1495 - Die Generalprobe
zurückgeblieben war. „Warum tust du mir das an?" murmelte er. Er erreichte die Passagierräume und durchsuchte die Allzweckräume. Sie waren leer, lediglich in einer der Kabinen direkt an der Oberseite des Schiffes entdeckte er die persönliche Habe seiner Partnerin.
Er wischte sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, die seine Sicht behinderten. Langsam, Schritt für Schritt, zog er sich aus der Kabine zurück, als habe er ein schlechtes Gewissen. Er suchte weiter, und als er schließlich in die Laderäume auf der Unterseite des Schiffes gelangte, deren Schotte aus Formenergie bestanden, da zweifelte er endgültig daran, daß er sie finden würde. Sie hatte sich zu gut versteckt, und der Syntron half ihr, daß sie unentdeckt blieb. Notkus rechnete damit, daß er sogar ein Deflektorfeld um sie herum aufgebaut hatte, damit niemand sie auf optischem Weg erkennen konnte.
Er kehrte in seine eigene Kabine zurück und warf sich auf das Bett. Mit einem Seufzer schloß er die Augen und ließ seine Gedanken in jene Zeit zurückkehren, als sie Ende Mai des Jahres 440 auf Empfehlung Julian Tifflors an Bord der BASIS gekommen waren. Ihre gemeinsame Begabung der Synergistik wurde im allgemeinen verkannt oder nicht verstanden. Es war auch ein Problem, darüber zu sprechen, denn es handelte sich um eine paranormale Erscheinung. Enza und er ergänzten sich gedanklich und analytisch in einer Weise, wie es sonst nur die Anordnung von Computer und Kontracomputer eines TSUNAMI-Pärchens fertigbrachte. Dabei fehlte ihnen allerdings die Schnelligkeit der Syntrons, und das meiste, was sich in ihren Gehirnen abspielte, blieb unausgesprochen. Gerade aus letzterem Grund war es für Außenstehende so schwer, die Leistung der beiden richtig einzuschätzen und entsprechend zu würdigen.
Aber das war etwas, was Notkus und auch Enza nicht merklich kümmerte. Viel wichtiger wog eine ganz andere Tatsache. Zwischen ihnen existierte eine fast allgegenwärtige innere Unruhe, eine psychische Reibung, deren Ursachen nicht erkennbar waren. Beide hatten sie kein Interesse, sie herauszufinden. Sie wußten nur, daß diese die Energie für ihre paranormale Begabung schuf. Ohne sie waren sie unfähig, eine wissenschaftlichtechnische Leistung zu erbringen. Sie waren dann nicht in der Lage, ihre Fähigkeit sinnvoll einzusetzen. Und sie fühlten sich dann gemeinsam so leer und hilflos, als befänden sie sich getrennt irgendwo in einer Einöde.
Der eine kam ohne den anderen nicht aus. Eine merkwürdige Konstellation hatte die beiden so ungleichen Menschen zusammengeführt und zusammengeschweißt. Nachbarskinder waren sie gewesen, sie kannten sich seit ihrer frühesten Kindheit. Nichts gab es, was nicht der eine am anderen schon vor langer Zeit entdeckt hatte.
Was die meisten nicht glauben konnten: Enza und Notkus waren ein Liebespaar, und jetzt stieß Notkus wieder einmal an eine Grenze dieser Liebe, die er bisher nicht gekannt hatte. Enza hatte eine Mauer um sich herum errichtet, und er mußte fast automatisch an die Vorgänge der Heilung Hamillers denken, als er sie ebenfalls gesucht und schließlich weinend in einer Toilette gefunden hatte.
Wenig später, im Zusammenhang mit dem Wiederentstehen der BASIS, hatte er die erste Veränderung gespürt. Ein paarmal hatten sie die Rollen getauscht, und dann hatte es um Weihnachten 1143 herum eine Phase gegeben, in der sie nach einer Zeit synergistischer Verausgabung ein Herz und eine Seele gewesen waren. Bereits damals hatten sie sich über gewisse Dinge ihrer Beziehung Gedanken gemacht und darüber gesprochen.
Und kürzlich erst waren sie sich im Zug der Vorbereitung der „Operation Seifenblase" darüber klar geworden, daß etwas anders war als früher.
Notkus fragte sich seither, was es war. Aber er hatte die Antwort noch nicht gefunden. Er konnte sie ohne Enza nicht finden, und Enza entzog sich ihm.
Der Terraner öffnete die Augen und richtete den Oberkörper kerzengerade auf. „Das ist es also!" stieß er hervor. „Du hast Angst vor der Antwort. Du willst nicht darüber sprechen. Ist es bei dir so schlimm?"
Er wurde übergangslos traurig und versank in einen Zustand regelrechter Depression. Zweifel überkamen ihn, und verbunden damit schlichen sich Ängste in ihn ein, die alles andere überlagerten.
Die Tatsache, daß Perry Rhodan seit vier Wochen verschwunden war und sich vermutlich in den Händen von Monos befand, verblaßte angesichts des persönlichen Kummers, der Notkus erfüllte. Er schob sich
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