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1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich.
    »Warum sollte ich das haben?«
    »Weil Sie verlegen sind.«
    »Ja, das bin ich.«
    »Und warum?«
    »Ich weiß nicht, ob ich mich richtig verhalten habe.«
    Viel hatte ich bisher nicht erfahren und stellte deshalb die direkte Frage: »Sie haben also einen Scheiterhaufen verlassen und sind zu mir gekommen. Wann haben Sie ihn verlassen?«
    »Das ist lange her.«
    »Kann ich mir denken. Wie lange denn?«
    Cosima schaute auf ihre Finger, als wollte sie nachzählen, ob noch alle vorhanden waren. Dann aber gab sie mir die Antwort.
    »Mindestens zweihundert Jahre.«
    Ich presste für einen Moment die Lippen zusammen. Das war schon ein mittlerer Hammerschlag. So lange konnte kein Mensch leben. Normalerweise nicht.
    Aber ich hatte schon Dinge erlebt, die das ermöglichten, und aus diesem Grund verkniff ich mir auch ein Lachen oder eine entsprechende Bemerkung.
    »Aber man hat Sie auf den Scheiterhaufen gestellt, wenn ich richtig gehört habe?«
    »Das ist leider der Fall gewesen.«
    »Warum?«
    »Man hat mich nicht richtig erkannt.«
    Die Antwort war mir zu wenig, und deshalb fragte ich: »Hat man Sie für eine Hexe gehalten?«
    Sie schrak nicht zusammen. Ihrem Blick entnahm ich, dass es der Fall gewesen war.
    »Sind Sie eine Hexe gewesen?«
    Auf meine direkte Frage erhielt ich zunächst keine Antwort. Sie dachte eine Weile nach und schüttelte dann den Kopf.
    »Also nicht?«
    »Ich habe nicht mit dem Teufel gebuhlt. Ich bin immer anders gewesen, John Sinclair, und genau das hat die Menschen dazu gebracht, mich als Hexe zu bezeichnen. Aber ich war etwas Besonderes, das stimmt schon. Und deshalb hat man mich auf den Scheiterhaufen gestellt.«
    Ich betrachtete sie vom Kopf bis zu den Füßen. Sie sah zwar alt aus, aber Spuren des Feuers entdeckte ich nicht an ihr. Ich war mir inzwischen sicher, dass sie die Wahrheit gesprochen hatte und dass sie eine besondere Person war. Mit menschlichen Maßstäben konnte ich sie nicht messen. Auch nicht mit logischen, falls alles stimmte, was sie sagte, wofür mir noch der Beweis fehlte.
    Cosima sagte nichts. Ich schaute zu, wie sie das Wasser in kleinen Schlucken zu sich nahm und lächelte, als sie das Glas abstellte. »Ich weiß, dass du jetzt hart nachdenken musst, John. Ich sage einfach du zu dir, weil es meiner Aufgabe gerechter wird. Ich habe dich gesucht und gefunden, und ich kann dir sagen, dass man mich zu dir geschickt hat.«
    Wieder eine Überraschung. »Darf ich erfahren, wer dich zu mir geschickt hat?« Ich duzte sie der Einfachheit halber nun auch.
    »Nicht jetzt. Später.«
    »Warum?«
    »Weil die Zeit noch nicht reif ist. Aber du bist der Mann, der das Kreuz besitzt.«
    Jetzt horchte ich wieder auf. »Ja, das stimmt. Ich besitze das Kreuz. Es ist mein Talisman.«
    »Dann bin ich richtig.« Es klang erleichtert. Als hätte sie diese Bestätigung noch einmal gebraucht, damit es ihr besser ging. Und sie konnte auch wieder lächeln.
    Sie deutete auf meine Brust. »Du trägst es immer bei dir, nicht wahr? So ist es vorgesehen.«
    »In der Tat.«
    »Und es hat dir oft genug geholfen.«
    »Auch das.«
    Cosima lehnte sich zurück. »Ich finde es wunderbar, dass sich all das erfüllt hat.«
    Allmählich verwandelten sich ihre Worte wieder in kleine Rätsel.
    »Du scheinst gut über mein Kreuz informiert zu sein. Das ist schon ungewöhnlich.«
    »Nicht für mich.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil das Kreuz sehr wichtig ist und auch sehr wichtig war. Das weiß ich genau.«
    »Okay, einverstanden. Möchtest du es dann vielleicht mal sehen, damit du mir richtig glauben kannst und erkennst, dass kein Lügner vor dir sitzt?«
    »Es wäre nicht schlecht. Ich würde mich sogar sehr darüber freuen, wenn du es mir zeigst.«
    »Bitte, damit habe ich kein Problem.«
    Es war schon seltsam, aber diesen Satz hatte ich nicht nur einfach dahingesagt. Er traf voll und ganz zu. Ich fühlte mich von dieser Cosima angezogen und schenkte ihr auch ein gewisses Vertrauen, denn ich glaubte nicht, dass sie bei mir erschienen war, um mir etwas Böses anzutun.
    Bei diesem warmen Wetter trug ich keinen Pullover. Dafür ein braunes Cordhemd aus einem etwas dickeren Stoff. Ich öffnete die hellen Knöpfe, und Cosima schaute mir dabei zu.
    Auch ich ließ sie nicht aus den Augen. Sie sah aus wie jemand, der auf etwas Bestimmtes lauerte, was mir aber nicht unangenehm war.
    Sie schien nur ihrem Ziel wieder einen großen Schritt näher gekommen zu sein.
    Ich ließ mir ein wenig Zeit, um die Spannung zu erhöhen.

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