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1495 - Die Generalprobe

Titel: 1495 - Die Generalprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen Teil des Bodens in den Bereichen, in denen die beiden Antigravsockel schwebten. Sonst geschah nichts in diesem Raum.
    In der sechzigsten Stunde des Fluges klopfte es an der verschlossenen Tür. Nichts und niemand rührte sich, und nach einer Weile wurde das Pochen zu einem herausfordernden Poltern und Donnern.
    Schließlich setzte sich eine der metallenen Gestalten in Bewegung und näherte sich der blockierten Tür.
    Ein Funksignal entriegelte sie. Sie glitt zur Seite, und aus dem Korridor drang grelles Licht in den Raum herein.
    Unter dem Türrahmen wogte eine zwei Meter hohe, schwammige Kugel und drängte vorwärts. „Nein, Kanteralle!" sagte der Posbi zu dem Matten-Willy in seiner Originalgestalt. „Nicht schon wieder.
    Du kannst nicht herein. Und du wirst es auch mit dieser Gestalt nicht schaffen. Gib dir keine Mühe!"
    „Ich will mich lediglich vom Zustand der beiden Nakken überzeugen", erklärte der Mund, der sich übergangslos oben auf der Kugel bildete. „Sie müssen langsam erschöpft sein. Wir haben einen Erholungsbereich für sie vorbereitet!"
    „Die Nakken sorgen für sich selbst, ihr wißt das alle!" beharrte der Posbi. „Kümmert auch um das Zentralplasma!"
    „Wir sind nicht ausgelastet!" beschwerte Kanteralle sich und sank zu einem breiten Fladen zusammen.
    Zwei dünne Ärmchen mit achtfingrigen Händen bildeten sich, die sich dem Posbi flehend entgegenschoben. „Bitte gewähre mir Einlaß!"
    „Hier gibt es keinen Einlaß", lautete die Antwort. Die Tür schloß sich, und der Matten-Willy blieb eine Weile liegen, ehe er sich zu einem langen, dicken Wurm formte, der auf mehreren Dutzend Beinen davonraste, dem Zentrum des Fragmentraumers entgegen. Er benötigte eine knappe Viertelstunde, bis er die Ansammlung seiner Artgenossen erreicht hatte. Dicht an dicht drängten sie sich vor der Terranerkantine, und vor dem Eingang schwebte eine Antigravscheibe, auf der einer der Matten-Willys heftig gestikulierte. Er benutzte sechs Arme dazu, und mit vieren davon deutete er plötzlich auf den Ankömmling. „Kanteralle ist wie immer zu spät", beschwerte er sich. „Hast du noch nicht begriffen, daß die Uhren überall gleich gehen?"
    „Sie gehen terranisch, sagen die Cantaro!" schrillte einer dazwischen. „Laß dich durch Kanteralle nicht aufhalten, Urupsel! Was hast du uns zu sagen?"
    Urupsel fuhr seine beiden Stielaugen auf eine Länge von dreißig Zentimetern aus und ließ sie prüfend über der Menge schwanken. „Hört ihr mir alle zu?" rief er. „Ja!" erklang der Chor der Stimmen. „Gut, das ist sehr gut", begann er .„Das Zentralplasma stammt aus Andromeda, deshalb ist es dorthin zurückgekehrt. Aber seine Heimat ist längst die Hundertsonnenwelt geworden. Deshalb ist es nur richtig, wenn es dorthin zurückkehren möchte. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß selbst die Hundertsonnenwelt keinen Schutz bietet. Deshalb stelle ich zur Diskussion, für das Plasma eine neue, sichere Heimat zu finden, sobald der derzeitige Spuk mit den Cantaro und Herren der Straßen vorbei ist. Wie sagte Rummelwummel über uns? Wir werden wie ein Mann an der Seite des Plasmas stehen und uns für es einsetzen. Deshalb sucht Papier! Durchsucht den gesamten Raumer nach Papier. Wir wollen eine Petition nach traditionellem Muster aufsetzen und sie nach der Rückkehr aus dem Einsatz offiziell übergeben."
    Einer raunte: „Er will Rummelwummel übertreffen. Ich sage euch, er hat einen Ehrgeiz, also wirklich!"
    „Mit Sicherheit gibt es nirgendwo in diesem Schiff ein Stück Papier", gab Kanteralle zu bedenken. „Höchstens eine Folie."
    „Keine Folie, nein, auf keinen Fall Folie!" brüllte Urupsel. „Sucht Papier. Ein Stück Papier nur. Sucht vor allem in den Decks der vierten und fünften Ebene im Bugteil des Schiffes. Dort gibt es Maschinen, die wir vielleicht überreden könneri, für uns Papier herzustellen!"
    Er fuhr seine Ärmchen aus, bis sie zu langen, dünnen Tentakeln geworden waren. „Aus dem Weg!" verlangte er. „Macht Platz für den ruhmreichen Urupsel. Folgt mir. Ich führe euch an unser Ziel. Es lautet: Eine neue Heimat für das Zentralplasma!"
    Die letzten Worte gingen im aufbrüllenden Alarm unter. Von den Matten-Willys kümmerte sich keiner um das Schrillen der Sirenen und die akustischen Kommentare, die aus der Steuerzentrale kamen. Sie rannten und rollten davon und fegten die Korridore entlang, ohne sich um die Posbis zu kümmern. In Windeseile verteilten sie sich über die vordere Hälfte des

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