1495 - Die Generalprobe
Ergebnis gekommen zu sein. Zumindest hatte Lingam Tennar den Eindruck, der völlig gegen seine Natur seit eben diesen vier Stunden im Hintergrund auf einem Sessel kauerte und sich nicht rührte. Er hielt die Augen geschlossen und dachte nach. Plötzlich hob er den Kopf.
Enza Mansoor und Notkus Kantor hatten sich ruckartig aufgerichtet. „Ja", sagte die Terranerin leise. „Ich verstehe jetzt, was gemeint ist. Notkus, wir haben es geschafft!"
Sie wandte sich um und eilte zur Tür. Ihr Partner und der Zwerghaluter folgten ihr hastig. Sie stürmte in den Steuerraum, wo Anig Putar im Pilotensessel saß und vor sich hin brütete. Enza legte dem Haluter einen Hand auf die Schulter. „Dharabs Tod macht dir zu schaffen. Ich kann mit dir fühlen!"
„Ich bin es nicht allein!" antwortete er. „Wenn ein Haluter stirbt, dann leidet das ganze Volk mit!"
„Aber immer dann wird ein neuer Haluter geboren", ergänzte Lingam Tennar. „Ihr könnt es mir glauben, manchmal spielt das Schicksal sogar einem Haluter Streiche. Da sprüht Putaros über vor Ideen, spricht von der Regeneration Haluts, die sehr anstrengend für unser Volk sein wird, so daß es keine Zeit für Kinder haben wird und deshalb auch keine in die Welt setzen sollte. Aber dann stirbt ein Haluter; und es muß ein neuer geboren werden. Aber berichtet jetzt über das Ergebnis eurer Untersuchung!"
Enza blickte Notkus fragend an. Er nickte ihr zur Ermunterung zu, und sie öffnete den Mund. „Die Impulsfolge ist gefunden!" sprudelte sie hervor. „Baadiset und Chomeram haben es geschafft. Sie haben auf der Grundlage unserer Suche und unserer Vermutungen jene Folge entdeckt oder herausgefiltert, die die Cantaro überall in den Zustand der Apathie versetzt. Der Sendung ist eine ausführliche Beschreibung der Signalsequenz beigefügt!"
„Endlich!" brüllte Lingam Tennar. „Damit können wir diesen schrägen Geschöpfen endlich auf das Haupt schlagen. Die Herren der Straßen sollen sich vorsehen!"
„Es gibt nur Herren und Geknechtete, keine Wohlgestalteten und Mißgestalteten, keine schrägen und keine geraden Geschöpfe!" sagte Anig Putar leise. Er erhob sich und griff nach Enza. Er faßte sie vorsichtig an und hob sie vor sich in die Höhe. Sie ließ es lächelnd mit sich geschehen. „Ich habe es von Anfang an gespürt, daß wir verwandt sind", sagte er, und aus seiner Stimme klang Stolz. „Von der ersten Minute an wußte ich es, als du an Bord kamst. Damals war ich mir über mich selbst alles andere als sicher. Ich habe sofort gewußt, daß ich alles tun würde, um dein Wohlbefinden zu fördern!"
„Moment mal!" Notkus trat neben Putar und zog Enza wieder auf den Boden zurück. „ich verstehe kein Wort! Was ist eigentlich los?"
„Anig Putar wird Elter!" klärte Lingam Tennar ihn auf. „Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird er sein Kind zur Welt bringen. Immer, wenn ein Haluter stirbt, wird ein neuer geboren!"
„Oh!" machte der Terraner nur. „Entschuldigt bitte. Da habe ich wohl nicht an das Naheliegende gedacht. Aber was hat es mit dieser Verwandtschaft auf sich, von der Putar schon mehrmals gesprochen hat?"
„Notkus, du Esel!" sagte Enza nachsichtig, anstatt ihn anzuschreien. „Kapierst du es immer noch nicht?
Sagte ich nicht, daß du es irgendwann sehen würdest, wenn du nicht von selbst darauf kommst?"
Notkus bekam Augen, so groß wie Kartoffeln. Seine Kinnlade klappte herunter, und seine Mundwinkel begannen zu zucken. Er starrte Enza an, als würde er sie zum ersten Mal in ihrem Leben sehen. „Das ...", begann er. „Das... ist ja..."
„Mach den Mund zu!" lachte sie. „Begreifst du jetzt endlich, warum das mit der psychischen Reibungskraft nicht mehr richtig klappt? Wir sind nicht mehr allein. Du wirst in sechs Monaten Vater, Notkus Kantor!"
ENDE
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