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1499 - Rattenwelt

1499 - Rattenwelt

Titel: 1499 - Rattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Einschnitte in der breiten Wand. Ein wenig erinnerte sie mich an die Kathedrale der Angst in Südfrankreich. Auf die ging man ähnlich zu wie hier auf die dunklen Felsen, an denen sich an einigen Stellen der Schnee regelrecht festgekrallt hatte.
    Auch die Ratten merkten, wie nahe sie ihrem Ziel waren, wo sie sich wohl fühlen konnten. Sie hielt es nicht mehr in unserer Nähe.
    Mit den Blicken verfolgte ich die Spur der grauen wuselnden Körper, die plötzlich verschwanden, als wären sie in ein tiefes Loch gefallen.
    Sie hatten ihr Ziel erreicht. Bei uns dauerte es noch etwas. Ich hörte meine Begleiterin sprechen. Nur galten die leisen Worte nicht mir, sie redete mit sich selbst und sprach flüsternd von den wahren Herrschern der Erde.
    Irgendwo musste ich ihr recht geben. Es gab mehr Ratten als Menschen auf diesem Globus. Nur sah man diese Tiere nicht so oft, doch wenn sie auftraten, dann oft in Massen wie hier.
    Ich wollte nicht behaupten, dass plötzlich alles blitzschnell ging.
    Aber es war schon überraschend für mich, als ich plötzlich in der Wand das Loch sah, das der Eingang zu einer Höhle sein konnte.
    »Da ist es!«
    »Sicher!« Ich drückte meine Hand in Claras Rücken. »Ich denke, wir sollten weitergehen.«
    »Nein, ich bleibe.«
    »Fürchtest du dich?«
    »Auf keinen Fall. Aber ich weiß, dass er kommen wird. Er ist nicht feige. Er hat auf uns gewartet, und jetzt kommt er.«
    Clara musste ihren King wirklich besonders gut kennen, denn am Eingang der Höhle entstand tatsächlich eine Bewegung. Noch erkannte ich nicht viel, aber mir fielen zwei rote Punkte auf, die sich im Dunkel des Felsspalts leicht hin und her bewegten.
    Urplötzlich war er da. Zusammen mit seinen Ratten trat er hinaus in den hellen Schnee, und ich hielt den Atem an, denn mit einer derartigen Gestalt hätte ich niemals gerechnet…
    ***
    In meinem Leben war ich schon einigen Kreaturen der Finsternis begegnet, aber diese Gestalt war schon ein besonderes Exemplar, was das Aussehen anging. Sie war eine Mischung aus Alien und Ratte, und ich wunderte mich darüber, dass sich ein Mensch wie Clara Seymour auf ihre Seite stellen konnte. Das wollte mir einfach nicht in den Kopf.
    Eine riesiger Kopf. Zu vergleichen mit einem Ballon, dessen Haut Falten geworfen hatte. Ein kleines Gesicht, das zusammengepresst wirkte. Dabei hatte sich auch der Mund verändert. Zwei Rattenzähne schauten aus ihm hervor, als warteten sie darauf, mich annagen zu können.
    Der übergroße Kopf hatte wirklich Ähnlichkeit mit dem eines Bewohners eines anderen Sterns. Die Haut war recht hell. Sie schien sogar von innen zu leuchten und brauchte den Vergleich mit einem Mond nicht zu scheuen.
    Böse, rote Augen starrten mich an. Sie schienen mich mit ihren Blicken durchbohren zu wollen, und um den kleinen Körper herum wieselten die Ratten in einer wilden Vorfreude.
    »Das ist er!« flüsterte Clara. »Das ist mein King. Das ist der wahre Herrscher.«
    Ich lachte spöttisch und sagte: »Ach ja, ist er das? Für mich nicht. Er ist nur eine dreckige Kreatur der Finsternis, die nicht auf diesen Erdball gehört und deshalb vernichtet werden muss.«
    »Versuch es nur, versuch es…« Ihre Stimme glitt weg, denn ich ging bereits auf den Rattenking zu.
    Der große Kopf saß auf einem dünnen, mit Fell bedeckten Körper.
    Auch hier vermischte sich Menschliches mit dem Tierischen. Kurze Beine mit gebogenen Füßen, ebenfalls kurze Arme, aber mit Händen, die Krallen waren.
    Die Ratten um ihn herum wurden unruhig. Das merkte er, und aus seinem Mund drang plötzlich ein Zischen. Für die Ratten war es so etwas wie ein Befehl, dem sie augenblicklich nachkamen, denn durch ihn wurden sie auf einen Feind aufmerksam gemacht.
    Plötzlich stand ich im Mittelpunkt.
    Und ich fühlte mich alles andere als wohl. Zwar waren Ratten verglüht, die mich angesprungen hatten, ob das jetzt auch zutreffen würde, wusste ich nicht.
    Ein Trio war plötzlich da.
    Gleichzeitig stießen sie sich ab.
    Ich erlebte den Aufprall der Tiere an drei verschiedenen Stellen meines Körpers, auch das Kratzen ihrer Füße, aber das war auch alles. Wieder reagierte mein Kreuz. Die unter dem Einfluss der Kreatur stehenden Tiere wurden von der Macht meines Talismans erfasst. Sie quiekten noch auf, rutschten dann ab, und verglühten auf dem Weg zum Erdboden. Die Asche fiel in den weichen Schnee, der sich dort grau färbte.
    Dieser Sieg trieb mich an. Ich näherte mich dem Rattenmonster, das plötzlich nervös geworden

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