1497 - Die Gespenster-Villa
wahr.
Mason war zu stark mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Er konnte zudem nicht sagen, wie es weitergehen würde.
Sein Zug kam.
Das lange Ungeheuer schob sich in die Station hinein. Ein Zischen und Rumpeln war zu hören. Auf dem Bahnsteig gerieten die Wartenden in Bewegung. Man näherte sich dem Zug, dessen Türen sich öffneten und die Fahrgäste ausspien.
Danach betraten die neuen Fahrgäste die Wagen. Fox war einer der Letzten, die in einen Wagen stiegen.
Der Zug war nicht voll besetzt. So hatte Mason Fox kein Problem, einen Sitzplatz zu finden.
Er hockte sich hin und schaute nach vorn. Ihm gegenüber saßen drei Typen mit dunklen Mützen auf den Köpfen. Sie sprachen nicht miteinander und starrten vor sich hin.
Überhaupt waren die Menschen in der Bahn recht still. Es gab so gut wie keine Gespräche, und wenn, dann unterhielt man sich leise.
Hin und wieder waren Musikfetzen aus einem Walkman zu hören, das war aber auch alles. Man konnte sich trotz der anderen Menschen einsam fühlen, und so ging es auch Mason Fox.
Seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Immer wieder liefen die Szenen der nahen Vergangenheit wie ein Film vor seinen Augen ab.
Und je öfter er sich wiederholte, umso mehr trat der Besuch bei den Kollegen in den Hintergrund. Der Großvater und die Erinnerungen an ihn drängten sich wieder in den Vordergrund.
Er dachte daran, dass der alte Harold Fox auch im hohen Alter vom Geist her noch topfit gewesen war. Kein Anzeichen von Demenz oder Alzheimer. Er hätte sogar mit seinem Enkel über politische Themen diskutieren können, und er hatte Mason viel erzählt.
Von den Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts, in dem so viel geschehen war. Da hatte Mason stets genau hingehört, denn sein Großvater verstand es, spannend und plastisch zu erzählen.
Er lächelte, als er daran dachte. Aber die Erinnerungen machten ihn auch traurig, und Mason dachte daran, dass sein Großvater dieses Lebensende nicht verdient hatte.
Ob die anderen Fahrgäste sich unterhielten und welche Themen sie hatten, störte ihn nicht. Aber er starrte auch nicht mehr auf seine Füße, sondern schaute sich unauffällig um. Er sah kaum Business-Leute, dafür viele Frauen mit Einkaufstaschen oder Plastiktüten, die um diese Zeit die U-Bahn benutzten. Es gab auch Fahrgäste, die in Zeitungen oder Büchern lasen. Andere schauten aus den Fenstern, während andere einfach nur vor sich hinstarrten und ihren Gedanken nachhingen.
Mason Fox hatte sich wieder gefangen. Er wollte nicht in Trauer versinken und sich selbst verrückt machen.
Er schaute wieder hoch und drehte den Kopf nach rechts. Da er in den letzten Wagen gestiegen war, konnte er durch die Scheibe in den dunklen Tunnel schauen, auch wenn die Sicht durch den Schmutz auf dem Fenster nicht besonders klar war.
Etwas störte ihn.
Zuerst wollte er darüber lachen. Aber es wurde nicht mal ein Grinsen, als er sah, dass sich vor dem Fenster etwas tat.
Oder war es dahinter?
Er spürte, dass sich in seinem Innern etwas zusammenzog, denn das, was er hinter der Scheibe sah, war einfach verrückt und unglaublich. Das konnte es nicht geben.
Es existierte trotzdem. Draußen vor der Scheibe schwebte eine Gestalt. Sie hatte den Umriss eines menschlichen Körpers, sie war bleich und hatte ein Gesicht, in das sich tiefe Furchen gegraben hatten.
Das dünne Weißhaar wehte auf dem Kopf, und genauso war es auch bei Masons Großvater gewesen…
***
Der junge Polizist verstand die Welt nicht mehr. Er hockte wie festgeklebt auf seinem Sitz, und ihm wurde innerlich kalt.
Verrückt!, dachte er dann. Ich bin verrückt. Ich drehe mittlerweile durch, weil meine Nerven durch die letzten Vorkommnisse einfach zu angeschlagen sind.
Es war Harold Fox!
Daran zweifelte sein Enkel nicht mehr, als er zum zweiten Mal hinschaute.
Er wusste in diesem Augenblick nicht, wie er sich verhalten sollte.
Sitzen bleiben? Wegrennen. Oder einfach so tun, als hätte er die Gestalt nicht gesehen?
Bei ihm war einiges durcheinander geraten. Er scharrte mit den Füßen auf dem Boden. Er wusste, dass er bleich geworden war. Sein Atem ging schwer und mühsam. Dann schoss ihm wieder das Blut in den Kopf.
Er war da!
Er bewegte sich sogar und schien nach dieser Bewegung endlich auch das letzte Hindernis überwunden zu haben, denn er schwebte in das Innere der Bahn.
Er kam sogar näher. Es war kein Laut zu hören. Wenn Mason gekonnt hätte, wäre er aufgesprungen und hätte sich beim nächsten Halt aus dem
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