1490 - Endstation Sol
bekannt vor, Daarshol?"
„Der weise Herr Simedon Myrrho hat für meine Aufnahme ins Supremkommando gesorgt", sagte Daarshol irritiert. „Sim6non Myrrhen klingt sehr ähnlich. Kann es sich um ein und dieselbe Person handeln? Wenn das zutrifft, dann muß Simedon Myrrho ein Herr der Straßen der ersten Stunde und mehr als sechshundertfünfzig Jahre alt sein. Und wann wurde Endehar Roff in den Kreis der Acht aufgenommen?"
„Darüber gibt es keine Aufzeichnungen", sagte Cemaach belustigt. „Du glaubst doch nicht, daß die Herren der Straßen dem Supremkommando Rechenschaft ablegen."
Daarshol überlegte bei sich, daß der Bau des Humanidroms so eine Art Gesellenstück für Endehar Roff gewesen sein konnte, von dern seine Aufnahme in den Kreis der Acht abhing. Es steilte sich die Frage, ob Endehar Roff als Ersatz für einen ausgeschiedenen Herrn der Straßen ausgewählt wurde, oder ob deren Zahl einfach aufgestockt worden war.
Vielleicht war auch der Name Simedon Myrrho nur die Ableitung von Simenon Myrrhen, den ein frisch eingesetzter Herr der Straßen für einen abgegangenen angenommen hatte. „Ich kenne deine Gedankengänge nicht und möchte sie auch nicht kennenlernen", drang Cemaachs Stimme in Daarshols Gedanken. „Aber ich möchte dir raten, daß du sie nicht weiter verfolgst. Es kann tödlich sein, sich in die Angelegenheiten der Herren der Straßen einzumischen."
Aber das war leichter gesagt als getan; Daarshol hatte Feuer gefangen, das Entdeckungsfieber hatte ihn gepackt. Er wollte nicht erst seine Ratio befragen und eine Hochrechnung darüber anstellen, wie gut seine Chancen lagen, Licht ins Dunkel dieser Angelegenheit zu bringen. Ihm lag vorerst nur etwas daran, Wissen zu sammeln und danach 'zu sehen, wie er es"ftiswerten konnte.
Während er seine Überlegungen anstellte, spielte ihm Cemaach die weiteren Unterlagen vor. Daarshol nahm sie nebenbei auf und speicherte sie für eine spätere Auswertung in seinem Individualsyntron. „Mehr kann ich dir nicht bieten", sagte Cemaach schließlich. „Dir ist klar, daß dieses Material nicht jedem Supremator zugänglich ist und du es darum auch nicht offiziell verwenden kannst."
„Keine Sorge, ich werde dich als Informanten nicht preisgeben", sagte DaarshoL „Um mich ist mir gar nicht bange", erwiderte Cemaach. „Der ehrenvolle Tod ist für mich der Höhepunkt eines langen, ausgefüllten Lebens. Ich sehne mich nach dieser Gnade. Ich fürchte höchstens um dich."
Daarshol registrierte die Worte zwar, aber er verarbeitete sie nicht. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders, dort, wie die Herren der Straßen ihren Sitz hatten, und er fragte sich, ob und wie es funktionierte, einer von ihnen zu werden. „Ich habe nur noch eine Frage, Cemaach, dann werde ich dich nicht mehr belästigen", sagte Daarshol.
Er machte eine Pause, und als der andere Cantaro keinen Widerspruch hören ließ, fragte er: „Hast du Endehar Roff persönlich kennengelernt?"
„Ja."
„Wo iund unter Welchen Umständen?"
„Das wären schon zwei weitere Fragen."
„Beantworte sie mir, dann lasse ich dich in Ruhe."
„Ich habe Endehar Roff bei einer Einladung ins Solsystem kennengelernt."
Als Daarshol diese Antwort erhielt, hatte er plötzlich ein neues Ziel vor Augen: das Solsystem.
*
Die Nakken und das Humanidrom waren für Daarshol auf einmal nur noch von zweitrangiger Bedeutung.
Er benutzte seinen Auftrag, Informationen über die Nakken zu beschaffen, in erster Linie als Vorwand für seine privaten Nachforschungen.
Plötzlich faßte er den kühnen Plan, den weisen Herrn Endehar Roff auf die Probe zu stellen.
Daarshol verfaßte auf der Basis der offiziell erarbeiteten Daten einen Bericht, der im Grunde genommen nichtssagend war. In diesen ließ er jedoch, gekonnt umschrieben, einiges von dem einfließen, was er von Cemaach im Vertrauen erfahren hatte.
Und diese unschuldig dargebrachten Andeutungen waren als Stolperstein für Endehar Roff gedacht - falls dieser weise Herr falsches Spiel trieb. Wenn dieser Fall zutraff, dann würden die ahderen Herren der Straßen durch Daarshols Hinweise darauf aufmerksam gemacht werden. Im anderen Fall konnte man ihm, Daarshol, nur den Vorwurf machen, Unsinn von sich gegeben zu haben.
Komprimiert sahen Daarshols Hinweise ungefähr so aus: ... besteht die theoretische Möglichkeit, daß die Nakken sich unter falschen Voraussetzungen in den Besitz des Humanidroms gebracht haben ... die 200 jüngst verschwundenen Nakken sich in den
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