14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)
oben gehen und die Badezimmertür aufsperren.«
»Frank! Ich habe dir gesagt, du sollst einen Krankenwagen rufen!«
»Wir brauchen keinen Krankenwagen«, sagte ich. »Nimm bloß endlich mal einer Valerie von mir herunter!«
Meine Mutter half Valerie wieder auf die Beine. »Ist dem Baby auch nichts passiert? Hast du dich verletzt? Ich fasse es nicht, dass du einfach aus dem Fenster gestiegen bist.«
»Was ist mit mir?«, empörte ich mich. »Ich bin schließlich auch vom Dach gefallen.«
»Du fällst andauernd«, sagte meine Mutter. »Du bist ja schon mit sieben Jahren vom Garagendach gefallen. Und heute schießen wildfremde Leute auf dich.« Sie schimpfte mit erhobenem Zeigefinger. »Du hast einen schlechten Einfluss auf deine Schwester. Früher hätte sie so etwas nie gemacht.«
Ich lag noch immer auf Diesels Bauch, ein ganz angenehmes Gefühl.
»Ich wusste, dass Sie irgendwann auf mich zukommen würden«, sagte Diesel zu mir.
Ich wurde wütend. »Nie im Leben würde ich so was tun!« Der Pager an meinem Gürtel summte. Ich wälzte mich von Diesel herunter und las die Digitalanzeige. Es war Randy Briggs. Ich stand auf und ging ins Haus, um vom Festnetz aus zu telefonieren, während Diesel nach oben ging, um die Badezimmertür zu öffnen.
Mein Vater folgte Diesel ins Badezimmer. »Frauen«, sagte er. »Hat unsereins nicht was Besseres verdient?«
Ich wartete an der Haustür, bis Diesel wieder nach unten kam. »Randy hat einen Termin für ein Vorstellungsgespräch bekommen«, sagte ich. »Er ist unterwegs. Ich habe die Adresse.«
»Du wolltest doch mit mir shoppen gehen«, sagte Valerie.
»Du musst alleine shoppen«, sagte ich. »Ich muss unbedingt Sandy Claws auftreiben. Wieso arbeitest du eigentlich nicht?«
»Ich kann Albert nicht unter die Augen treten. Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll.«
»Jetzt kapier ich gar nichts mehr«, sagte Diesel. »Was hat Albert denn mit ihrer Arbeit zu tun?«
»Albert ist Valeries Chef.«
»Das ist ja wie in einer Vorabendserie bei euch«, sagte Diesel.
»Wie siehst du überhaupt aus?«, fragte mich meine Mutter. »Wir haben bald Weihnachten, und du trägst nichts Rotes.« Sie löste eine Tannenbaum-Anstecknadel von ihrer Bluse und befestigte sie an meiner Jacke. »Hast du dir schon einen Baum gekauft?«, wollte sie wissen.
»Dazu bin ich noch nicht gekommen. Keine Zeit.«
»Dafür musst du dir Zeit nehmen«, sagte meine Mutter. »Bevor du dich versiehst, ist dein Leben vorbei, und du bist tot. Was dann?«
»Du hast doch schon einen Baum, oder?«, sagte ich. »Kann ich nicht deinen benutzen?«
»Junge, Junge«, sagte meine Oma. »Du hast wirklich von nichts eine Ahnung.«
Diesel kam zu mir. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben und lächelte.
»Gehen Sie schon mal zum Auto«, sagte ich zu ihm. »Und hören Sie auf, so zu lächeln.«
»Wir haben Weihnachten«, sagte Diesel. »An Weihnachten machen alle Menschen ein freudiges Gesicht.«
»Warte«, sagte meine Mutter. »Ich hole dir noch schnell was zu essen für unterwegs.«
»Keine Zeit«, sagte ich. »Ich muss gleich los.«
»Es dauert nur eine Minute!« Sie war bereits in der Küche, und ich hörte, wie die Kühlschranktür geöffnet und wieder geschlossen wurde, danach Schränke und Schubladen. Dann kehrte sie mit einem Fressbeutel zurück.
»Danke«, sagte ich.
Diesel guckte in den Beutel und holte ein Plätzchen heraus. »Schoko-Chip. Meine Lieblingssorte.«
Langsam konnte man den Verdacht haben, dass jede Sorte seine Lieblingssorte war.
Als wir wieder im Auto saßen, wandte ich mich Diesel zu. »Ich will mehr über Sie wissen. Wer sind Sie?«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wenn ich nicht in Ihre Küche gebeamt worden wäre, brauchten wir diese Unterhaltung nicht zu führen. Wenn Sie mir auf der Straße begegnet wären, hätten Sie mich für einen ganz normalen Mann gehalten.«
»Sie sind also stark und können Türschlösser öffnen. Gibt es noch etwas, was Sie besonders gut können?«
Diesel lachte mich an.
»Das glauben alle Männer«, sagte ich.
Diesel stieß auf die Hamilton Avenue und bog links ab. »Was haben Sie mit Claws vor, wenn Sie ihn finden?«
»Ich übergebe ihn der Polizei. Dann meldet sich mein Vetter Vinnie beim Gefängnis und holt Claws ein zweites Mal gegen Kaution wieder raus.«
»Und warum macht Vinnie das?«
»Weil er sein Geld damit verdient. Claws hat einen Kleinbetrieb, und als Sicherheitsleistung hat er sein Haus verpfändet. Vinnie geht also
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