1493 - Das Gefängnis der Kosmokratin
fort: „Um eine lange Sache kurz zu machen: Der bleiche Dicke überzeugte mich, daß er wirklich etwas über Gesil wußte. Wir verabredeten uns auf Conjonk, einer Welt am Rande der Galaxis Hangay. Bevor ich Asporc verließ, hinterlegte ich in unserem dortigen Briefkasten eine Nachricht für Ernst.
Während der langen Jahre der Suche hatte ich mir auf der Siedlerwelt Lloran im Milchstraßenhalo so eine Art Heimstatt eingerichtet. Dorthin kehrte ich zunächst zurück; denn in meinem Heim auf Lloran hatte ich die Amimotuo zurückgelassen, und ohne sie wollte ich auf keinen Fall nach Conjonk reisen. Danach machte ich mich sofort auf den Weg. Der Bleiche hatte mir erklärt, er wolle sich im Januar vierhunderteinundneunzig mit mir treffen. Diese Verabredung gedachte ich auf alle Fälle einzuhalten. Die Fahrt durch den intergalaktischen Leerraum wurde zum Alptraum. Jedesmal, wenn ich zu Orientierungszwecken auftauchen mußte, war ich von Raumschiffschwärmen umgeben, die nichts anderes im Sinn hatten, als alles, was ihnen an Fremdartigem vor die Geschützmündungen kam, zu Schrott zu schießen. Meine Space-Jet bekam mehrere Treffer ab, aber letzten Endes brachte sie mich doch sicher nach Conjonk.
Der Bleiche war schon da. Diesmal nannte er mir seinen Namen. Er hieß Simenon Myrrhen. Er behauptete, mit dem Entwurf eines architektonischen Gigantprojekts beschäftigt und der Sohn einer Kosmokratin namehs Khezil zu sein. Er wollte aber über seine Herkunft nichts weiter aussagen. Er wurde ausgesprochen feindseMg, wenn ich ihn nach Khezil fragte. >Du wirst sie früh genug zu sehen bekommen<, pflegte er mich anzufahren. Seine Absicht war ursprünglich gewesen, direkt von Conjonk aus in Gesils Gefängnis einzudringen. Aber um diese Zeit begannen die Ingkoom-Hauri sich für die Welt der Beegonen zu interessieren. Die Lage wurde instabil. Wir waren unseres Lebens nicht mehr sicher. Wir müßten nach Nansar, zur Heimatwelt der Nakken, erklärte Simenon Myrrhen.
Ich war so auf Gesils Befreiung fixiert, daß ich ihm bedenkenlos folgte. Meine Space-Jet ließ ich auf Conjonk zürück. Dort sollte sie eigentlich heute noch stehen, aber Ernst hat mir berichtete, daß die Hauri wenige Tage später den Raumhafen angriffen und meine Jet vernichteten. Wir flogen mit Myrrhens Schiff nach Nansar. Er fing an, mir von einer Raumzeitverfaltung zu erzählen, hinter der Gesils Gefängnis verborgen sei. Einer der Zugänge befinde sich im Großen Turm der Stadt Nakkaran. Die Untergeschosse des Turmes reichten weit in die Erde hinab, wurde mir gesagt, und es gebe dort eine schier endlo' lange, steinerne Wendeltreppe mit Tausenden von Stufen. Bis ans untere Ende der Treppe sei aber noch nie jemand gekommen, erklärte Simenon Myrrhen. Dicht unterhalb der zwölften Stufe, von oben gerechnet, sei nämlich die Unstetigkeit der Raumzeit verborgen - unsichtbar, versteht sich. Wer die Unstetigkeit durchschritte, landete in einem anderen Kosmos, eben hinter der Raumzeitfalte. Ich fragte ihn, ob man auf dieselbe Weise, wie man die Falte durchschritt, wieder herausgelangen könne, und er bejahte dies.
An diesem Abend legte ich eine neue Datei auf der Amimotuo an. Ich wollte eine Nachricht für Ernst Ellert hinterlassen. Zwar war mir noch nicht klar, wo ich den Kristallspeicrher hinterlegen würde. Auf Nansar hatten Ernst und ich keinen Briefkasten eingerichtet. Aber die Information mußte auf jeden Fall festgehalten werden. Ich hatte auch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Amimotuo in falsche Hände geriet. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich Simenon Myrrhen noch verpflichtet. Ich hielt ihn, trotz seiner mitunter merkwürdigen Verhaltensweise, für einen Freund. Also erwähnte ich seinen Namen nicht, als ich die Datei anlegte. Der Zugang zu Gesils Gefängnis mußte geheim bleiben. Ich durfte Ernst nur auf verschlüsselte Art und Weise zur Kenntnis geben, an welcher Stufe die Falte zu durchschreiten war.
Die Lösung, die mir einfiel, war vermutlich nicht besonders schlau. Ich dachte an die Zahl der Querionen, die die Organisation der Gänger des Netzes gegründet hatten. Ursprünglich waren es dreizehn gewesen, aber nach Laymonens Tod gab es nur noch zwölf. Ernst würde das verstehen, meinte ich. Ich trug ihm also auf, sich vor der Stufe in acht zu nehmen, deren Zahl dieselbe war wie die der Querionen.
Viel mehr Zeit blieb mir nicht. Simenon Myrrhen war ungeduldig geworden. Er wollte aufbrechen. Ich hatte für die Amimotuo einen besonderen Behälter
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