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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lassen. Mir war nicht nur das Auftauchen der verdammten Ratten seltsam vorgekommen, es gab auch noch etwas anderes, was mich störte.
    Okay, wir befanden uns auf dem Land, auch wenn dieser Ort nicht weit von der Metropole London entfernt lag. Hinzu kam, dass wir heute Sonntag hatten, auch das berücksichtigte ich. Beides allerdings war für mich keine Erklärung für diese ungewöhnliche Ruhe, die hier herrschte. Hier konnte doch nicht alles eingeschlafen sein.
    Irgendwo musste es doch noch etwas geben, das an Leben erinnerte.
    Da der Tank noch bis zur Hälfte gefüllt gewesen war, dauerte es nicht lange, bis er nichts mehr fassen konnte.
    Ich drehte den Deckel drauf, las ab, was ich zahlen musste, und wollte mich dem Bau zuwenden, als die Tür von innen geöffnet wurde.
    Jane Collins trat nach draußen. Und wie sie das tat, ließ sofort das Misstrauen in mir hoch steigen.
    »Ist was?« fragte ich sie.
    »Ja, und nein.« Sie kam zwei Schritte näher. »Es ist niemand da.«
    »Bitte?«
    »Ja, ich habe keinen Tankwart gefunden. Du musst das Geld schon auf die Theke legen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das gibt es doch nicht.«
    »Schau selbst nach.« Jane wollte auch wieder zurückgehen. Sie drehte sich um, öffnete, die Tür ein Stück weit, schaute dabei aber im Gegensatz zu mir nicht nach unten. Und so sah nur ich die Ratte, die dicht an Janes Füßen vorbei durch die offene Tür huschte, vor mir einen Schwenk machte und blitzschnell fortrannte.
    »Verdammt!«
    Jane hörte meinen Fluch und starrte mich an. »Was ist denn los mit dir?«
    »Da war eine Ratte!«
    »Wie bitte?«
    Ich beschrieb ihr den Weg, den sie genommen hatte. Sie schaute auch dorthin, mit den Gedanken allerdings war sie ganz woanders, das entnahm ich ihrem nachdenklichen Blick.
    »Findest du es jetzt auch komisch, dass hier kein Tankwart die Kunden bedient?« fragte sie.
    »Ja, das finde ich.« Bereits eine Sekunde später war ich unterwegs zu ihr. Jane ließ mich vorgehen, und nicht ganz so forsch betrat ich den Verkaufsraum der Tankstelle.
    Auch hier herrschte die ungewöhnliche Stille.
    Es sah hier aus wie in allen Tankstellengebäuden. Da gab es die Theke, dann sah ich vor dem Fenster die Regale. Die Tankstellen glichen sich international immer mehr an. Zwei Automaten sah ich auch. Man konnte sich ein Heißgetränk ziehen, und der andere Automat bot Süßigkeiten an.
    Man musste um die Theke herumgehen, um die Kasse zu erreichen. Zeitungen lagen auch bereit. Nichts war durcheinander, nichts angefressen, das auf einen Überfall von Ratten hingedeutet hätte.
    Das hätte uns eigentlich beruhigen können. In Wirklichkeit war es nicht so. Da machten wir uns schon unsere Gedanken.
    Wer hinter die Theke ging, konnte auch eine Tür öffnen, die sich an der Seite befand. Sie war geschlossen. Im Moment stand Jane Collins davor und nagte auf ihrer Unterlippe.
    »Ich habe so ein verdammt komisches Gefühl, John«, sagte sie und schaute mich dabei an.
    »Nicht nur du.«
    »Willst du zuerst gehen?«
    Ich war dafür. Vorher allerdings hängte ich das Kreuz außen vor meine Brust. Sicher war sicher.
    Es war kein Problem, die Tür zu öffnen. Dahinter lag ein schmaler Flur. Es war leider sehr dunkel. Ich fand den Lichtschalter.
    Herumstehende Kartons machten den Flur noch enger. Sie sahen normal aus, an keinem hatten Ratten genagt, aber die waren wahrscheinlich auf eine ganz andere Beute scharf.
    Jane Collins deutete auf eine schmale Tür. Sie führte in die Toilette. Es gab nur eine. Die konnte von Frauen und Männern benutzt werden. Die Tür war geschlossen, was uns eine gewisse Sicherheit gab, die allerdings verschwand, als ich sie vorsichtig öffnete und ein kühler Luftzug über mein Gesicht wehte.
    Der stammte von einem offenen Fenster.
    Es befand sich direkt über dem Toilettenbecken, auf dem in einer schrägen Haltung ein junger Farbiger mit halblangen Rastalocken lag. Er wäre zur Seite auf den Boden gefallen, hätte ihn die geflieste Querwand nicht gehalten. Bis gegen sie war auch das Blut geklatscht, das aus der Halswunde gespritzt war, denn die verdammten Nager hatten dem Mann die Kehle durchgebissen…
    ***
    In Situationen wie dieser steht man da und kann weder etwas sagen noch denken. Man kann nur staunen, und dafür sorgte zumeist das Entsetzen, das den Menschen umklammert hielt.
    In unserem Fall wurden wir davon eingefangen. Beide hielten wir den Atem an, bis Jane es nicht mehr aushielt und flüsterte: »Das sind Bestien, grausame

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