14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)
Zähne, wenn er so ein ganzes Teilchen isst.«
»Wir machen Fortschritte«, sagte Diesel. »Sie haben nicht gleich losgeschrien, als Sie mich gerade eben hier stehen sahen. Und Sie haben den Kaffee und die Donuts nicht nach Gift abgeschmeckt.«
Ich sah mir die Brühe in meiner Tasse an und bekam sofort Panik. »Wo habe ich nur meinen Kopf«, sagte ich.
Eine halbe Stunde später parkten wir in einer Nebenstraße, mit Blick auf Briggs’ Wohnung. Briggs wollte heute seinen neuen Job anfangen, und wir wollten ihm nachspionieren. Er würde uns zu der Spielwarenfabrik führen, ich würde Sandy Claws ausfindig machen, ihm Handschellen anlegen, und dann - endlich -, dann konnte ich Weihnachten feiern.
Punkt Viertel nach acht kam Randy Briggs aus dem Haus und stieg in ein speziell für seine Bedürfnisse angefertigtes Auto. Er ließ den Motor an, fuhr von dem Parkplatz herunter und steuerte Richtung Route 1. Wir klemmten uns hinter ihn, ein paar Wagen zwischen uns, und ließen Briggs nicht aus den Augen.
»Also gut«, sagte ich zu Diesel. »In Levitation sind Sie durchgefallen, und Blitze können Sie anscheinend auch nicht erzeugen. Haben Sie überhaupt ein spezielles Talent? Was haben Sie denn so im Angebot?«
»Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich habe ein besonderes Talent, Menschen aufzuspüren. Ich habe eine stark ausgeprägte sensorische Wahrnehmung.« Er sah mich schief von der Seite an. »Hätten Sie nicht gedacht, dass ich solche Wörter kenne, was?«
»Sonst noch was? Können Sie fliegen?«
Diesel seufzte. »Nein. Fliegen kann ich nicht.«
Briggs blieb für gut anderthalb Kilometer auf der Route 1, dann nahm er die nächste Ausfahrt und bog in ein Gewerbegebiet ab. Er ließ drei Betriebe links liegen, bevor er auf einen Parkplatz fuhr, neben einem eingeschossigen roten Ziegelbau, der schätzungsweise 500 Quadratmeter groß war. Irgendein Firmenschild, das auf den Namen oder das Produkt des Unternehmens hinwies, war nicht zu erkennen. Die einzige Dekoration war ein Spielzeugsoldat vor der Eingangstür.
Wir gaben Briggs eine halbe Stunde Vorsprung, damit er in Ruhe ankommen und sich zurechtfinden konnte. Dann gingen wir über den Parkplatz auf das Gebäude zu, stießen die Doppeltür aus Glas auf und standen in einem kleinen Empfangsraum. Die Wände waren in hellen Gelbund Blautönen gestrichen. An einer Wand standen aufgereiht mehrere Stühle, eine Hälfte klein, die andere groß. Ein Schreibtisch grenzte den Empfang vom eigentlichen Bürobereich ab, der aus mehreren kleinen Arbeitsnischen bestand. In einer davon saß Briggs.
Die Frau am Schreibtisch sah zu Diesel und mir auf und sagte mit einem Lächeln: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Wir möchten gerne zu Sandy Claws«, sagte Diesel. »Mr. Claws ist heute Morgen nicht da«, antwortete die Frau. »Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen.«
Briggs’ Kopf schnellte hoch, als er Diesels Stimme vernahm. Er sah uns an, und Sorgenfalten erschienen auf seiner Stirn.
»Erwarten Sie ihn heute noch?«, fragte ich die Dame.
»Schwer zu sagen. Er kommt und geht, wann er will.«
Wir verließen das Gebäude, und im Auto rief ich noch mal in der Firma an und verlangte Briggs.
»Rufen Sie mich hier nicht an«, sagte Briggs. »Der Job ist toll. Den will ich mir von Ihnen nicht vermasseln lassen. Und ich werde Sie auch nicht weiter auf dem Laufenden halten.« Aufgelegt.
»Dann müssen wir das Gebäude eben überwachen«, sagte ich zu Diesel. Ich wusste auch, was ich lieber täte: mir die Augen ausstechen.
Diesel rückte mit seinem Sitz nach hinten und streckte die Beine aus. »Ich bin alle«, sagte er. »Ich habe eine Nachtschicht hinter mir. Wollen Sie nicht die erste Tagesschicht übernehmen?«
»Was für eine Nachtschicht haben Sie denn hinter sich?«
»Sandor und Ring verbindet eine lange Geschichte mit Trenton. Ich habe gestern Abend, nachdem ich mich von Ihnen verabschiedet hatte, noch mal Rings alte Schlupfwinkel abgeklappert, aber es ist nichts dabei herausgekommen.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust und fiel anscheinend umgehend in Schlaf.
Ich übernahm die erste Schicht. Um halb elf klingelte mein Handy.
»Hallo, Mädel«, sagte Lula. »Was liegt an?«
Lula macht die Ablage in Vinnies Kautionsbüro. In ihrem früheren Leben war sie mal Prostituierte gewesen, aber seitdem hatte sich ihr Lebenswandel gebessert, nur ihre Garderobe war die gleiche geblieben. Lula ist eine üppige Frau, die die besondere Herausforderung liebt, sich
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