt einen Schritt zurück stolpern. Crow war momentan nicht in der Verfassung, irgendetwas vor ihm zu verheimlichen.
»Sie wollten uns betrügen?«, stieß er hervor.
Seinen telepathischen Fähigkeiten schienen mit dieser Erkenntnis auszusetzen. Sonst hätte er vorausgesehen, dass Crow an seine Pistolentasche langte und die Dienstwaffe zog.
Als Mountbatton das tödliche Funkeln in den Augen des Generals endlich richtig interpretierte, war es bereits zu spät.
Den Abzug durchzuziehen war leicht, zu treffen schon schwieriger. Mit einer für das menschliche Auge kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit tauchte Mountbatton zur Seite.
Die für sein Herz bestimmte Kugel erwischte nur seine Schulter.
Ein glatter Durchschuss. Dampf sprühte zu beiden Seiten hervor.
Die Einschlagswucht warf den Daa'muren zu Boden, doch er rappelte er sich sofort wieder auf. Mit dem unverletzten Arm griff er nach seiner eigenen Waffe, deshalb zerschoss ihm Crow auch die linke Schulter.
Weiterer Dampf. Mountbattons Gesicht wurde silbergrün und zerfiel in Myriaden feinster Schuppen.
Die Soldaten, die mit gezückten Waffen zur Hilfe eilten, schrien vor Entsetzen auf.
»Der Kerl ist ein Spion!«, brüllte Crow. »Legt ihn um!«
Der Befehl wäre nicht nötig gewesen. Mehrere Maschinenpistolen entleerten sich bereits auf den Daa'muren.
Regelrecht von Blei zerhackt, sank er zu Boden.
»In den Gleiter!«, befahl Crow. »Bereitet euch darauf vor, aus den Bergen heraus beschossen zu werden.«
Er selbst ging in Richtung der Felsen. Als ihn zwei Soldaten zum Schutz begleiten wollten, scheuchte er sie davon.
Aufrecht ging er weiter.
Erst nachdem er einen hohen Steilhang zwischen sich und die Truppe gebracht hatte, brach er in die Knie. Am ganzen Körper bebend, schlug er beide Hände vors Gesicht und begann hemmungslos zu schluchzen.
Zum ersten Mal seit seiner Kindheit.
***
Am Kratersee
Seit sich die Wachen in ihre Stellungen verzogen hatten, hantierte Jacob Smythe an dem Industrielaser herum. Offenbar kam er nicht mit der Feinabstimmung zurecht. Er hielt den Strahl immer wieder gegen einen Spiegel und sah dann auf die Daten eines Messgerätes.
Völlig in seine Arbeit versunken, vergaß er die Welt um sich herum. Aiko nutzte das, um sich immer rascher vorzuarbeiten. Der erste Schuss musste sitzen, deshalb wollte er bis auf ein paar hundert Meter an seine Zielperson heran.
Zum ehemaligen Ufer hin wurde das Gelände immer karger.
Hier dominierte der blanke Fels. Nur dort, wo Geröll lag, ragten ab und zu ein paar Disteln hervor. Aiko nutzte jeden Schatten und jeden Vorsprung als Deckung. Er kroch sogar wie ein Reptil, wenn es nicht anders ging.
Gesicht, Hände und Kleidung starrten längst vor grauem Staub.
Den Armbruster in Vorhaltestellung, glitt er in eine natürliche Mulde, die vor zufälligen Blicken schützte. Von hier aus waren es höchstens noch einhundertfünfzig Meter bis zu dem Werktisch unter freiem Himmel. Aiko wollte schon mit der Waffe anlegen, als er einen Daa'muren entdeckte, der rasch näher kam.
Hastig rutschte er ein Stück zurück, bis nur noch seine
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