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1493 - Das Gefängnis der Kosmokratin

Titel: 1493 - Das Gefängnis der Kosmokratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zum Vorschein."
    Alaska hatte selten einen so gesprächigen Hauri erlebt. Es mußte mit der Einsamkeit zu tun haben. Das Dorf zählte dreizehn Häuser. Alaska unterdrückte das Verlangen, den Hauri zu fragen, wie lange er hier schon wohne. Er hatte Angst vor der Antwort, obwohl die Aussage des Hageren zu bestätigen schien, daß Testare noch lebte. „Wir danken dir für deine Auskunft", sagte Alaska. „Wenn wir etwas für dich tun können ..."
    „Sagt mir nur, ob die Cantaro das Reiseverbot endlich aufgehoben haben", verlangte der Hauri. „Das haben sie nicht", antwortete Alaska. „Wir sind auf eigenes Risiko unterwegs. Wo haben die hiesigen Cantaro ihr Quartier?"
    „Jenseits der Berge. Sie sind im Grunde genommen nicht schlecht. Sie haben uns geholfen, dieses Dorf, Gelodaar, aufzubauen. Sie haben uns Werkzeuge gegeben, mit denen wir die Felder anlegen konnten, und Zuchtvieh zur Verfügung gestellt. Ich nehme an, sie handeln auf höheren Befehl, wenn sie uns das Reisen verbieten..."
    Mehr hörte Alastfa nicht. Er hatte das Gravo-Pak aktiviert und schwebte davon, um der Geschwätzigkeit des Hauri zu entgehen. Eladeru folgte ihm wortlos. Der Hauri sah ihnen staunend nach. Wer mochte wissen, wie lange es her war, seit er das letztemal Wesen gesehen hatte, die sich mit Hilfe künstlicher Schwerkraft bewegten?
    Vor dem Haus, das der Gesprächige bezeichnet hatte, setzte Alaska ab. Der Nakk blieb hinter ihm, immer noch eine Handbreit über dem Boden schwebend. Das Haus ähnelte dem, in dem der Hauri wohnte. Es war ebenfalls aus gestampftem Lehm gebaut und mit Gebälk verstärkt Aber es hatte ein giebelförmiges Dach. So ähnlich, überlegte Alaska, mochten im spätmittelalterlichen Europa die Häuser der armen Bauern ausgesehen haben.
    Tiefe Erregung hatte sich seiner bemächtigt. In wenigen Augenblicken würde er Testare zu sehen bekommen. Wer mochten die Freunde sein, von denen jeder sprach? Ernst Ellert der eine, aber der andere? Alaska schritt auf die Tür zu, die sich in der schmalen Stirnseite des Hauses befand. Er war noch ein paar Meter entfernt, da wurde die Tür von innen geöffnet Eine Frau trat heraus.
    Alaska Saedelaere stand wie angewurzelt. Für einen Augenblick, dessentwegen er sich später Vorwürfe machte, dachte er darüber nach, um wieviel schöner sie war als Kytoma. Sie stand vor ihm, wie er sie in Erinnerung hatte: nicht um einen einzigen Tag gealtert. Sie trug ein einfaches, selbstgefertigtes Gewand, und dennoch umgab sie eine Aura der Hoheit, deren Einfluß sich niemand entziehen konnte.
    Nicht die geringste Spur der Uberraschung war ihr anzumerken, als die Augen sich ein wenig weiteten. „Alaska?" fragte sie.
    Da wich der Bann von ihm. Er trat auf sie zu und nahm sie in die Arme. Das Sprechen fiel ihm schwer.
    Nur mit Mühe brachte er hervor: „Wir haben lange nach dir gesucht, Gesil."
     
    *
     
    Der vordere Teil des Hauses war eine geräumige, gemütlich eingerichtete Stube. Das gelbe Licht der fremden Sonne fiel durch die Fenster und malte Vierecke auf den Boden. Alaska Saedelaere hatte Testare umarmt und Ernst Ellert stumm die Hand gedrückt. Es ging alles viel ruhiger und zurückhaltender zu, als er es sich vorgestellt hatte. Sie alle standen unter einer Art Schock. Je länger Alaska darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher kam es ihm vor, daß im Grunde genommen niemand mit einem Wiedersehen gerechnet hatte. Sie hatten alle gehofft, daß sie eines Tages wieder aufeinandertreffen würden. Aber es war eine Hoffnung gegen den gesunden Menschenverstand gewesen. Und jetzt, da sie sich wider alle Logik dennoch realisiert hatte, wußte mit der unerwarteten Wirklichkeit niemand etwas Rechtes anzufangen.
    Der Nakk schwebte reglos in einer Ecke der Stube. Er nahm sich aus wie ein Ornament.
    Die Unterhaltung kam nur schwer in Gang. Es gab so unendlich viel zu sagen, daß es schwerfiel, einen brauchbaren Anfang zu finden. Gesil schien das allgemeine Unbehagen am deutlichsten zu empfmden. „Uns fehlen die Worte", sagte sie. „Ernst, du richtest etwas zu essen; ich besorge die Getränke. Unsere Besucher sollen sehen, daß wir hier nicht wie die armen Leute leben. Und der Wein wird uns die Zunge lockern."
    Die Szene geriet in Bewegung. Ernst Ellert verschwand durch eine schmale Tür in den Hintergrund des Hauses. Man hörte Geschirr und Bestecke klappern. Gesil machte sich auf dem Boden der Stube zu schaffen, öffnete eine Falltür und verschwand in den Untergrund. Minuten später kam sie mit

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