1497 - Die Gespenster-Villa
Staub gemacht.
Er tat es nicht.
Starr blieb er sitzen. Sein Mund war nicht mehr geschlossen, die Augen waren starr, und er spürte die Schweißperlen, die über sein Gesicht rannen.
Bin ich verrückt? Ist das alles Wirklichkeit?
Er kannte keine Antwort. In seinem Innern wollte das Zittern nicht aufhören. Er spürte die leichten Schmerzen in seinem Kopf, und der heftige Herzschlag hatte sich nicht beruhigt. Er hatte das Gefühl für die Zeit verloren.
Nichts war vom Geist seines Großvaters zu hören. Er schwebte näher, und es sah so aus, als wäre er durch eine Haltestange gegangen.
Der Tod ist nicht das Ende, hieß es, er ist ein neuer Anfang. Mason stellte sich die Frage, ob so ein neuer Anfang aussah. Dass aus dem Verstorbenen ein Geist oder Gespenst wurde, das seinen Verwandten oder Freunden plötzlich erschien.
Können Geister reden?
Mason glaubte nicht daran. Zumindest nahm die Gestalt keinen Kontakt mit ihm auf. Er vernahm keine Stimme, doch er bekam mit, dass die Erscheinung näher an ihn heran kam. Dabei gerieten sogar die dünnen Haare in Bewegung, und plötzlich stand sie sogar vor ihm und senkte den Kopf, als wollte sie ihm etwas zuraunen.
Er hörte nichts, doch er sah das Lächeln auf dem Totengesicht seines Großvaters. Es schien ihm etwas mitteilen zu wollen, das er schon verstand.
Du musst dir keine Sorgen machen!, las er die Botschaft. Es ist alles gut…
»Grandpa?«
Mason hatte das eine Wort ausgesprochen, aber seine Stimme kannte er nicht wieder.
»Was ist, mein Freund?«
Der Polizist zuckte zusammen. Gleichzeitig erlebte er einen Schweißausbruch. Stiche trafen seine Brust. Er wurde mehr als nervös, das große Zittern überkam ihn, und er hatte das Gefühl, von einer riesigen Wolke umgeben zu sein, die das normale Bewusstsein in sich hineinsaugte.
Man hatte ihm eine Frage gestellt. Er hätte etwas erwidern müssen. Dazu war er nicht in der Lage, weil er sich nicht mehr fühlte wie ein normaler Mensch.
Mason schaffte es endlich, seine Hand anzuheben. Er verspürte plötzlich den Wunsch, seinen Großvater anzufassen. Er streckte ihm den Arm auch entgegen, aber das Ziel war nicht mehr da.
Vorbei!
Nichts zu spüren – oder?
Erst jetzt traute sich Mason Fox, wieder normal zu schauen. Er gab seine Büßerhaltung auf und sah den Geist nicht mehr!
Er war einfach weg. Dafür blickte er in das starre Gesicht einer Frau, die ihm gegenüber saß. Sie glotzte ihn an.
»Ist was?« fragte Mason.
»Nein, nein!« Die Frau umklammerte ihre Tasche. »Jetzt nicht mehr.«
»War denn was?«
»Das müssen Sie doch am besten wissen.«
»Nein«, log Mason, »was denn?«
»Da ist etwas hereingeschwebt. Ja, hier herein. Ich habe es gesehen, und es war in Ihrer Nähe. Etwas ganz Komisches und auch Unheimliches.«
»Und was ist es gewesen?«
»Lassen wir das! Lassen wir das! Ich muss auch gleich aussteigen, muss ich.« Sie stand mit einer ruckartigen Bewegung auf, schaute den jüngeren Fahrgast noch mal an, schüttelte den Kopf und machte sich davon. Sie stieg nicht aus und fand woanders einen Platz. Die Nähe zu dem Polizisten war ihr wohl unangenehm.
Mason aber blieb sitzen. Er vergrub sein Gesicht in beiden Händen und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Hatte er sich das Erscheinen seines Großvaters eingebildet, oder war dies alles real gewesen?
Begreifen konnte er es nicht, aber die Furcht vor der Zukunft war wie ein Stachel, der sich tief in sein Herz bohrte und seinen Zustand noch mehr verschlimmerte…
***
Wir hatten am Eingang der Durchfahrt abgewartet. Zwei Männer hatten in dem Kombi gesessen, und wir wollten sie in Sicherheit wiegen. Natürlich hätte alles ganz harmlos sein können, doch unser Gefühl sprach dagegen, und das hatte uns selten getäuscht.
Wir sahen den Mercedes stoppen. Für einen Moment glühten die Heckleuchten auf.
Zwei Männer stiegen aus.
Suko pfiff leise durch die Zähne, als er die Typen sah. Einen Kommentar gab er nicht ab, doch ich wusste, was dieser Pfiff zu bedeuten hatte. Er schätzte sie nicht unbedingt als harmlos ein. Diese Typen strömten etwas aus, das selbst wir auf diese Entfernung mitbekamen. Sie waren fast gleich gekleidet. Die Farbe Schwarz herrschte vor. Beide trugen kurze Wintermäntel. Bei einem von ihnen fiel der völlig kahle Kopf auf, den er nicht mal mit einer Mütze bedeckt hatte.
Als gehörten sie zum Haus, gingen die Männer auf die Tür zu, nachdem sie sich noch kurz umgeschaut hatten, ohne uns allerdings zu entdecken.
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