14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)
was kommt dabei heraus - eine abgefackelte Plastikfigur. Und nicht mal die richtige Figur. Erbärmlich.«
»Ich habe alles gesehen«, sagte eine Frau. »Ich war auf der Veranda, um zu gucken, ob mein Licht brennt, da stürzt auf einmal ein Feuerball vom Himmel und fällt auf die Garage der Pattersons. Dann kommt ein zweiter Ball und haut den armen Santa Claus vom Dach. So was habe ich noch nie gesehen. Santa flog einfach vom Dach!«
»Hat sonst noch jemand die Feuerbälle gesehen?«, fragte Diesel in die Runde.
»Gegenüber von Sandys und Elaines Haus, auf dem Bürgersteig, war ein Mann, aber der ist verschwunden. Ein älterer Herr, er war ziemlich durcheinander.«
Ein Polizeiauto fuhr mit heulender Sirene vor, dicht gefolgt von einem Löschfahrzeug der Feuerwehr, und Schläuche wurden bis zur Garage ausgerollt.
Elaine stand auf ihrer Veranda. Sie hatte sich einen schweren dicken Mantel um ihren fülligen Körper gewickelt, um den Mund ein trotziger Zug.
Diesel legte einen Arm um meine Schultern. »Also, Partner. Reden wir noch mal mit Elaine.«
Elaine zog den Mantel noch fester um sich, als wir anrückten. »Der verrückte alte Kerl«, sagte sie. »Er kann einfach nicht damit aufhören.«
»Haben Sie ihn gesehen?«, fragte Diesel.
»Nein. Ich habe nur so ein elektrisches Knistern gehört, und da wusste ich, dass er irgendwo da draußen steckt. Als ich auf der Veranda stand, war er schon wieder weg. Sieht ihm ähnlich, sogar an Weihnachten keine Ruhe zu geben. Der Mann ist das Böse in Person.«
»Sie sollten besser nicht hier im Haus bleiben«, sagte Diesel. »Können Sie woanders hingehen, bis die Gefahr vorüber ist? Soll ich Ihnen ein sicheres Quartier besorgen?«
Elaine reckte ihr Kinn ein Millimeterchen vor. »Ich verlasse mein Haus nicht. Ich muss Plätzchen backen. Außerdem muss jemand da sein, der die Vogeltränken im Hinterhof auffüllt. Die Vögel verlassen sich darauf. Ich passe auf Sandor auf, seit mein Mann tot ist, und das ist fünfzehn Jahre her. In der Zeit musste ich nicht ein einziges Mal in ein sicheres Quartier umziehen.«
»Sandor konnte Sie immer beschützen. Jetzt, wo seine Kräfte nachlassen, müssen Sie vorsichtiger sein«, sagte Diesel.
Elaine biss sich auf die Unterlippe. »Sie müssen mich entschuldigen. Ich muss mich wieder ans Backen machen.«
Elaine zog sich ins Haus zurück, und Diesel und ich blieben auf der Veranda. Der Brand war so gut wie gelöscht, und eine Frau, vermutlich Mrs. Patterson, versuchte, die Reste von Santa Claus mit einem Bratenwender vom Bürgersteig zu kratzen.
Das Handy in meiner Tasche klingelte.
»Wenn das wieder Ihre Schwester ist, werfe ich Ihr Handy in den Fluss«, sagte Diesel.
Ich nahm das Handy aus der Tasche und drückte gleich die Off-Taste. Ich wusste auch so, dass es meine Schwes - ter war. Und es bestand durchaus eine reelle Chance, dass Diesel seine Drohung wahr machte.
»Was jetzt?«, fragte ich Diesel.
»Lester weiß, wo die Fabrik ist.«
»Das können Sie vergessen. Ich gehe nicht noch mal in dieses Rattenloch.«
Diesel lachte mich aus. »Was ist los? Hat unsere große tapfere Kopfgeldjägerin Angst vor kleinen Menschen?«
»Diese falschen Elfen sind irre. Und gemein sind sie auch!«
Diesel zerzauste mir das Haar. »Keine Angst. Ich werde nicht zulassen, dass sie gemein zu Ihnen sind.«
Na, super.
Diesel stellte den Wagen ein paar Häuser von dem Personalbüro entfernt ab, und wortlos starrten wir auf die Einsatzfahrzeuge vor uns. Feuerwehr, Krankenwagen und vier Polizeiautos. Die Fenster und der Eingang zu dem Ladenlokal waren zerschlagen, auf dem Bürgersteig stand ein verkohlter Stuhl.
Wir stiegen aus und gingen auf zwei Polizisten zu, die ich kannte, Carl Costanza und Big Dog. Sie standen tatenlos herum, Hände am Gürtel eingehakt, und nahmen den Schaden mit einem Eifer in Augenschein, den man sonst nur fürs Zugucken beim Graswachsen aufbringt.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Feuer. Randale. Das Übliche. Sieht ziemlich eklig aus da drin«, sagte Carl.
»Leichen?«
»Das nicht, aber Plätzchen. Überall zermantschte Plätzchen.«
Big Dog hatte ein halbes Elfenohr in der Hand. Er hielt es hoch und sah es sich an. »Und diese Dinger hier.«
»Das ist ein Elfenohr«, sagte ich.
»Ja, ich weiß. Nur diese Ohren, mehr ist von den kleinen Scheißern nicht übrig geblieben.«
»Sind sie verbrannt?«, fragte ich.
»Nein. Weggelaufen«, sagte Carl. »Hätte ich nicht gedacht, dass diese kleinen Zwerge so
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