14a Stephanie Plum: Der Winterwundermann (Visions of Sugar Plums)
gleich Spielzeug kaufen. Aber erst nachdem ich mir ein Auge ausgestochen und mir die Kehle aufgeschlitzt habe.«
An den Wänden standen Regale, aber sie waren leer, und auf dem Boden verstreut lagen Spielzeugeisenbahnen, Brettspiele, Puppen, Actionfiguren und Stofftiere.
»Merkwürdig«, sagte ich. »Warum liegt das ganze Spielzeug auf dem Boden?«
Diesel sah sich um. »Vielleicht hatte hier jemand einen Wutanfall.« Auf einem kleinen Tresen stand eine alte Registrierkasse. Diesel drückte eine Taste, und die Schublade sprang auf. »Sieben Dollar und fünfzig Cents«, sagte er. »Das Geschäft läuft wohl nicht so gut.« Er durchquerte den Raum und probierte den Hinterausgang. Die Tür war nicht verschlossen. Er machte sie auf und spähte in den hinteren Raum. »Hier gibt es auch nicht viel zu sehen«, sagte Diesel.
Zwei lange Metall-Klapptische und einige Klappstühle standen herum, auf den Tischen unbearbeitetes Holzspielzeug in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung, hauptsächlich klobig geschnitzte Tiere und noch klobiger geschnitzte Eisenbahnzüge. Die Waggons waren durch Haken und Ösen miteinander verbunden.
»Sehen Sie sich mal um! Vielleicht finden Sie irgendwo die Adresse der anderen Produktionsstätte«, sagte ich. »Sie könnte auf einem Versandetikett oder einer Schachtel stehen. Vielleicht findet sich auch ein Zettel mit einer Telefonnummer.«
Wir durchsuchten beide Räume, fanden aber weder eine Adresse noch eine Telefonnummer. Im Papierkorb war nur eine zerknüllte Bäckertüte von Baldanno’s. Sandy Claws war also ein Leckermaul. Einen Telefonanschluss gab es hier offenbar nicht. Auf der Kautionsvereinbarung war auch keine Telefonnummer vermerkt, nicht einmal eine Handynummer. Aber das musste nicht heißen, dass es keine gab.
Wir verließen das Geschäft und schlossen die Eingangstür hinter uns ab. Als wir am Auto waren, auf dem Parkplatz gegenüber, schauten wir noch mal zurück. »Fällt Ihnen irgendwas Ungewöhnliches auf?«, fragte ich Diesel.
»Das Geschäft hat gar keinen Namen«, sagte Diesel. »Es gibt nur diese Tür mit einem kleinen ausgestanzten Holzsoldaten drauf.«
»Was ist denn das für ein Spielzeuggeschäft, das keinen Namen hat?«
»Wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass über der Tür mal ein Schild gehangen hat«, sagte Diesel. »Es wurde abmontiert.«
»Wahrscheinlich ist das alles nur Fassade. In Wahrheit ist das eine Briefkastenfirma.«
Diesel schüttelte den Kopf. »Dann würde es einen Telefonanschluss geben. Und wahrscheinlich auch Computer. Aschenbecher, Zigarettenkippen.«
Ich sah ihn neugierig an.
»Ich gucke auch Fernsehen«, sagte er.
Na gut. Egal. »Ich fahre jetzt zu meinen Eltern«, sagte ich. »Soll ich Sie irgendwo absetzen? Einkaufszentrum, Billardkneipe, Läusepension, Obdachlosenheim …«
»Das verletzt mich ganz schön. Wollen Sie nicht, dass ich Ihre Eltern kennenlerne?«
»Wir sind kein festes Paar.«
»Mein Auftrag lautet, Sie ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu versetzen, und ich nehme meine Arbeit sehr ernst.«
Genervt sah ich ihn an. »Sie nehmen Ihre Arbeit nicht ernst. Eben haben Sie mir noch gesagt, dass Sie Weihnachten überhaupt nicht mögen.«
»Ich wurde überrumpelt. Weihnachten ist normalerweise nicht mein Ding. Aber langsam finde ich Gefallen dran. Merkt man das nicht? Sehe ich nicht schon viel munterer aus als eben?«
»Sie wird man wohl nicht so schnell wieder los, was?«
Er schaukelte auf den Fersen, Hände in den Hosentaschen, breites Grinsen im Gesicht, wie eingemeißelt. »Nein.«
Ich tat einen Stoßseufzer, ließ den Motor an und fuhr vom Parkplatz herunter. Es war keine Weltreise bis zum Haus meiner Eltern in Burg. Burg ist die Abkürzung für Chambersburg, einem kleinen Wohnviertel am Rand von Trenton. Ich bin geboren und aufgewachsen in Burg, und ich werde für den Rest meines Lebens ein Burger sein. Ich habe mal einen Versuch gemacht, woanders hinzuziehen, aber weit bin ich nicht gekommen.
Meine Eltern wohnen in einem kleinen zweigeschossigen, schindelverkleideten Häuschen, so wie die meisten anderen in Burg. Wand an Wand mit dem identischen Nachbarhaus. Die andere Doppelhaushälfte gehört Mabel Markowitz. Seit ihr Mann gestorben ist, wohnt sie allein. Sie putzt regelmäßig ihre Fenster, spielt zweimal die Woche Bingo im Seniorenheim und zieht aus jedem Zehncentstück drei Cents Gewinn.
Ich stellte meinen Wagen am Straßenrand ab, und Diesel sah sich die beiden Häuser an. Mrs.
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