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1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Und wieder fiel mir auf, dass meine Besucherin zwar alt aussah, aber keinen alten Eindruck machte. Wäre sie eine normale Person gewesen, hätte man sie zu den jungen Alten zählen müssen.
    Es baute sich schon eine gewisse Spannung zwischen uns beiden auf. Das merkte auch ich. Zudem war ich beruhigt, dass sich das Kreuz in meiner Hand nicht erwärmte. Also saß vor mir keine Person, die sich der Hölle verbunden fühlte.
    Ich legte das Kreuz zunächst auf den Tisch. Wenn sie es anfassen wollte, sollte sie es sagen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, etwas zu sagen, aber das verkniff ich mir, als ich die Reaktion meiner Besucherin sah, die plötzlich völlig starr saß, nichts mehr sagte und von einem Gefühl der Ehrfurcht erfasst wurde, das sah ich ihr deutlich an. Und es verging einige Zeit, bis sie sich gefangen hatte und einen ersten Kommentar abgeben konnte.
    »Ja, ja – das ist es!« Nach wie vor war die Ehrfurcht bei ihr vorhanden.
    »Stimmt, meine Liebe. Hattest du etwas anderes erwartet?«
    Sie gab mir darauf keine Antwort. Sie kommentierte den Anblick des Kreuzes.
    »Es ist so wunderbar. Ich hätte nie gedacht, es noch mal so sehen zu können. Das Kreuz ist das Wunder, das große Wunder, John Sinclair. Darüber musst du dir im Klaren sein.«
    Ich hatte zwar zugehört, aber der größte Teil ihrer Bemerkung war an mir vorbeigerauscht. Ich konzentrierte mich dabei auf einen Teil ihrer Bemerkung.
    Cosima hatte es schon mal gesehen. Und nun war sie froh, es erneut betrachten zu können.
    Wie passte das zusammen?
    Da gab es nur eine Erklärung: Diese Cosima kannte das Kreuz von früher.
    Eine andere konnte ich mir nicht vorstellen. Die Gewissheit, dass Cosima überlebt hatte, stellte sich bei mir immer stärker ein, denn bisher hatte ich immer noch ein wenig an ihren Worten gezweifelt.
    Ich räusperte mich, um die Stille zu unterbrechen. »Kannst du noch etwas dazu sagen?«
    »Bitte, nicht jetzt. Ich weiß, was dich stört. Aber ich habe eine Frage.« Sie hob den Kopf an, damit sie mich direkt anblicken konnte.
    »Gut, ich höre.«
    »Darf ich es anfassen?«
    »Natürlich.«
    Meine Antwort war spontan erfolgt. Ich hatte wirklich keine Bedenken, was ihren Wunsch anging, und nickte meiner Besucherin sogar auffordernd zu.
    »Ja, danke.«
    Das Kreuz lag auf dem Tisch. Es wurde von uns beiden genau beobachtet, und ich war sicher, dass es sich nicht verändern würde.
    Weder zum Positiven noch zum Negativen.
    Sie fasste nicht mit einem schnellen Griff danach. Sehr langsam näherte sich ihre rechte Hand dem so wertvollen Gegenstand, und am unteren Ende, wo der Erzengel Uriel sein Zeichen hinterlassen hatte, legte sie ihre Fingerkuppe auf das Metall.
    Dabei schrak sie zusammen. Es sah aus, als wollte sie die Hand wieder zurückziehen, doch ihr Wunsch, Kontakt mit dem Kreuz zu haben, war doch stärker.
    Ich konnte meinen Mund nicht halten und flüsterte: »Was fühlst du jetzt, Cosima?«
    »Es tut so gut, John. Es ist der Anfang, und ich weiß, dass es weitergehen wird.«
    »Das ist gut.«
    »So lange habe ich auf diesen Augenblick warten müssen«, flüsterte sie, und ihre Worte gaben mir weitere Rätsel auf, die ich jetzt nicht lösen konnte.
    Cosima zog das Kreuz zu sich heran. Auch sehr bedächtig, als würde sie meine Reaktion abwarten, die allerdings nicht erfolgte, denn ich ließ sie gewähren.
    Sie nahm es vom Tisch auf und hielt es so vor sich, dass sie alles sah.
    »Das ist es«, sagte sie mit leiser Stimme. »Das ist meine Rettung. Wie man es mir schon sagte. Ich finde es einfach wunderbar. Es ist so – so – ich kann es nicht sagen, aber es stürmt ungemein viel auf mich ein, über das ich erst nachdenken muss.«
    »Lass dir bitte Zeit.«
    »Ja, das werde ich auch.«
    Cosima war eine überglückliche Frau. Auch wenn sie nicht durch das Zimmer tanzte und dabei frohlockte, sah ich es ihr doch an. Sie erlebte eine stille Freude, und in ihren Augen sah ich ein wunderbares Leuchten. Schon allein dieser Anblick machte mich glücklich, dass ich ihr das Kreuz überlassen hatte.
    Sie sollte es genießen. Wenn sie es zurückgegeben hatte, war noch immer Zeit genug, die entsprechenden Fragen zu stellen. Ich setzte stark darauf, dass die Freude ihr auch die nötige Kraft geben würde.
    Doch das war nicht die Hauptsache, denn ich erlebte etwas völlig anderes und auch Neues. Das Kreuz zeigte plötzlich eine ganz andere Seite, die ich noch nicht kannte, und sicherlich hatte Cosima darauf gesetzt. Und sie wurde nicht

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