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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bestien!«
    Sie hatte recht. Aber ich relativierte es in Gedanken. Diese Ratten waren erst zu Bestien gemacht worden, und ich wollte die Person haben, die dahintersteckte.
    Um mehr sehen zu können, schaltete ich meine Leuchte ein. Ich schaute mir den Kopf des Toten genau an. Die Ratten hatten nicht nur die Kehle durchgebissen, sie waren auch schon damit beschäftigt gewesen, sich weiter in seine Haut zu nagen. Aber da waren sie wohl von uns gestört worden. Einen Nager hatten wir durch die normale Tür fliehen sehen, die anderen mussten wohl durch das offene Fenster verschwunden sein, denn wir gingen nicht davon aus, dass hier nur eine Ratte gewütet hatte.
    Ich leuchtete auch in die Ecken, um sicher zu sein, dass sich dort kein Tier versteckt hielt.
    Es war so. Nur ihren Kot sah ich. Anschließend folgte ich Jane nach draußen. Hinter der Theke stand sie und strich durch ihr blasses Gesicht. Sie hob die Schultern und fragte mit leiser Stimme:
    »Was machen wir denn jetzt?«
    »Ratten suchen. Und ein Motiv finden für das, was sie getan haben.«
    »Willst du nicht die Kollegen alarmieren, John?«
    »Auf keinen Fall. Das heißt, später schon. Wir lassen den Toten hier liegen und schließen Fenster und Tür. Der Schlüssel steckt ja innen. Dann werden wir nach Woodside fahren und uns dort umsehen. Ich kann mir vorstellen, dass die Menschen dort etwas wissen, was mit den veränderten Ratten zu tun hat.«
    »Kann möglich sein.« Jane schaute nach draußen und schüttelte den Kopf. »Das ist fast wie im Internat am See. Da ging es plötzlich auch überraschend los.« Sie winkte ab. »Ich rede Unsinn, John. Aber das steckt alles noch in mir. Und jetzt geht es wieder los. Was wir hier sehen, das ist ganz und gar nicht normal.«
    »Stimmt.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Nicht besonders, Jane. Ich kann es nur nicht ändern. Man zerrt uns hinein in diesen verdammten Sog, und wir wissen nicht, wie wir da wieder rauskommen sollen.«
    »Schicksal?«
    »Ich habe noch keine bessere Erklärung dafür gefunden.«
    »Tja, und ich auch nicht.«
    Nach dieser Antwort ging ich noch mal in den Toilettenraum mit dem Toten und verschloss das Fenster und die Tür. Dann verließen wir den Verkaufsraum und fuhren in Richtung Woodside.
    Ratten liefen uns nicht mehr über den Weg.
    ***
    Der kleine Ort in dieser leicht welligen Landschaft öffnete sich uns mit weit ausgebreiteten Armen. Dieser Vergleich schoss mir jedenfalls durch den Kopf. Es war eine ruhige Ortschaft. Die Häuser wirkten nicht abweisend, die Straßen waren auch nicht zu eng. Man konnte tief durchatmen, und mir fiel auf, dass die Menschen, die hier wohnten, sehr auf Sauberkeit achteten.
    Das war trotz des trüben Wetters zu sehen. Alles wirkte weniger grau als in anderen Ortschaften, die ich kannte. Fassaden und Fensterrahmen waren in den verschiedensten Farben gestrichen worden.
    Manche grün, andere wieder blau, und es gab auch welche, die mit ihrer tizianroten Farbe nach Schweden gepasst hätten.
    Das alles fiel uns sofort auf. Die Straße, die ins nahe Zentrum führte, ging nicht nur geradeaus, sie beschrieb innerhalb des Ortes auch zwei Kurven.
    Aus der Ferne hatten wir die Autofahrer und auch Fußgänger in Woodside gesehen. Jetzt war niemand mehr zu sehen. Wir rollten hinein in eine unnatürliche Stille und sahen keinen Menschen im Freien.
    »Die haben sich doch nicht alle vor dem bald einsetzenden Schneefall in ihre Häuser verzogen«, meinte Jane.
    »Da bin ich deiner Meinung.«
    »Die Ratten?«
    »Was sonst?«
    Jane zeigte sich überrascht. »Meinst du, dass sie hier schon die Herrschaft übernommen haben?«
    »Vorstellen kann ich es mir, obwohl man nichts sieht.«
    Weiterhin fuhren wir an den schmucken Häusern vorbei. Im Sommer wurden sie vom Laub der nahe stehenden Bäume beschattet.
    Zu dieser Jahreszeit hatten wir freie Sicht, und ich hörte, wie Jane mit scharfer Stimme fragte: »Was ist das denn?«
    Sie hatte als Erste die Absperrung gesehen. Dahinter stand ein Wagen der Feuerwehr. Vor einem Haus drängten sich Menschen zusammen.
    Wir rollten mit dem Golf langsam auf das rotweiße Trassierband zu, das quer über die Straße gespannt war. Es war an den gegenüberliegenden Hauswänden befestigt. Der schwache Wind ließ es flattern.
    Ich stoppte.
    Neben mir nickte Jane Collins heftig. »Ich esse drei Besen hintereinander, wenn dies hier nicht mit den verdammten Ratten in einem Zusammenhang steht.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Man kann sie hier gejagt haben.

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